Montag, 27. September 2010

Nichts Neues

In meiner Urlaubswoche lasse ich mich treiben. Eigentlich bringt mich aktuell nichts mehr aus der Ruhe, ich nehme die Dinge hin, wie sie sind bzw. wie ich sie wahrnehme. Resignation? Mag sein. Einerseits habe ich eine ungebändigte Energie in mir, andererseits kann ich sie nicht kanalisieren, bin seltsam passiv und ruhig. Auch bewege ich mich wenig in letzter Zeit, was mich am meisten beunruhigt. Auch das Schreiben fällt mir schwer, ich komme nicht in einen Rhythmus und bin blockiert.

Zur Zeit bin ich bloss ein Zuschauer meines eigenen Lebens.

Donnerstag, 23. September 2010

Unschlüssig

Die Frage "was will ich?" treibt mich in letzter Zeit stark an. Ich verbringe dann und wann meine Freizeit mit B. Wir gehen zusammen etwas essen oder trinken, gehen in die Sauna, ins Theater und dergleichen mehr. Die körperliche Nähe kommt auch nicht zu kurz und tut mir einerseits gut, andererseits verspüre ich auch ein gewisses Unbehagen, das ich allerdings (noch) nicht näher definieren kann, woher es kommt und was es mir sagen will. Ich komme mir zur Zeit wie ein Nomade vor, einer, der diese Lebensform allerdings nicht freiwillig gewählt hat.

Es gibt Momente, namentlich des Nachts, wenn ich plötzlich aufwache, da verspüre ich nur noch existenzielle Einsamkeit, ohne jedoch dabei verzweifelt zu sein. Depressiv bin ich nicht, ich stehe morgens gut auf, habe Appetit und bewege mich ordentlich. Die Arbeit erledige ich ohne Euphorie. Und ich habe einen intensiven Austausch mit meiner Tochter. Nun will ich den vielleicht letzten Sommerabend dieses Jahres geniessen. Den zauberhaften Rotwein aus der Toskana habe ich bereits eingekauft. Kochen wird meine Exfrau, ich werde für das Abwaschen zuständig sein.

Dienstag, 21. September 2010

ein netter Abend

Gestern Abend bei B. Smalltalk, Weisswein, dunkles Brot, Käse und Bündnerfleisch. Und Gewürzgurken. Ab und zu geht mir durch den Kopf: was mache ich da eigentlich? Ich will aber nicht grübeln, geniesse die Abendstimmung und die äussere Ruhe. Während sie spricht, bin ich zeitweise abwesend und woanders, was bestimmt nicht aus Boshaftigkeit geschieht. Ich versuche, mich ganz im Hier und Jetzt zu bewegen. Am Morgen danach ist frühes Aufstehen angesagt. Am Frühstückstisch wird nicht viel geredet. Smalltalk, aber auf Sparflamme, aber auch ohne Peinlichkeiten. Das dunkle Brot schmeckt gut, der Käse ist würzig, der Sonnenaufgang prächtig. Ein neuer Tag erwartet mich.

Ich bin auf einer ganz eigentümlichen Art und Weise müde, eine Welle kolossaler innerer Leere erfasst mich. Lichtblick: die anstehenden Herbstferien als illusionsbeladener Fluchtweg aus dem Alltag. Will ich zuviel vom Leben? Oder pointierter gefragt: was will ich eigentlich vom Leben? Ich drehe mich mental im Kreis.

Heute Abend bin ich allein zu Hause.
Gestern war ich nicht allein - und war es doch.

Sonntag, 19. September 2010

Was wäre, wenn?

Heute beim Radfahren habe ich mir die Frage gestellt, was ich täte, wenn ich die Diagnose "in sechs Monaten ist Ende Feuer mit meinem Leben" erhielte. Würde ich weiterleben wie bis jetzt? Oder die berühmte "Weltreise" in Angriff nehmen? "Endlich das tun", was ich "schon immer" tun wollte? Sicher ist, dass ich meine Tochter auf meinen baldigen Tod vorbereiten müsste. Das wäre ein schwieriges Unterfangen, aber es müsste sein. Für mich persönlich würde ich nichts Spezielles bzw. Anderes tun, mein Tagesablauf wäre wohl derselbe wie jetzt. Alles andere wäre eine Flucht, letztlich eine Flucht vor sich selbst. Vor allem hätte ich gar keine Kraft für "Anderes". Ich müsste mich umso mehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Mittwoch, 15. September 2010

Alltagstrott

Heute war ich auf der Suche nach dem inneren Gleichgewicht. Andere mögen in jenen Momenten etwa zur Zigarette greifen, als Nichtraucher verzichte ich gerne auf dieses monströse Beruhigungsmittel. Ich versuche mich vielmehr auf den Augenblick zu konzentrieren und damit im Hier und Jetzt zu sein. Ich merke, dass ich mich schlicht disziplinieren muss.

