Mit diesem Sound stelle ich mir einen schönen Abend in einer Hotelbar vor, der Barkeeper erzählt mir aus seinem Leben, ich hör ihm zu und trinke dabei einen Manhattan.
Mittwoch, 7. September 2011
auf Distanz
Wer kennt das auch, dieses durch-den-Tag-marschieren, zwar höchst präsent dabei, aber mental doch woanders und auch nirgends. Lachen, wenn einem gar nicht zum Lachen ist, und über Dinge interessiert reden, obwohl man, genau genommen, gar nicht daran interessiert ist. Oder ganz trivial gesprochen: so tun als ob, doch die Mauer, die uns allzeit umgibt, nicht sichtbar werden lassen.
Nach solchen Tagen habe ich nur noch ein Bedürfnis: jenes nach Ruhe. abends den Tag abduschen, etwas Kleines essen, sich um das Kind kümmern und ins Bett bringen, lesen, schlafen. Und alles, was mit Sehnsucht zu tun hat, kommt vorsorglich in die Tiefkühltruhe, säuberlich abgepackt. An die Konsequenzen eines Stromausfalls - zum Beispiel - mag ich gar nicht denken.
Dienstag, 6. September 2011
Gute-Nacht-Lied
Heute Abend bevorzuge ich die subtilen Klänge eines Johann Sebastian Bach.
Ich höre aus ihnen vollendete Melancholie und absolute Gewissheit.
Schlicht grandios.
Herbstfarben
Der Herbst hält Einzug
und mit ihm die Melancholie der Stille
die Weite und
die braun-goldenen Farben suchend.
Die Lärchen des Engadins, wie sie sich sachte zu verfärben beginnen
und sich auf den Winter vorbereiten.
Abends auf dem Balkon im warmen Pullover eingehüllt
und bei einem Glas Spätlese über den milden Tag nachdenkend
und im Ohr die Uhr, wie sie pausenlos die Lebensstunden zählt
und uns gnadenlos an das Unabwendbare erinnert.
Die Liebe, verpackt und abgeschirmt in Sachzwängen der Vernunft
und damit auch sie vorbereitet auf den Winter.
Was bleibt, ist die Bewältigung des Alltags
flankiert von der Hoffnung, dennoch
kleine Augenblicke des Glücks vorzufinden.
Herbstblätter, die im sanften Sturm herumwirbeln und uns
für einen Moment vom Denken dispensieren.
Das Kind, das morgens pfeifend zur Schule geht
und sich auf das Kastaniensammeln freut
ehe der Winter definitiv Einzug hält.
Montag, 5. September 2011
Gute-Nacht-Lied
Der Sommer geht vorbei,
und all seine Lieder
legen sich bis zum Mai
zum Sterben nieder.
Der Sommer geht vorüber,
mit ihm ein Fetzen Leben,
die Tage merklich trüber,
das Herz schlägt leicht daneben.
Der Sommer geht vorbei,
und mit ihm stirbt mein Sehnen,
die letzte Liebelei,
die Lügen und die Tränen.
Der Sommer geht dahin,
die Frage wird zur Qual:
Wer weiß, ob ich noch bin
beim nächsten Mal?
Der Sommer geht vorbei,
doch dieses Sterben
wird bald, wie nebenbei,
ein Blühen werden.
und all seine Lieder
legen sich bis zum Mai
zum Sterben nieder.
Der Sommer geht vorüber,
mit ihm ein Fetzen Leben,
die Tage merklich trüber,
das Herz schlägt leicht daneben.
Der Sommer geht vorbei,
und mit ihm stirbt mein Sehnen,
die letzte Liebelei,
die Lügen und die Tränen.
Der Sommer geht dahin,
die Frage wird zur Qual:
Wer weiß, ob ich noch bin
beim nächsten Mal?
Der Sommer geht vorbei,
doch dieses Sterben
wird bald, wie nebenbei,
ein Blühen werden.
Zeitweise am Anschlag
Heute war ich Opfer meiner eigenen Zerstreutheit (oder ist es zeitweilige Überforderung?): ich eile nach Hause, um ein kleines Mittagessen für meine Tochter vorzubereiten, doch umsonst: sie hatte heute einen speziellen Tag mit Mittagsbetreuung. Ich hätte bloss rechtzeitig lesen sollen, was auf dem Fackel stand, den ich vor 10 Tagen erhielt.
