Dienstag, 8. Juni 2010

mangelnde Gelassenheit

Es gibt Momente, da ich ganz gelassen bin. Heute Abend wünsche ich mir, ich sei es auch, würde mich auf die Terrasse setzen, dazu Mozart hören, mich ganz der Stimmung hingeben können, jetzt, wo die Tochter endlich ihren Schlaf gefunden hat (die beste Methode, dass sie ruhig einschläft, besteht darin, Bachs musikalisches Opfer einzustellen).

Aber das will mir aktuell nicht gelingen. Immer wieder macht sich diese Unruhe bemerkbar, abends nach dem Sonnenuntergang, wenn die Vögel noch munter dahin zwitschern und sich auf die Nacht vorbereiten. Dann packt mich die Sehnsucht und lässt mir keine Ruhe. Ich gehe hin und her, alles dreht sich, die Gedanken lassen sich kaum disziplinieren, ich hüpfe von einem Gedankensplitter zum anderen. Ich schaue hinüber zum Wald, dann auf die Stadt, setze mich, stehe wieder auf, einem steten Kommen und Gehen gleich, nehme ein Buch hervor, doch die Konzentration will sich nicht einstellen.

Dieser Zustand ist kaum vermittelbar, ich stosse meistens auf Unverständnis, wenn ich ihn schildere. Ich weiss nicht, ob diese Unruhe letztlich produktiv ist und ob sie mich weiterführt, und wenn ja, wohin sie mich führt. Es hat keinen Sinn, sie unterdrücken zu wollen. Ich kann sie höchstens etwas eingrenzen bzw. domestizieren, einem Raubtier gleich, indem ich sie mit Tee zu beruhigen versuche. Höchst unangenehm ist es an solchen Abenden, ins Bett zu gehen, weil dann die Unruhe meistens umso mächtiger wird. Dann höre ich umso deutlicher und lauter die Stille der Nacht und die Züge, wie sie in der Ferne von irgendwo her kommen und irgendwo hin gehen. Genau diese Geräuschkulisse vermag mich dann umso mehr in eine potenzierte Unruhe zu versetzen, das Gefühl, etwas zu verpassen, macht sich mächtig breit in mir.

Selbstdiagnose: mangelnde Gelassenheit, zu wenig Vertrauen in das Leben. Die Einsicht ist da, die Umsetzung derselben steht freilich auf einem anderen Blatt geschrieben.

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