Donnerstag, 27. Mai 2010

Anatomie einer Begegnung - Anfang und Abschied

Magische Begegnung
buchstäblich
von heute auf morgen
unangemeldet
wuchtig
kraftvoll
Seelen, die sich berühren
und sich ihre Gefühls- und Gedankenwelten
anvertrauen
weil die Vertrautheit vorgefunden wird
angeregte Gespräche
beredtes Schweigen
Knistern und Entspannung
Lust nach mehr
alles scheint möglich
Höhenflüge
Zärtlichkeiten
als sei man sich
schon lange zuvor begegnet
das Bedürfnis permanent zu schreiben
das Bedürfnis die Stimme des anderen
immer wieder zu hören
das Bedürfnis nach Nähe
das Bedürfnis nach Umarmungen
Hände, die sich berühren
Küsse, die sich ergänzen
Blicke voller Vertrauen
Blicke voller Zärtlichkeiten
für einen magischen Augenblick erahnen
was alles sein könnte
jetzt und danach
und doch

Schnitt - Knall auf Fall

aus Nähe wird Distanz
Küsse mutieren zu Grüssen
Schweigen
die sogenannte Ratio obsiegt
die Lebensumstände spülen alles beiseite
der Frühling kam wie der Blitz
und verabschiedet sich wie der Blitz
Kälteeinbruch
das zarte Grün
es konnte gar nicht wachsen -
was bleibt
Sehnsucht
Erinnerungen
Dankbarkeit, gewiss
vor allem aber
Traurigkeit

Doch dich vergessen
nein
das kann ich nicht

Was ich unmittelbar brauche
Distanz zu mir selbst
Kinderlachen
befreiendes Gelächter
aber auch
das Zulassen von Tränen
welche die Schmerzen der Seele
zu heilen vermögen
liebevoll mit dem inneren Kind umgehen

was ich mir für die Zukunft wünsche
innere Ruhe
Gelassenheit
vermehrte Nüchternheit
Mut zum Skeptizismus
vermehrte Kontrolle meiner Emotionen
ich ahne es bereits
dies wird kein Spaziergang werden

nun werde ich
aus dem Büro schleichen
so tun
als hätte ich alles im Griff
die roten Augen
sind Resultat meiner Sonnenallergie
einkaufen
die Tochter abholen
halt wieder so tun
als hätte ich alles im Griff

Nachtrag zum heutigen Tag (2100 Uhr)

Die Tochter schläft tief und friedlich. Mein Gemütszustand: labil, ein Auf und Ab. Was mir zur Zeit nicht gelingt: mich zu entspannen. Ich bin eine Mimose und reagiere gereizt auf meine Umwelt. Ich sollte noch in die Waschküche gehen, mag aber nicht, schiebe meine Pflichten vor mich hin. Ich versuche, den Abend trotzdem so produktiv wie nur möglich zu nutzen, vielleicht klappt es mit Lesen. Sinnlichkeit und Erotik interessieren mich zur Zeit überhaupt nicht, ebenso wenig interessiere ich mich für das Weltgeschehen, die Zeitung rühre ich gar nicht an (mit Ausnahme des Feuilletons). Ich bin, mit anderen Worten, ganz auf mich bezogen, ich weiss, dass dies ungesund ist und nirgend hinführt, aber es ist aktuell nun mal so.

Morgen Nachmittag hat meine Tochter schulfrei, also werde ich mit ihr etwas unternehmen, je nach Wetter drinnen oder draussen. Die aktive Auseinandersetzung mit meiner Tochter hilft mir, einen Weg des Ausgleichs zu finden, weil sie mich immer wieder mit Fragen konfrontiert, volle Aufmerksam verlangt und mich immer wieder zu verzaubern vermag. Es gelingt mir aber nicht immer, mich ganz auf ihre Welt einzulassen. Ich werde es morgen jedenfalls wieder versuchen. Zuvor hoffe ich auf eine einigermassen gute Nacht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen