Samstag, 27. März 2010

Treten vor Ort

Heute war dieses Frühlingsfest auf dem Schulhausareal. Bei regnerischem und kühlem Wetter spielten und johlten die Kinder, verkauften dieses oder jenes, dort ein Stand mit würzigen Speisen, hier ein Stand mit Sirup aus biologischer Produktion, dort eine Schülerband, hier ein Zeichnungswettbewerb für Kindergartenkinder. Ich begegne allerlei Leuten, ein Gruss hier, ein Schwätzchen dort. Ich beobachte, wie meine Tochter mit grosser Lebensfreude umher springt und spielt und von wilden Buben gejagt wird. Eine schöne Stimmung, und gleichzeitig spüre ich wiederum dieses sonderbare Gefühl absoluter Einsamkeit. Dunkle Wolken ziehen über uns, der kalte Wind durchdringt die Kleider, grau ist es.

Womit beschäftige ich mich aktuell in meinem Leben? Was tue ich hauptsächlich? Eigentlich bin ich zur Zeit vor allem Vater, dies ist meine Hauptfunktion. Darüber hinaus gehe ich meinem Beruf nach, ohne Freude allerdings, ich will da raus und suche intensiv nach einer neuen Herausforderung. Ansonsten ist wenig auszumachen, Routine, Alltag.

Was mich tröstet ist schreiben und Musik. Aber es bleibt Trost, mehr nicht. Und ich erlebe auch immer wieder Enttäuschungen und tappe immer wieder in die Falle des Wartenden. Ich hasse es zu warten, weil warten ein Zustand der Abhängigkeit ist. Aber so autonom und frei von äusseren Einflüssen, wie ich gerne sein möchte, bin ich nicht. Die Sehnsucht nach Stabilität und Verbindlichkeit ist stark und lässt sich nicht verleugnen. Ich wehre mich ja auch nicht dagegen, nur erlebe ich die Welt - meine Welt- als eben gerade instabil und wenig berechenbar. Die Verlässlichkeit, nach der ich mich sehne, bleibt aus, es kommt mir vor, als sei vieles, ja alles im Unverbindlichen und Vorläufigen. Ja, Unverbindlichkeit und Instabilität als sichere Werte, so paradox dies klingen mag.

Gegengifte: Musik. Heute Abend bin ich in einer sehr eigentümlichen Stimmung, die nach Bach ruft. Bach beruhigt und nimmt meine melancholische Stimmung ganz auf, ich kann mich von seiner Musik treiben lassen, sie entführt mich in ganz andere Sphären jenseits jeglicher Beschreibungen. Mozart treibt mich an, Bach hingegen holt mich genau dort ab, wo ich stehe.
Und wenn dann noch Hilary Hahn, die oben auf dem Bild zu sehen ist, Bach spielt, bin ich ganz und gar weg. Nicht mehr ansprechbar. Genau das brauche ich jetzt noch heute Abend vor dem Einschlafen.

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