Samstag, 7. Dezember 2013

Von der Bedeutungslosigkeit

Der Bedeutungslosigkeit eine Bedeutung zumessen, indem man sie beschreibt. 

Was wäre unter dieser Prämisse gestern Freitag passiert?
Ich notiere: morgens aufstehen. Duschen. Frühstück. Zähneputzen.
Dann zur Arbeit fahren mit dem Fahrrad. Kalt, die Strasse teilweise verschneit. Im Büro da und dort Ärger, die mit diversen Telefonaten aus der Welt geschaffen werden können.
Mittags zu Hause bei meiner Tochter und ihrer Mama.
Nachmittags spontan freigenommen. Städtisches Hallenbad. Ich schwimme zwischen kreischenden Kindern, besorgten Müttern und fanatischen Schwimmern, bewaffnet mit Taucherbrillen und rücksichtslos ihre Bahn durchschwimmend.
Abends wie Mittags.
Dann noch auf ein Glas Wein mit einer Kollegin, belanglose Diskussion über Literatur, Onlinedatings und Ferien in der Bretagne.
Kurz vor Mitternacht nehme ich den städtischen Bus. Ein Jüngling erzählt seiner Freundin, dass ihm seine Eltern vor allem dann Geld geben, wenn er sie nicht darum bittet. Die junge Frau, keine 20, lacht laut und findet das echt cool. Sie reden miteinander und tun es doch nicht. Sie spielt mit ihrem Handy, er auch, und dazwischen berührt er ihre Hand, uninspiriert.
Zu Hause angekommen ziehe ich mich um, Zähneputzen, Gesicht und Hände waschen. Und nun sitze ich vor dem Laptop und berichte über die Bedeutungslosigkeit meines vergangenen Tages.

9 Kommentare:

  1. Und? Merkst du schon eine Wirkung? :-)

    Ich lese gerade einen Roman von Terézia Mora. Im Prinzip handelt er von nicht anderem als der Bedeutungslosigkeit eines völlig normalen Lebens. Deshalb habe ich auch ein bisschen gebraucht, um mich einzufinden. Aber jetzt lese ich völlig gebannt vom Abhören der Mailbox, von U-Bahn-Fahrten, Wortwechseln zwischen Eheleuten und Essen in der Strandbar. (Gut, ich gebe es zu: Einen übergeordneten Plot gibt es schon auch. Aber der ist erstaunlich gut zwischen all dem Alltagskram versteckt.)

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    1. Danke für den Literaturtipp! Das werde ich mir gleich mal auf die Weihnachtswunschliste setzen.

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    2. "Der einzige Mann auf dem Kontinent" ist der Titel (der Vorläufer zu ihrem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman "Das Ungeheuer").

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  2. Ich glaube nicht an Bedeutungslosigkeit. Alles im Leben hat einen Sinn..auch das Zähneputzen.
    Gruß vonner Grete

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  3. Bedeutunglos? An den Gedanken allein existiert kein Funken Bedeutungslosigkeit. =) Was hat denn für die Bedeutung mehr Bedeutung als die Bedeutungslosigkeit?

    Liebe Grüße
    Emaschi

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  4. Bedeutungslos ist nichts in unserem Leben. Alles hat seinen sinn, seine Bedeutung.

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  5. Und dann gibt es noch Tage, deren einzige Bedeutung darin besteht, dass man sie überlebt.

    Liebe Grüße zum 2. Advent, Anja

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