Donnerstag, 15. Dezember 2011

Heute vor exakt 50 Jahren

Exakt heute vor 50 Jahren wurde Adolf Eichmann in Jerusalem zum Tode verurteilt. Eichmann verkörpert bekanntlich den kalten Bürokraten und Befehlsempfänger, der ja nichts anderes tat, als pflichtbewusst das umzusetzen, was man ihm übertrug. Seine Verteidigungsstrategie, als eben reiner Befehlsempfänger gehandelt zu haben, ging nicht auf, er wurde als Verbrecher in einem verbrecherischen System erkannt. Doch täuschen wir uns nicht. Die Banalität des Bösen (H. Arendt) geht auch dem "normalen" Menschen etwas an. Inwieweit bzw. unter welchen Bedingungen sind wir bereit, unsere (politischen oder ethischen) Überzeugungen zur Disposition zu stellen? Wo setzen wir die Grenzen, unsere individuellen Grenzen, und welchen Preis sind wir bereit dafür zu bezahlen? Ich gehe nicht so weit und sage, Eichmann sei auch ein Teil von uns allen. Nichts desto trotz müssen wir achtsam sein und uns immer wieder selbstkritisch beobachten, also so etwas wie permanente Selbstreflexion betreiben.

Es ist eben schon so: krieg raus, wer du bist, und schnüffle nicht Gott hinterher, denn was die Menschheit ist, begreifst du am besten an dir (W. Biermann)

1 Kommentar:

  1. Ich bin eine stolze Schweizerin, aber deswegen kein besserer Mensch.
    Was wäre gewesen wenn "der Irre" bei uns gewesen wäre? Hätte es bei uns nicht auch Menschen gegeben die einfach mitgemacht hätten um ihr Leben und das Leben der eigenen Familie zu schützen? Wir haben heute gut reden, aber das damals, das war eine absolute Ausnahmesituation. Ich rede nicht von Leuten wie Eichmann. Ich rede vom kleinen Mann der eigentlich nicht mitmachen wollte, aber nicht anders konnte.

    Ja Selbstreflexion ist wichtig. Auch heute.

    Laraina

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