Montag, 22. März 2010

naive Bedürfnisse

Heute Nachmittag habe ich meine Tochter von der Schule abgeholt. Montags mache ich dies regelmässig. Ich sah auf dem Schulhausplatz spielende Kinder, die scheinbar völlig sorglos herumtobten und die sanfte Sonne genossen. Dort spielende Mädchen mit einem Springseil, dort Knaben, die so tun, als würden sie Fussball spielen. Die Umgebung ist auch friedlich, ein ruhiges Quartier (Viertel) mit viel Grünflächen, der grosse Wald ist in unmittelbarer Nähe.

Ich hatte heute bei diesem Anblick einmal mehr das naive Bedürfnis, die Kindheit nochmals erleben zu dürfen, einfach nur da sein zu dürfen, spielen, nicht an morgen denken, nicht an drohende Rechnungen der Steuerbehörden, frei von Zukunftsängsten, frei von schweren Gedanken und im Hier und Jetzt lebend. Ich will damit die Kindheit nicht romantisch verklären, aber eine behütete Kindheit ist etwas sehr Schönes und Unbeschwertes - und etwas absolut Elementares. Aber ich weiss gleichzeitig, dass mein naives Bedürfnis letztlich dem Wunsch entspringt, im Paradies zu leben, also dort, wo Milch und Honig fliessen.

Auch ich bin aber froh darüber, dass sich Eva von der Schlange verführen liess und vom Baum der Erkenntnis die verbotene Frucht zu sich nahm. Zwar wurden die Menschen als Strafe aus dem Paradies vertrieben, dafür erhielten sie die Freiheit. Freiheit, selber zu denken und Entscheidungen zu treffen, vor allem aber frei entscheiden zu können über Gut und Böse. Der Preis der Freiheit ist hoch, aber es gibt zur Freiheit keine valable Alternative, nur Knechtschaft.

Kinder dürfen und sollen möglichst sorglos aufwachsen können, bewusst jenseits der Erwachsenenlogik und damit jenseits der sog. "Sachzwänge". Ich versuche jeweils, ein Stück von diesem "Kinderkuchen" für mich abzuschneiden, indem ich mich für einen Augenblick ganz auf die Welt des Kindes einlasse, indem auch ich mich verkleide, Sandburgen baue, den Räuber spiele, kurz: indem ich das kindliche Ich in mir aktiviere und aufblühen lasse. Das gelingt nicht immer, der Druck des Alltags wiegt manchmal allzu schwer und verunmöglicht es mir, mein kindliches Ich zur Entfaltung zu bringen. Der Preis der Freiheit und der Mündigkeit ist hoch.

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