Ansonsten kann ich meinem Tagebuch nichts Spektakuläres anvertrauen. Der Alltagstrott schafft mich manchmal, dieses Abspulen der Existenz engt mich ein, gibt mir andererseits auch Strukturen. Ich weiss genau, wie der Tag morgen aussieht, es wird ein Tag ohne Überraschungen sein. Sitzung hier, Sitzung da, dazwischen lesen, telefonieren, schreiben, schwatzen. Einzige Überraschung wird sein, was ich morgen zum Mittagessen speisen werde.

Und heute Abend? Lesen mag ich nicht, da zu unkonzentriert und zu müde. Vermutlich reicht es noch für einen TV-Krimi, ehe ich mich ins Bett lege und abschalten kann, sofern es im Kopf nicht weiter dreht.

Mittwoch ist Dienstag.
Und morgen Donnerstag ist übermorgen Freitag.
Dazwischen kurze Lebenszeichen aus der Ferne in Form eines stillen Winkens.

Dienstag, 14. September 2010

Gefühle

Glücklich sei der Mensch, der alles nur von der besten Seite nimmt und trotz der Wechselfälle des Lebens, über die er lacht, die Ruhe bewahrt. So heisst es ganz am Schluss der Oper Cosi fan tutte von Mozart. Ein Plädoyer für Gelassenheit, Humor und damit auch für Distanz. Doch alles und immer nur von der besten Seite nehmen? Dabei die Ruhe bewahren und glückliche Momente erleben? Ich wünsche mir vermehrt jene Ruhe und jene Gelassenheit.

Aber manchmal muss ich auch meiner Wut oder Verzweiflung, vornehmlich schreibend, Ausdruck verleihen. Weil dies wie Freude oder Gelassenheit legitime Gefühle sind, die im menschlichen Leben Platz haben müssen.

Bist Du wütig, frage ich manchmal meine Tochter, wenn ich sie mit rotem Kopf von der Tagesschule abhole. Ja, mag sie wutentbrannt darauf antworten. Dann lass es raus, und erzähle mir dann, weshalb Du so wütig bist.

Das tut gut.

Montag, 13. September 2010

Projekte?

Heute war mein Tag von Melancholie geprägt. Ich war schlapp, was wohl auch daran liegt, dass ich erkältet bin. In solchen Momenten ist Manches, was ich tun sollte, nur noch Last: muss mich aufraffen, den inneren Schweinehund zu überwinden. Und immer wieder muss ich mich disziplinieren, im Augenblick präsent zu sein.

Habe ich, für mich ganz persönlich, noch Projekte? Beruflich will und werde ich einen Wechsel vornehmen, dazu braucht es Geduld und gezieltes Vorgehen. Daran arbeite ich. Ansonsten: nichts. Das innere Feuer für die Erreichung eines Ziels fehlt mir. Auch bin ich nicht ambitioniert, etwas grundlegend Neues zu erlernen oder eine vorhandene Fähigkeit zu vertiefen bzw. zu perfektionieren. Hierzu braucht es auch Energie, und die habe ich nicht, zur Zeit jedenfalls nicht. Historische Fachbücher lese ich kaum mehr. Die Gitarre nehme ich zeitweise hervor, habe aber nicht die Ambition, ein Virtuose zu werden. Und bezüglich Gesang bin ich mit mir schon zufrieden, wenn ich den Tamino unter der Dusche singe :-)

Spüre ich die midlife-Crisis? Ja, mag sein. Kann dagegen angekämpft werden? "Positives Denken" als Gegengift? Was jedenfalls Not tut ist die Antwort auf die Frage: was will das Leben von mir? Und: was will ich vom Leben? Als Vater weiss ich im Grossen und Ganzen, was zu tun ist, ich versuche, mein Bestes zu geben. Als Berufsmensch bin ich mir da schon weniger sicher. Und als Mensch in seiner Existenz tappe ich eigentlich im Dunkeln. Diesbezüglich muss ich noch einiges leisten, um das Dunkle auszuleuchten und damit zu etwas mehr Erkenntnis zu gelangen.

Gleichzeitig spüre ich den Hans im Schneckenloch in mir. Ob er jemals erwachsen wird?

Hans im Schneckenloch

hat alles, was er will,

und was er will, das hat er nicht,

und was er hat, das will er nicht.

Hans im Schneckenloch

hat alles, was er will.

