Sonntag, 1. April 2012

Gedankenspiele um die eigene Biografie

Zeitweise neige ich zur Manie mir zu überlegen, was ich an bestimmten Tagen vor exakt 20 oder 25 Jahren tat. So auch heute. Und ich sitze da und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Die mich seit Jahren antreibende und an sich absurde Frage, was ich denn damals - in dieser oder jener Situation - anders hätte machen sollen/können, nimmt wieder Besitz von mir. Ich will sie abschütteln, da sie mich im Endeffekt nicht weiterbringt. Und doch - das zeitweilige Reflektieren über "wie hätte es auch sein können", kann ich nicht locker beiseite legen. Auch heute nicht - wohl deshalb, weil das gedankliche Spiel um die eigene Biografie auf spielerische Weise alternative Lebensentwürfe zum Leben erweckt. Die letztlich entscheidende Frage, ob ich heute glücklicher wäre, hätte ich damals dieses oder jenes anders gemacht/gewichtet/beurteilt, bleibt dabei, natürlich, hypothetischer Natur. Und doch lockt sie mich immer wieder.

Sie hatten die Wahl, Ihre Biografie zu ändern, das wünscht man sich manchmal, und was dabei herauskommt: Variationen des Banalen. 
Max Frisch, Biografie - ein Spiel. 

6 Kommentare:

  1. Dass die Frage lockt, verstehe ich.
    Ich habe vor Jahren einmal ein Buch gelesen (weiß aber den Titel nicht mehr - leider) und die Gedanken kreisen seither darum. Es ist vielleicht etwas skurril. Ein Gedankengang war z.B.: Was wäre wenn wir Menschen "in Parallelwelten" leben würden?
    Es ist jetzt schwer zu beschreiben was er damit gemeint hat und ich hoffe es gelingt mir.

    Stell dir vor du stehst vor einer Entscheidung. Du triffst eine Wahl und diese hat Auswirkungen auf dein Leben und auf das Leben anderer Menschen. Du wirst also in diesen "Parallelwelten" alle Möglichkeiten durchprobieren. Am Ende deines Lebens wirst du erkennen, welche Auswirkungen diese bei verschiedenen Entscheidungen über dein Leben hatten. Durch dein Verhalten wird die Welt besser oder schlechter.

    Die Frage ist:
    Wäre diese Verantwortung nicht erschreckend oder wäre diese Möglichkeit tröstend?

    Liebe Grüße

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  2. Guten Morgen Peter,

    solche Gedankenspielchen mache ich auch ganz gerne. Bei mir kommt meistens raus, dass ich sehr vieles richtig gemacht habe und dass mein Leben reich an Erinnerungen ist. Ich vermute, wenn bestimmte Weichen / Wege / Abzweigungen anders verlaufen wären, dass es nicht so viel anders ausgesehen hätte ...

    Gruß Dieter

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  3. Das finde ich aus dem Grunde interessant, weil mir so etwas nie oder allenfalls selten in den Sinn kommen würde. Möglicherweise hat es damit zu tun, wie sehr man im Reinen ist mit seiner Biografie?

    Vielleicht ist es auch nur ein Gedankenspiel. Ich weiß es nicht. Aber ich bin ausreichend im Hier und Jetzt ausgelastet, um mir solche Fragen nicht zu stellen.

    Ich hoffe, dass Du am Ende solcher Überlegungen überwiegend zu dem Ergebnis kommst, dass Du früher die richtigen Entscheidungen getroffen hast.

    LG vom Rostkopp

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  4. "wohl deshalb, weil das gedankliche Spiel um die eigene Biografie auf spielerische Weise alternative Lebensentwürfe zum Leben erweckt"

    Es ist so banal und auch verstörrend seltsam wenn man sich seit Tagen mit diesen Gedanken plagt und dann aus dem nichts genau diese Passage liest und sein eigenes ICH vor Augen hat. Kann es jemanden beruhigen wenn er mit seinen alternativen Lebensentwürfen nicht allein ist? Ich versuche es mir vorzustellen! Es bleibt weiterhin verlockend.

    Gruß Alanthea

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    1. Oh doch, es kann sehr wohl beruhigen...anregen auch und die Phantasie beflügeln....! Liebe Grüsse auch an Dich, P

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