Freitag, 18. März 2011

Melancholie des Freitagabends

Freitagabend - ich spüre so etwas wie den Freitagabendblues. Oder sollte ich von Freitagabendmelancholie sprechen? Ich habe mich frisch gemacht und erlebe so etwas wie ein déjà-vu: Ja, diese sonderbare Stimmung am Freitagabend kannte ich besonders gut als junger Mann. Damals glaubte ich, "alles" sei am Freitagabend möglich. Da hatte ich das Gefühl, etwas "anderes" als unter der Woche läge in der Luft, eine Spannung, eine nicht näher zu bestimmende Lust umgab mich, Neugier auch und etwas Abenteuerstimmung. So wie heute Abend. Aber ich weiss um die Illusion derselben, das ist schon viel. Enttäuscht kann ich nicht mehr werden (eine gewagte Aussage, ich bringe sie mit Vorbehalt an). So werde ich heute Abend statt dessen genüsslich in einer guten Quartierbeiz essen gehen, werde einen schweren Spanier geniessen und mit meinem vis-à-vis nett und durchaus auch anregend plaudern. Mehr will und kann ich nicht von diesem Freitagabend erwarten.

Und gleichzeitig durchlaufe ich Momente des akuten Zweifels. Ich hänge wie eine Spinne in einem Netz und spüre darunter die gähnende Leere. Dagegen hilft nur eines (ich brauchte sehr lange, um dies zu lernen und muss es doch immer wieder neu lernen): die Magie des Augenblicks erkennen und in ihr verweilen - tief durchatmen und den Augenblick -und nur ihn- wahrnehmen. Alles andere sind bloss Täuschungen und Irrwege, die auf Abwegen führen. Ich muss mich oftmals disziplinieren, diesen Augenblick überhaupt wahrzunehmen und mich nicht in spekulativem Denken und Fühlen zu verlieren.

Freitagabend. Die Abenddämmerung setzt ein, der Tisch ist reserviert. Ich habe vor mir einen netten Abend. Das ist doch schon viel, ich bin mir dessen bewusst und werde es dementsprechend auch zu schätzen wissen - ohne jegliche Euphorie.

1 Kommentar:

  1. Ja, lieber Peter, irgendwann wirst du auch erkennen, dass es die Augenblicke sind, die uns leben lassen. Und dann wird es deiner Seele besser gehen.

    Herzlichst Aenne.

    AntwortenLöschen