Montag, 14. Juni 2010

abendliches Abschiednehmen

Ich merke es immer wieder, wenn ich in der einen Woche die Tochter bei der Mama "zurück lasse" und anschliessend zur Haustüre laufe: es ist stets ein komisches Gefühl. Auch wenn wir beim gemeinsamen Abendessen es immer angenehm und meistens lustig haben (ohne dies zu inszenieren, es kommt jeweils vom Herzen), der Abschied (auch wenn dieser bloss für eine Nacht dauert, morgens hole ich sie jeweils wieder ab und bringe sie zur Schule) fällt immer wieder schwer. Meistens winkt sie mir vom Balkon aus noch zu und ruft laut "gute Nacht Papa". In diesen Momenten habe ich nicht selten den Kloss im Hals. Dann beginnt alles um mich herum im Kopf zu drehen - und ich fühle eine existenzielle Einsamkeit. Hinzu kommt, dass ich ohnehin das Gefühl habe, irgendwie auf dem Abstellgeleise zu stehen. Ich stehe mitten im Leben, was nichts anderes heisst, als dass der Zug in mancher Hinsicht eigentlich schon abgefahren ist, ich renne ihm wohl hinterher, aber ich befürchte, ihn zu verpassen und nur noch bloss dessen Schlusslichter zu sehen. So jedenfalls mein Empfinden. Ich versuche dagegen anzukämpfen, ich weiss, dass dieses Denken nicht weiter führt. Und dennoch, manchmal fehlt einfach die Kraft, um solchen destruktiven Energien zu begegnen.

Mit solchen Gedanken im Kopf laufe ich sodann nach Hause (die beiden Wohnungen sind keine fünf Gehminuten voneinander entfernt) und begegne alsbald einer existenziellen Leere. Ich beobachte mich, wie ich mich im Kreis drehe - und komme mental nicht weiter. Erschwerend kommt mein momentanes labiles Gleichgewicht hinzu, das bald einmal kippt und ich nur noch einen bodenlosen Abgrund unter meinen Füssen wahrzunehmen glaube.

Glücklicherweise regnet es zur Zeit, die Abkühlung tut gut. Ich werde mir nun einen Krimi anschauen (fürs Lesen reicht die Konzentration nicht) und dann ins Bett gehen in der Hoffnung, tief durchschlafen zu können. Bloss nicht wieder morgens um 0300 Uhr wach sein und sich dem sinnlosen Grübeln zu unterwerfen.

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