Ich halte fest:
1200 Uhr: kein Kind.
1215 Uhr: immer noch kein Kind da.
1220 Uhr: immer noch nichts. Der Puls schnellt in die Höhe.
Ich werde nervös, telefoniere herum, erwische aber niemanden, weder die Lehrerin noch irgend jemanden im Lehrerzimmer noch irgendwelche Eltern, die Auskunft erteilen könnten. Ich werde also nervöser, die Mama meiner Tochter weiss auch nichts vom besonderen Tag, was die Nervosität umso mehr ins Unermässliche steigern lässt. Dann, einige Minuten später, schaue ich mir den ominösen Fackel wie beiläufig an, und da steht alles schwarz auf weiss geschrieben: an diesem Montag mit Mittagsbetreuung. Nur zu dumm, dass ich es nicht früher zur Kenntnis nahm.
Ich bin zeitweise am Anschlag, so sieht es aus.
Was ich daraus lerne (ich nehme es mir vor): achtsamer sein.
Und, bitte sehr, etwas mehr Gelassenheit!
Schnell hingeschrieben, doch schwierig, verdammt schwierig es auch umzusetzen.
Unbehagen
Die Vorstellung, einen geliebten Menschen nie Wiedersehen zu können (namentlich aus sog. Sachzwängen), erfüllt mich mit grösstem Unbehagen. Es gibt groteske Lebenssituationen, die einfach keinen Sinn ergeben können, es sei denn, man rationalisiere auf Teufel komm raus, um einer absurden Lebenssituation doch noch so etwas wie Sinnhaftigkeit zu verleihen. Dies zu tun fällt mir äusserst schwer.
Samstag, 3. September 2011
gemischte Gefühle
Heute gehe ich baden. Und verbinde dies mit einer kleinen Wanderung in "meinen" Bergen. Weil ich dort oben abschalten kann, so gut es geht. Und weil sie dazu beitragen, vieles im Leben relativieren zu können. Und beim Wandern: an nichts denken, vielmehr in eine Tiefenatmung kommen. Meine Musik habe ich im Ohr und im Herzen, dazu brauche ich keinen iPod.
Im Rucksack dabei: warmer Schwarztee mit Zitronensaft versetzt, Wasser, Früchte, Brot, Nüsse, Ersatzkleider. Ein Sackmesser, zwei Würste. Alte Zeitungen und ein Feuerzeug, vielleicht mache ich spontan ein kleines Feuer. Und immer wieder der Versuch, an nichts zu denken. Wozu denn auch!
Ab Montag ist der Alltag wieder angesagt.
Von Termin zu Termin eilen.
Dazwischen schnell nach Hause springen und
ein kleines warmes Mittagessen für meine Tochter zubereiten.
Manchmal, so denke ich mir, muss man einfach funktionieren, ohne sich zu sehr in Gedanken zu verlieren. Aus Selbstschutz, ja. Und weil es oftmals keine Alternativen gibt zu dem, was man macht. Es ist schon viel, wenn man dazu die "richtige" Einstellung hat, und bestünde die auch bloss darin, zu akzeptieren, was gerade ist. Resignation? Vielleicht. Man könnte es auch Einsicht nennen, Einsicht in die Notwendigkeit.
Rituale
Meiner alten Mutter fehlen gerade am Samstagmorgen die kleinen Rituale "von damals".
Damals, als mein Vater noch lebte.
Damals, am Samstagmorgen in der Stadt, wie sie mit meinem Vater auf den Markt ging, um Obst und Gemüse einzukaufen, Käse oder Fleisch. Dann, in der Konditorei um die Ecke, gabs Frühstück mit herrlich duftendem Kaffee.
Rituale sind in ihrer Authentizität und Einmaligkeit nicht zu ersetzen, vor allem dann nicht, wenn sie über eine lange Zeit mit einem bestimmten Menschen eng verbunden sind. Es ist halt nicht dasselbe, wenn meine Mutter dieselbe Runde nun mit einer Kollegin dreht.
Gelebte Rituale können beruhigen.
Ausbleibende Rituale können traurig machen. Vermutlich auch jetzt, an diesem schönen Samstagmorgen.
Freitag, 2. September 2011
Gute-Nacht-Lied
Kein Zufall, dass ich heute dieses Lied hören will, hören muss.
Da nützt keine Ablenkung - in welcher Form auch immer.
Du allein kennst den Grund.
Everywhere I go I see your face.
Und nicht nur dies.
allzu Menschliches

Später, auf der Toilette, treffe ich den Herr xy, auch er, wie manch anderer auch in dieser Runde, ein Rotarier. Aha, du auch da? Ja ja, ich auch da. Gegenseitiges Gelächter, ich weiss nicht warum. Dann, während ich die Hände wasche, höre ich ihm unfreiwillig zu, wie er seinen Stuhlgang erledigt - laut und, wie mir schien, mit kräftigem Drücken. Ich lächle mich im Spiegel an und höre meinem inneren und befreienden Gelächter genüsslich zu.
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