Dienstag, 6. Juli 2010

Langeweile, innere Unruhe und Akzeptanz

Heute Abend war mir schlicht langweilig. Ich spürte sie deutlich, diese Langeweile, wie sie mehr und mehr von mir Besitz nahm und mich unruhig werden liess. Langeweile löst bei mir unruhige Aktivitäten aus: ich nehme ein Buch hervor, beginne darin zu lesen, 2-3 Seiten schaffe ich, lege es dann wieder weg, um ein anderes Buch hervor zu nehmen, gleiches Vorgehen wie beim ersten Buch, dann hektisches Auf und Ab in der Wohnung, Gang zum Kühlschrank, um etwas Salami zu naschen, später im Internet surfen, dann Mozart auflegen, wieder ein Buch hervor nehmend, usw.

Ja, ich habe einen unruhigen Geist, ich bin oftmals ein Getriebener meiner selbst. Was mir jedoch besser gelingt als auch schon ist im Hier und Jetzt zu verharren. Ich gebe zu, dass ich dabei den Gedanken "an die Zukunft" verdränge, das heisst, ich mag nicht immer daran denken, "wie es denn wohl sein werde" in einem Jahr oder in fünf Jahren. Das bringt nichts.

Und doch, es packen mich Momente der Sehnsucht, ich hadere dann mit dem sog. Schicksal und kann in solchen Augenblicken schlicht melancholisch werden. Ich nehme dieses Gefühl nicht als bedrohlich wahr, ja so paradox es klingen mag, ich habe mich mit diesem Gefühl so etwas wie befreundet. Und manchmal, trotz aller Einsicht in die Vernunft, möchte ich meine aktuelle Lebenssituation dennoch verdammen, ich fühle mich in solchen Momenten ohnmächtig (im wahrsten Sinne des Wortes: ohne Macht), ich komme mir als Spielball des Lebens vor und denke mir dabei, wie gemein doch das Leben sei. Dann klingelt in mir die innere Stimme der Vernunft: Achtung, Selbstmitleidsfalle ! Spätestens dann versuche ich mich wieder zu disziplinieren, ich atme tief durch und versuche, ganz im Augenblick anzukommen, denke nicht an morgen, sondern nehme einfach den Augenblick wahr. Das sind alles schwierige Übungen für mich, denn mein unruhiger Geist lässt sich nicht gänzlich fesseln und pendelt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin und her, er malt sich dieses oder jenes aus, spekuliert über mögliche Handlungsstränge, die jenseits jeglicher Beeinflussungsmöglichkeiten von meiner Seite sind etc.

Was mich wirklich zu beruhigen vermag ist das Schreiben, Schreiben als Selbsttherapie und als Ausdrucksmöglichkeit. Es mag mich zu besänftigen, der Gang Richtung Bett wird dadurch etwas angenehmer. Beim Einschlafen gebe ich mich meinen Träumen und Phantasien hin, es gelingt mir, für einen Moment die Wirklichkeit auszublenden und in meine Phantasiewelt einzutauchen. Ja, eigentlich wüsste ich sehr genau, was mir gut täte. Und dann höre ich im gleichen Moment meine innere Stimme rufen: die Umstände, die Umstände! Dann heisst es für mich, in Demut Akzeptanz zu üben - und nicht wieder die innere Unruhe über mich triumphieren zu lassen.

4 Kommentare:

  1. Lieber Peter,
    ich kenne die von dir beschriebene Unruhe gut. Wie eine Katze auf Beutezug tigere ich dann hierhin und dorthin und kann nirgendwo ruhig bleiben. Aber es ist nicht das Leben, das gemein ist. In der Regel sind es wir selbst, die nicht sehr nett zu uns sind. Wir meckern, kritisieren, machen uns selbst herunter ... anstatt uns zu loben, zu motivieren, aufzubauen und uns zu mögen, mit all unseren Fehlern, so wie wir sind.
    LG mayarosa

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  2. Liebe Mayarosa
    Ich danke Dir für Deine Zeilen, Kommentare sind mir stets wichtig. Natürlich hast Du Recht, bloss hat man nicht immer die Energie, um Kraft und Zuversicht aus sich selbst heraus zu holen. Das Leben ist halt manchmal schon Mühsal...trotzdem will ich den schönen Sommertag geniessen - das wünsche ich Dir auch.
    Liebe Grüsse, Peter

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  3. Freiheit ist nicht, alles zu tun, was man will. Freiheit ist, alles zu wollen, was man tut.

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