Montag, 15. August 2011

Mag sein

Gefunden vor dem Einschlafen:

Mag sein, so bleibt es nicht, ich sag es dir,
Falls deine Lippen, ach, die ich so liebte, einst
An einen anderen geraten, wenn heftig deine Finger,
Wie meins grad eben noch, sein Herz ergreifen; und
Läg auf eines anderen Gesicht dein liebes Haar, so
Wie ichs kenne, wenn es schweigt – oder gekrümmt
Von grossen Schmerz, getrieben in die Enge
Die Worte hilflos vor der Seele stammeln
– sollt alles jemals das so sein, ich sage falls,
Dann, du mein Herz, gönn mir ein kleines Wort,
Damit ich zu ihm gehen kann und greifen seine Hände
Und sagen: nimm hin alle Glückseligkeit von mir.

Dann wende ich mich ab und hör den Grauen Vogel, der
Singt so furchtbar ferne aus dem verlornen Land.

Wolf Biermann

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