Mittwoch, 25. Dezember 2013

Erhaben beschwipst

Ich liebe dieses erhabene Gefühl des bloss angedeutet Beschwipstseins und die damit einhergehende Leichtigkeit. Die Gäste -meine Gäste in Form der erweiterten Familie- sind nun alle gegangen, ich bleibe allein zurück und sehe vor mir den wunderbar grauen Himmel. Und in solchen Momenten -ich spüle mit aller Sorgfalt die Weingläser- mache ich allerlei gedanklichen Unfug und muss aufpassen, nicht in ein sentimentales Loch zu fallen. Aber die Macht der Erinnerung hat mich im Griff, vermutlich liegt es am schweren Amarone, der mein Blut kontaminiert hat und mein Gemüt taumeln lässt.
Weihnachten, ach.
Die Vorstellung, dass du auf dem Sofa bist und mit wem auch immer was auch immer tust, verscheuche ich, so gut ich kann. Die Zeit gerät durcheinander, heute ist Mittwoch und es fühlt sich als ewigen Sonntag an, wir haben 2013 und es fühlt sich an wie ich weiss auch nicht. Übrigens habe ich mit Pamuks Museum der Unschuld begonnen. Ich lese mich zügig durch den Roman und denke mir dabei immer wieder: was für ein Trottel bist du doch, Kemal, du liebst Füsun über alles und bleibst doch, vorerst zumindest, bei Sibel - aus Bequemlichkeit, Feigheit, Unvermögen. Er hat sich das entscheidende Datum seines Lebens notiert: 26. Mai 1975, gegen Viertel vor drei. Und ich lege das Buch für eine Weile auf die Seite und notiere meinerseits: 15. Mai 2013, gegen halb drei Uhr nachmittags. 

2 Kommentare:

  1. Ich wünsche dir von ganzem Herzen einen schönen rest weihnachtsmittwoch Abend, sei lieb gegrüsst Franziska

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