Mittwoch, 17. August 2011

Innehalten

Ich habe neuerdings 10 - 12 Stundentage, und es sieht ganz danach aus, dass sich dies zu einer Regel entwickeln könnte. Morgens gegen 0700 Uhr bin ich im Geschäft, dann kurze Mittagspause, abends gehe ich gegen 18 / 1830 Uhr aus dem Büro. Ich bin unter Druck, business ist angesagt. Das geht natürlich nur in jenen Wochen, in denen ich mich nicht um meine Tochter kümmern muss. Zum Glück habe ich aber diese Betreuungsaufgabe, sonst könnte ich mich womöglich zu einem süchtigen Arbeitstier entwickeln, der nur noch für das Geschäft lebt. Dieser Gedanke, auch wenn er nur hypothetischer Natur ist, beängstigt mich.

Und bei all dem Druck komme ich dennoch zu meiner Ruhe. Abends, nach etwas Sport, kommt langsam die Entspannung in Form eines melancholischen Daseins. Ich gucke in die dunkle Nacht und lasse mich von ihr und meinen Träumen treiben, lasse dabei all das zu, was während des Tages notgedrungen nicht Platz hatte. Nicht selten sind in solchen Momenten des Innehaltens Glücksgefühle und Niedergeschlagenheit so eng beieinander. Vielleicht schaukeln sie sich gegenseitig hoch, vielleicht sind sie gar siamesische Zwillinge, die sich gegenseitig ergänzen, ja bedingen. Ich halte diese melancholische Spannung aus, sitze auf dem Balkon und trinke ein kühles helles Bier.

Dann kommen Bilder in mir hoch, alimentiert aus innigen Begegnungen: kurze Momente von intensivem Glück ohne jeglichen Bezug zur Vergangenheit oder Zukunft, vielmehr Momente, die nur der Gegenwart und der verlangenden Sehnsucht verpflichtet sind. Momente voller Nähe und Zweisamkeit. Manchmal, wenn ich abends in dieser Stimmung einfach da sitze und mich von Mozarts Klängen berieseln lasse, sehne ich jene raren Augenblicke herbei.

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