Werther ist Teil von mir geblieben. Ich habe ihn aber im Verlaufe meines Lebens zu bändigen vermocht, zeitweise hat er tief geschlafen in mir. Aber er ist trotzdem schlummernd da und klopft nun wieder an die Tür, gerade in der letzten Zeit muss er besonders hartnäckig sein. Der Wille, ihn den Zutritt zu meinem Leben gänzlich zu verwehren, ist da, es gelingt mir aber nicht, ihn gänzlich vor die Tür zu schmeissen. Ich sage ihm deutlich, Mensch, Werther, komm auf den Boden der Realität zurück! Er gelobt, etwas mehr Nüchternheit an den Tag zu legen. Ich lobe ihn dafür, was ihn auch beruhigt.
Aber ich ahne schon: Werther wird wohl nie ganz in sich ruhen können. Seine Rastlosigkeit ging mir zwar auch auf die Nerven, meine damaligen Notizen beweisen es, dass ich ihn schon vor über 25 Jahren dafür tadeln musste. Aber er war mir eben auch sympathisch, weil ich ihn in seiner Gefühlswelt verstehen konnte. Vermutlich werde ich mit ihm mein Leben teilen müssen, ich werde ihn aber immer wieder tadeln und disziplinieren, ich werde ihn aber auch bei der Hand nehmen und ihm ins Ohr flüstern: ist ja schon gut.
Lieber Peter,
AntwortenLöschenich glaube, Goethe wusste, dass dies ein Werk ist, welches Bestand haben wird bei den Menschen, denn mir geht es ähnlich dir...
für dich ein schönes Wochenende, herzlich Rachel
Danke!
AntwortenLöschenGoethe hat sich später, als er ein "reifer" Mann war, verschämt von seinem Werther distanziert...