Sonntag, 6. Juni 2010

Streicheleinheiten und schlichte Grüsse

Der gestrige Abend hatte einen sonderbaren Verlauf: Ich traf mich mit der Kollegin, wir radelten durch die Gegend, gingen etwas essen in einer lauschigen Gartenwirtschaft, Gespräche über Gott und die Welt. Bei mir zu Hause schenken wir uns gegenseitige Streicheleinheiten (wortwörtlich gemeint), Teenagern gleich, behutsam und durchaus mit Scham. Die Nacht schlief ich allein zu Hause (was mir auch Recht war).

Und der Zufall will es, dass ich heute Morgen elektronische Post erhalte von A. Liebe Grüsse, lese ich da. Schlichte Worte, die Distanz markieren, einem fernen, unnahbaren Winken gleich. Ich winke zurück.

So ist das Leben:

Es gibt Streicheleinheiten, die zwar schön sind, keine Frage. Aber die Seele bleibt dabei regungslos. Ich vergleiche es mit Opern von Verdi oder Rossini: schön, gewiss, aber letztlich berühren sie meine Seele nicht, ich sitze da und denke mir: nett - und nun?

Und dann gibt es schlichte Grüsse ohne jegliche Streicheleinheiten (auch nicht zwischen den Zeilen), die das Herz dennoch voll treffen, die Sehnsüchte wecken und traurig machen - und dennoch, das ist das Entscheidende, möchte ich nicht darauf verzichten. Vor allem: es sind ehrliche Grüsse ohne Schminke. Klartexte eben.

Was ich jetzt tue: versuchen loszulassen, die Sonntagszeitungen lesen, Mozart hören (ich ahne, wie es sich durchschütteln wird), duschen, rasieren, meine Mutter zum Mittagessen einladen. Nachmittags werde ich arbeiten.

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