Dienstag, 3. Dezember 2013

Jetzt im Dezember

Heute Morgen lag dicker Nebel über der Stadt. Kalt. Tagsüber merkt man nicht viel davon: da ein Gläschen Wein, dort bald ein Häppchen, so sehen die Dezembertage oftmals aus und verfliegen wie im Nu. Merkwürdigerweise haftet dem Dezember nicht viel Melancholisches an. Wenn schon Melancholie sein muss, dann bitte sehr im November – der Januar bietet sich auch an, immerhin spricht man da vom Januarloch, in das man fallen könnte.

Dezember. Es scheint, als sei er so etwas wie ein Wonnemonat mitten im Winter, gewissermassen der Juli des 2. Halbjahrs: üppig, inwendig warm, der Familie zugewandt, und zu Weihnachten die obligate Gans oder das Rindsfilet. Dazu bitte ein bis zwei Gläser Rotwein, möglichst schwer und gehörig nach Tannin riechend.

Dezember: das Gefühl, immer wieder nach Hause zu kommen, die Schule hinter sich zu wissen, abends kommt der Weihnachtsmann, vielleicht auch mehrmals. Morgens ausschlafen, vom feinen Kaffee- und Schokoladengeruch geweckt zu werden, und der frisch gepresste Orangensaft steht auch schon bereit. Nachmittags –bald dunkelt es wieder ein- ein kleiner Spaziergang und eine Schneeballschlacht, spätnachmittags werden die kalten Füsse und Hände in der guten Stube bald wieder warm. Die Geschenke liegen bereit, der Baum ist hübsch geschmückt, die Flasche Rotwein (die Anzahl spielt mun keine Rolle mehr) ist schon offen, die Käseplatte ist angerichtet. Später wird gesungen - auch für Beatles-Songs reicht die Zeit: Yesterday darf auch nicht fehlen, auf wenn die Gitarrengriffe nicht immer optimal erfolgen.

Dezember. 

Werther hat sich übrigens nicht im November oder Januar erschossen. 
Er tat dies vielmehr am Vorabend des 24. Dezembers. 

5 Kommentare:

  1. Werther hat sich erschossen am 24. Dezember
    und ?, es werden sich schon mehr Menschen erschossen haben und ich denke, es werden noch viele dazukommen oder ??????

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    1. ich lasse Deine rhetorisch anmutende Frage einfach so im Raum stehen.

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  2. Der, der sich erschießt, wählt die Freiheit zu gehen. Die Tat mag Mut erfordern, doch es ist nur der Mut eines Augenblicks. Der, der weiter macht, wählt den Mut eines Lebens. Entscheidend ist: wir haben die Wahl. Das Versprechen des Winters ist das Lächeln des Frühlings.

    Übrigens: Ich rate zu Bordeaux-Wein, möglichst schwer und trocken. Mir schmeckt er gerade ausgezeichnet.

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