Mittwoch, 27. April 2011

Die Zeit

Ich schaue in letzter Zeit aufmerksamer in den Spiegel und entdecke da und dort kleine Fältchen, und die zusehends sichtbar werdenden grauen Haare lassen sich auch nicht wegdiskutieren. Nicht immer kann ich gut mit dieser Tatsache souverän umgehen, umgekehrt weiss ich sehr wohl, dass die Jugend masslos überschätzt wird. Aber die Phase zwischen 40 und 50 erachte ich als optimal, da möchte ich die Zeit einfrieren und diesen Zustand geniessen können. Aber vermutlich sind dies alles Kopfgeburten: Mit 30 dachte ich auch, genau hier sei das optimale Alter, mit 40 ebenso. Doch die Möglichkeit, aus der gegebenen Existenz zu fliehen, wird mit zunehmenden Alter zur realen Fiktion. Ich höre schon die Stimmen, die mir sagen wollen: ach komm, auch mit 60 oder 70 lässt sich etwas Neues beginnen. Nun ja, das mag sein, aber die realen Perspektiven werden dünner, die sog. Sachzwänge nehmen demgegenüber mit zunehmendem Alter direkt proportional zu. Also arrangiert man sich mit zunehmendem Alter mit seiner Existenz. Eskapaden sind zwar nach wie vor möglich, aber langfristig angelegte Lebensentwürfe jenseits des Status quo (gewissermassen das Experimentieren mit verschiedenen Identitäten im Sinne von Frisch) werden zusehends lächerlich und liessen sich realistischerweise ohnehin kaum umsetzen. Frisch war hier radikal und egoman zugleich: er verliess Frau und Kind und reiste bzw. "flüchtete" in die USA, um wohl die Suche nach Identität auf die existenzielle Spitze zu treiben.

Noch sind die Jahrgänge der Todesanzeigen, die ich täglich wie beiläufig zur Kenntnis nehme, in der Regel weit weg von meinem entfernt. Doch auch dies wird sich mit den Jahren schleichend ändern.

1 Kommentar:

  1. Das tönt mir verdächtig nach Midlife Crisis...
    Keep cool. Graumelierte Haare und Augenfältchen machen Männer attraktiv und sexy! Und man(n) ist immer so alt, wie man(n) sich fühlt ;-)

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