Samstag, 23. Juli 2011

Beseelte Gegenwart

Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte, Fuss auf Gas. Menschen sind eine Anstrengung für mich, auch Männer.

Max Frisch, Homo Faber, Suhrkamp 1977, S. 92

Dieses mir bekannte Lebensgefühl hast du heute durch deine Präsenz für einen Augenblick aufgehoben, ja förmlich ausgehebelt. Ich spürte bloss noch intensive, beseelte Gegenwart. Hand-in-Hand, Dein Kopf an meiner Schulter. Ferner das Ausbleiben jeglicher Erinnerungen, also: Glückseligkeit für einen kleinen Moment, einem Wüstenläufer gleich, der in einer Oase ausruhen und auftanken darf.

Dafür bin ich dankbar, dankbar auch zu erkennen, wie alles auch sein könnte.
Es tut gut und es tut weh.

2 Kommentare:

  1. Peter, du verwirrst mich. Wer ist denn dieser Mensch nun, dessen Gegenwart dich so beseelt. Das kann doch unmöglich der Gleiche Mensch sein, über den du mit dem Begriff "Lebensverwaltung" nachdenkst.

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  2. @Mayarosa: Der Mensch, den ich unter Lebensverwaltung beschreibe, hat auch und in erster Linie etwas mit mir selbst zu tun....und der Mensch, der mich beseelt, ist, schlicht gesagt, meine geheime und nicht erreichbare Liebe. Lichtjahre von mir entfernt - und doch so nah.
    Ich danke Dir für die Nachfrage.

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