Dienstag, 31. August 2010

unerfüllte Liebe

Ausgangspunkt meiner nachfolgenden Zeilen ist ein Beitrag von Anna.
In ihrem Blog schreibt sie heute unter anderem folgendes:

was geht in dir nur vor?
dass du dir einbildest, sehnsucht haben zu dürfen?
nach mir.
grausam gönn ich dir deine sehnsucht.
du sollst wissen, wie weh sie tut.
ich, für mich, will keine sehnsucht mehr haben.
genug ist genug.
deshalb tauche ich jetzt mal unter.
dorthin, wo deine sehnsucht mich nicht erreichen kann.

Anna liebt einen verheirateten Mann, einen Mann, von dem sie weiss, dass er seine Familie womöglich nie verlassen wird.

In beiden brennt das Feuer, die Leidenschaft und die Sehnsucht.

Und Anna gönnt ihm gar die brennende Sehnsucht, er soll wissen, wie sich das anfühlt. Nicht nur sie soll ob der Sehnsucht leiden, nein, auch er soll spüren, wie sich der Schmerz anfühlt. Und Anna will untertauchen, mag diese Sehnsucht nicht mehr aushalten, mag für seine Sehnsucht nicht erreichbar sein.

Anna und ich haben eine Gemeinsamkeit.

Wir lieben eine verheiratete Person und wissen, dass sie in ihrer Ehe bleiben wird, aus welchen Gründen auch immer.

Anna rebelliert gegen diese Lebensumstände.
Ich beginne, diese Lebensumstände zu akzeptieren.
Als Prozess - Rückschläge eingeschlossen.

Nicht, dass ich dies von Anfang an gekonnt hätte.

Ich litt.
Und jetzt?

Aus dem stechenden Schmerz ist eine wärmende Sehnsucht geworden.
Aus dem Schrei der Sehnsucht ist ein zärtliches Flüstern geworden.
Aus der Hoffnungslosigkeit Einsicht in die Notwendigkeit.

Weil Liebe auch akzeptieren bedeutet.
Weil Liebe Verzicht bedeutet.
Weil Liebe letztlich bedingungslos ist.

Wenn ich gar ahne, dass sie glückliche Momente mit ihrem Mann verbringt,
so erfüllt mich dies nicht zwingend mit Eifersucht.
Manchmal zwar schon.
Aber ich beginne, mich für sie zu freuen.
Weil es ihr gut geht.
Und weil ich weiss, dass man auch zwei Menschen lieben kann
ein jeder auf seine Weise.
Wider das Entweder-Oder-Denken

Ich will nicht missverstanden werden:
Ich bin kein Held.
Ich rebelliere zeitweise gegen diese monströsen Lebensumstände,
die ein Zusammenführen nicht erlauben.
Auch in mir brennt die Sehnsucht.
Und die Leidenschaft.
Und ich höre ihn nachts, den entfernten Zug, wie er vorbei rast und mir sagen möchte: komm, steh auf!
In mir machen sich Phantasien breit.
Ein nächtliches Telefonat, in welchem sie mir sagt:
mein Mann und ich trennen uns.

Und doch

auch wenn es nie so sein wird, und davon gehe ich zweifelsfrei aus -
sind und bleiben wir miteinander verbunden.
Können nicht die Finger voneinander lassen.
Ein Wochenende ohne Kontakt ist ein verlorenes, tristes Wochenende.
Zwei Menschen, die sich auf mysteriöse Weise kennen gelernt haben
und genau spüren, dass sie sich lieben.
Und dies immer wieder bezeugen.
Und dennoch nie zusammen kommen

Liebe heisst loslassen
Liebe heisst, den Schmerz der Abwesenheit zu ertragen
Mehr noch: Liebe heisst, den Augenblick zu geniessen, die pure Gegenwart.
Vor allem auch:
Liebe heisst zu würdigen, dass man sich überhaupt begegnet ist.

Glückliche Liebe, die gibt's nie

Die Kraft nicht, noch die Schwäche, nichs hat der Mensch auf Dauer,
sein Herz verblüht und breitet er dann die Arme aus,
kommt dabei an der Mauer ein Kreuz als Schatten raus.
Er lebt sein Leben hin, kaum krallt er sich sein Glück,
schon hat er es erwürgt!
Verlust ist sein Gewinn,
glückliche Liebe, die gibts nie.

Wolf Biermann

4 Kommentare:

  1. Peter, ich kenn den Schmerz von Anna und von dir...
    Er ist grausam, er tut so verdammt weh!

    Lola mein Name, wohl kein Zufall !
    Loslassen in Liebe, du hast Recht.

    ...und ich hab geschrien und geweint
    aber ich hab durch das aushalten und loslassen auch mich hervorgezaubert.

    Alle meine starken Lebensthemen hab ich damit bearbeitet.
    Heute bin ich froh, dass er den Mut hatte auszusteigen aus den Abhängigkeitsgeschichten der Kindheit und ich mich dadurch sooo stärken konnte.

    Hey hey hey, mit Sonnenschein.
    Lola

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  2. Danke, Lola, für die Zeilen.
    Um es nochmals in aller Deutlichkeit zu sagen: ich leide nicht (mehr), vielmehr bin ich dankbar, Emmi überhaupt begegnet zu sein. Natürlich, da ist die Sehnsucht, die Wehmut. Aber es sind keine stechenden Schmerzen mehr, vielmehr "glückliche Schmerzen", aber nicht nur dies: Emmi macht ich glücklich, so wie ich sie glücklich mache.
    Liebe kann halt ganz unterschiedliche Formen annehmen.

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  3. Genau, glückliche Schmerzen und ganz viel Dankbarkeit!

    Wunderbar!!

    Lola

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  4. hallöchen

    ...Und weil ich weiss, dass man auch zwei Menschen lieben kann
    ein jeder auf seine Weise.
    Wider das Entweder-Oder-Denken...

    super das es doch menschen gibt die das so sehen
    alles gute dir

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