Dienstag, 26. April 2011

Zurück aus den Bergen

Zurück aus den Ferien. Ich brauchte ihn, den Bergfrühling, wie er mich sanft streichelte und einmal mehr daran erinnerte, dass alles im Fluss und damit vergänglich ist. Stundenlang sass ich am Ufer des grossen Bergsees (mit Nietzsche im Kopf: ganz Mittag, ganz See, ganz Zeit ohne Ziel) und habe zusammen mit meiner Tochter mit den auf dem Wasser schwimmenden Eisplatten gespielt, die sich mit letzter Kraft gegen die immer wärmer werdende Aprilsonne wehrten. Abends dann ein gutes Buch bei Jazz in der Hotelhalle, zuvor ein feines Essen bei einem guten Glas Rotwein.

Ja, so lässt es sich leben. So lässt sich das oftmals mühsame (weil durchorganisierte) Alltagsleben vergessen. Es fällt mir immer wieder schwer, diesen mythischen Ort der Kraft zu verlassen. Ich liebe diesen Müssiggang, dieses sich vom Augenblick Treibenlassen. Einfach da sein und die Stille aufsaugen. Nichts bewerten müssen, dem Wind zuhören, wie er kräftig aus Norden bläst und leichte Wellen auf dem See herzaubert, die wiederum die letzten Eisbrocken -mittlerweile zu Eissteinchen zusammengeschmolzen - zum Tanzen bringen und dabei ein eigenartiges Knacksen verursachen.

Je länger je mehr merke ich, dass ich kühle Temperaturen brauche, um einigermassen glücklich zu sein. Kälte und Eis treiben den menschlichen Geist an, Hitze und Feuchte machen bloss träge und denkfaul.

Nachtrag (2330 Uhr)

Ich bin müde, kann bzw. will dennoch nicht ins Bett. Unruhe treibt mich an. Ich beginne, in einem Buch zu lesen, lege es kurz später dann doch wieder weg, laufe in der Wohnung herum, schaue mir die sternenklare Nacht an. Dann gehe ich zum Laptop und surfe herum, bleibe mal hier, mal dort hängen, um gleich weiter zu surfen. Unfähig, zur inneren Ruhe zu kommen, unfähig zur Konzentration. Letztlich: unfähig (jedenfalls heute Abend), sich dem Hier und Jetzt zu stellen. Irrationale Angst auch davor, "etwas zu verpassen". Der späte Abend lässt mich müde werden und schärft, scheinbar in paradoxer Weise, dennoch die Gedanken und Gefühle. Doch das Stochern im Nebel hört damit nicht auf. Einzige Gewissheit an diesem Abend: nach einem kühlen Glas Wasser und dem obligaten Zähneputzen werde ich müde ins Bett steigen und hoffentlich bald den tiefen Schlaf finden.

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