Freitag, 10. September 2010

stille Liebe

Das Wochenende steht bevor.
Das spätsommerliche Wetter lockt in die Berge.
Wo immer ich sein werde
was immer ich auch tun mag
mit wem ich auch sein werde
trage ich sie in meinem Herzen.
Und wenn ich meinen Lebensweg gehe
weiss niemand von ihr.

Stille Liebe, omnipräsent.
Hoffnungslos: ja
Perspektiven: keine
trotzdem
ich kann nicht anders
ich habe mir das nicht ausgesucht
es ist, wie es ist.
Rebellion: zwecklos
mit dem Schicksal hadern: zwecklos
jedoch bewusst mit der Situation umgehen
das hiesse
annehmen, was ist
und wenn es sein muss
eine Runde lang Tränen vergiessen, weil alles andere ungesund ist.
Und dabei das Geschenk erkennen, das mir das Leben
in Form dieser Begegnung gegeben hat.

Mozart hören
nicht jenen verzuckerten Mozart
sondern jenen, der aufs Minimum reduziert wird
und damit umso wuchtiger zur Geltung kommt
und mich an den Rand des Erträglichen treibt.

Und nochmals Biermann zitierend:
glückliche Liebe, die gibts nie

Donnerstag, 9. September 2010

Das alte Leben

Gestern war ich auf einer Insel, Hand in Hand mit Emmi. Wir gingen entlang von Gewässern, Trauerweiden, Eichen, Birken inmitten einer Landschaft, die Melancholie aufkommen lässt...beseelte Momente, unvergessliche Momente. Abends sagte mir Emmi, nun würden wir zurückkehren in das alte Leben.

Das alte Leben.

Nun bin ich wieder im alten Leben, ich komme eben vom Nachtzug zurück nach Hause. Ich spüre noch ihre Wärme und ihre Küsse. Ich gehe davon aus, dass dies unser letztes Treffen war, da sie aufgrund der Lebensumstände und ihrer damit verbundenen inneren Zerrissenheit so nicht weitermachen kann. Die Aussicht, sie nie wieder zu sehen, bricht mir das Herz. Auch wenn ich den abgeklärten, souveränen Mann mimen möchte: ich kann nicht so tun, als könnte ich das locker wegstecken.

Glückliche, beseelte Momente auf Zeit. Als Geschenk. Als Hinweis des Lebens, wie es eigentlich sein könnte, ja sein müsste. Denn alles andere sind letztlich Kompromisse. Zu viele Kompromisse.

Was werde ich nun tun?

In erster Linie funktionieren. Ich habe eine Tochter und einen Beruf.
Wohlgemerkt: ich bin verantwortlich für meine Gefühlslage und sonst niemand. Und ich wusste von Anfang an, wie die Lebensumstände sind und was überhaupt möglich ist und was nicht. Und trotzdem tut es weh, wenn der Mensch, den man liebt, unnahbar ist, auch wenn das Wissen da ist. Gefühle lassen sich vom Wissen nicht immer beeindrucken bzw. unterdrücken.

Und sonst?

Heute morgen habe ich frei, nachmittags dann einen Arzttermin (Tochter), abends zu Hause (werde sicher hundemüde sein).
Freitag: arbeiten, abends hat mich B. eingeladen zu einem Abendessen, Samstags will sie mit mir in die Berge. Berührungen, ohne berührt zu werden. Kompromisse eben.

Was ich mir wünsche?
Dass Emmi nicht ganz aus meinem Leben verschwindet. Dann und wann ein Lebenszeichen, das wäre schön: ein bisschen Sonne, ein bisschen Wärme tut jedem Menschen gut.

Emmi fehlt mir, so nüchtern lässt sich dies zusammenfassen.

Freitag, 3. September 2010

Im Fluss des Lebens

Dieses Wochenende bin ich voll eingedeckt. Heute Abend kommt eine gleichaltrige Freundin meiner Tochter, um hier zu übernachten. Das hat mir gerade noch gefehlt :-). Kichernde Kinder bis mindestens 2200 Uhr, das ist etwa das, was mich heute Abend erwartet. Ich kann es auch anders formulieren: ich werde abgelenkt. Und wer abgelenkt wird, dreht sich nicht immer im Kreis und um sich selbst.
Ich bin in der letzten Zeit wieder vermehrt im Fluss des Lebens, ich sträube mich nicht dagegen und versuche nicht, ihn in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen, der Fluss würde sich ohnehin dagegen sträuben und sich seinen Weg bahnen. Ich bin, anders gesagt, in einer aufgeräumten Stimmung. Dazu trägt auch der Sport bei, sei dies joggen oder schwimmen. Oder mit dem Rad herumkurven.
Bin ich hoffnungsvoll? Nun, ich bin nüchtern und versuche wieder vermehrt, das defizitäre Denken abzulegen. In den letzten Tagen ist mir dies gelungen. Ich versuche, auf diesem Pfad weiterzulaufen.

