Dienstag, 23. März 2010

Warum seid Ihr so traurig?

Warum syt dir so truurig?
Wohl, me gseht nech's doch a
Söttet emal öiji Gsichter
Gseh, wenn der sitzet im Büro
Söttet emal öiji Gsichter
Gseh, wenn der fahret im Tram

Warum syt dir so truurig?
S'geit doch so wi der's weit
Frou u Chind sy doch zwäg, im
Pruef geit's geng e chly vorwärts
S'längt doch ou hie und da
Scho für nes chlys Drübery
Warum syt dir so truurig?
Förchtet der das, wo chönnt cho?
Aber dir syt doch versicheret
Gäge die mügleche Zuefäll
Und wenn ds Alter de chunnt
Heit der e rächti Pension

Warum syt dir so truurig?
Nei, dir wüsset ke Grund
Vilicht, wenn der e Grund hättet
Wäret der weniger truurig
Mänge, wenn ds Läben ihm wehtuet
Bsinnt sech derdür wider dra


Ich mag diesen Text von Mani Matter, weil er, typisch für Matter, so schlicht daher kommt. Ich übersetze ihn an dieser Stelle sinngemäss auf Hochdeutsch.

Warum seid ihr so traurig?
Doch, man sieht es euch an.
Ihr solltet mal eure Gesichter sehen im Geschäft
Ihr solltet mal eure Gesichter sehen in der Strassenbahn

Warum seid ihr so traurig?
Es geht doch so, wie ihr wollt
Frau und Kind sind doch gesund
und im Beruf geht es immer etwas vorwärts
es reicht sogar hie und da
für einen kleinen Luxus

Warum seid ihr so traurig?
Fürchtet ihr Euch vor dem, was noch kommen mag?
Aber ihr habt doch eine Versicherung gegen alle möglichen Zufälle
Und wenn dann das Alter kommt, habt ihr doch eine schöne Pension

Warum seid ihr so traurig?
Nein, ihr könnt keinen Grund nennen
Wenn ihr einen Grund hättet, wäre die Trauer weniger gross
Manch einer, wenn ihm das Leben wirklich weh tut
wird sich daran erinnern

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