Montag, 9. Mai 2011

Gunter Sachs

Gunter Sachs, Lebemann und Playboy, hat sich in seinem geräumigen Luxuschalet in Gstaad das Leben genommen. In seinem Abschiedsbrief erklärte er, dass er an Alzheimer erkrankt sei und es nicht länger ertrage, Zeuge seiner unheilbaren Krankheit zu sein. Er, der Ästhet, der alles Schöne dieser Welt über alles liebte, wollte nicht dahinsiechen. Wollte vielmehr bis zum letzten Augenblick seines Lebens Herr über seine Sinne sein, nicht abhängig werden von Drittpersonen, nicht dahinvegetieren irgendwo in einem Altersluxusheim.

Gunter Sachs war ein Mensch, dem äussere Reize sehr wichtig waren: schnelle Autos, schöne Frauen, Geld, Status...hatte er demgegenüber zu wenig innere Werte? War er so besessen vom äusseren Schein, dass er es nicht ertrug, dem Leben seinen natürlichen Lauf zu lassen? Wollte er so etwas wie ewige Jugend? Ewige Potenz? Ewig im Mittelpunkt des weiblichen und gesellschaftlichen Interesses stehen?

Ich kann seine Motivation durchaus nachvollziehen. Auch ich möchte nicht Spielball von Pflegenden werden, abhängig von ihnen sein in jeder Hinsicht, nicht mehr fähig sein, selbständig eine Dusche zu nehmen, nicht mehr fähig sein, mich morgens rasieren zu können. Schlimmer noch: bei vollem Bewusstsein zu registrieren, dass die geistigen und körperlichen Fähigkeiten abnehmen, dass der Orientierungssinn nicht mehr in Ordnung ist, dass das Gehirn schlicht nicht mehr das leisten kann, was es eigentlich leisten sollte.

Einerseits finde ich es traurig, dass ein Mensch es offenbar nicht ertragen kann, alt zu werden mit allen Begleiterscheinungen, die bei diesem natürlichen Prozess gegeben sind bzw. sein können. Doch man kann es auch anders sehen: Gunter Sachs war in seinem Leben und Handeln radikal bis zu seiner endgültig letzten Entscheidung. Er wollte nur eines: das volle, üppige Leben, und sonst gar nichts. Mit dem "anderen" Leben, den Schattenseiten, wollte er einfach nichts zu tun haben. Er wollte in aller Souveränität sterben, selbstbestimmt und bei vollem Bewusstsein.

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