Donnerstag, 2. September 2010

Sarrazin, der Brandstifter

Dieses Plakat der deutschen Faschisten aus der NPD sagt alles. Sarrazin hat mit seinen rassistisch motivierten "Thesen" ganze Bevölkerungsgruppen diskreditiert. Der als Biedermann verkleidete Finanztechnokrat betreibt nichts anderes als Volksverhetzung.

Ich höre sie schon, jene, welche die Oberhoheit über die deutschen Stammtische für sich pachten und laut "Skandal Skandal" rufen, weil die deutsche Bundesbank endlich gehandelt hat. Jetzt muss endlich auch die SPD handeln und den Brandstifter gleich direkt vor der NPD-Zentrale abstellen.

Tolle Gesellschaft, Herr Sarrazin !

Das Immunsystem in Deutschland funktioniert. Das beruhigt. Weniger beruhigend ist die Tatsache, dass viele Frustrierte ins selbe Horn der Volksverhetzung blasen. Jetzt sind die besonnenen Kräfte umso mehr gefordert, die Dinge ins richtige Licht zu rücken.

Wohlgemerkt: es geht hier nicht darum, demokratische Auseinandersetzungen über Integration und Parallelgesellschaften totschweigen zu wollen. Doch der demokratische Diskurs kennt Regeln und Grenzen. Diese hat Herr Sarrazin in unverzeihlicher Weise grob und vor allem willentlich verletzt. Die rote Karte war und ist überfällig.

Nachtrag
Sarrazin - so hat er es gemeint

Mittwoch, 1. September 2010

zunehmende Klarheit

Heute habe ich mich einmal mehr gefragt, wie „echte“ Alleinerziehende (ich mache es ja bloss zu 50 %) ihr Pensum unter einen Hut bringen:

Arbeit, Kind(er), Haushalt, sonstige Verpflichtungen, Hobbies, Vereinstätigkeiten, Sport (hab ich was vergessen?). Am Arbeitsplatz habe ich den Arbeitshut an, später den Papahut, und diese Hüte sind nicht immer kompatibel. Zwar schätze ich es sehr, zwischen diesen Welten zu pendeln, aber manchmal ist es schon anstrengend. Arbeiten, Sitzungen, einkaufen, Kind abholen, allenfalls noch auf den Spielplatz gehen, nach Hause kommen, Abendessen vorbereiten, Hausaufgaben besprechen, allenfalls noch einige Minuten mit der Querflöte üben, Küche sauber machen, Kind unter die Dusche stellen, Kind bemuttern (das Verb „bevatern“ gibt es bezeichnenderweise nicht), Kind pflegen (Zähne reinigen etc.), ins Bett bringen, Gute-Nacht-Geschichte….und schon ist der Abend halbwegs vorbei.

Ich frage mich: hätte da, realistischerweise, eine Partnerin Platz in meinem Leben? Ich weiss eines: es müsste eine Frau sein, die ich durch und durch liebe – und umgekehrt, sonst würde dies nicht hinhauen. Wäre ich Emmi nicht begegnet, ich glaube, ich würde mich womöglich mit einem Kompromiss zufrieden geben und mit einer Frau zusammenleben, die ich sicher mag, aber sonst? Auch wenn ich mit Emmi den Alltag nie geteilt habe und ihn auch nie teilen werde (da nicht möglich), weiss ich dennoch, was ich will bzw. was ich brauche. Halbe Sachen genügen mir nicht, ich will alles oder nichts. Das Herz muss springen, die Seele muss berührt werden, das Feuer muss lodern. Ich weiss, dies ist nicht wenig.

Natürlich, ich bin nicht naiv, auch unter diesen Voraussetzungen kehrt irgendwann der Alltag ein, auch unter diesen Voraussetzungen müssen alle Beteiligten nach einem Interessensausgleich suchen (der nicht mit einem Kompromiss verwechselt werden darf, bei dem alle etwas nachgeben), und auch das grösste Feuer muss zeitweise neu entfacht werden. Aber der Alltag ist erträglicher, nein: lebenswert, wenn man ihn mit einer seelenverwandten Person teilen kann, vor allem dann, wenn der Alltag droht, uns aufzufressen.

Alles andere sind doch faule Kompromisse, die früher oder später einfach nicht aufgehen.
Scheitern auf Zeit. Oder sich arrangieren, so gut es geht.
Nein, dies möchte ich nicht.

ps
zwei neue Leserinnen sind hier neu dazu gestossen: Giannina (http://klanggebet.wordpress.com/uber-klanggebet/) und angel creolinha. Willkommen! Übrigens: Kommentare schätze ich sehr.