Mittwoch, 16. Juni 2010

Defätismus

Um es gleich vorweg zu nehmen: ich bin kein grosser Fussballfan. Als Knabe war ich aber fussballverrückt und spielte bei den städtischen Junioren, ich war ein guter Spieler und hatte viel Freude, mit dem Ball zu spielen. Heute gehe ich mit der Tochter "Fussball spielen", meistens bin ich im Tor und sie bemüht sich, den Ball in das Tor zu schiessen - meistens lasse ich sie auch gewinnen :-).

Heute hat die Schweiz gegen Spanien 1:0 gewonnen - natürlich auch zu meiner Freude. Ich hätte nie damit gerechnet, und gegenüber den Kolleginnen und Kollegen am Arbeitsplatz prophezeite ich eine Kanterniederlage der Schweizer Elf. Meine Prognose war ein 4:0 für Spanien, vielleicht würde es höchstens für ein Ehrentor unserer Nationalmannschaft reichen. Und es kam also anders.

Ich neige offensichtlich zu defätistischem Denken. Ich habe zu wenig Vertrauen in die Möglichkeiten und Überraschungen des Lebens. Ich glaube nicht an Wunder und werde zusehends zu einem Pessimisten, und ich werfe die Flinte zu schnell ins Korn (wohl aus Angst, verletzt zu werden). In der Erziehung meiner Tochter hüte ich mich aber davor, diesen Pessimismus zum Ausdruck zu bringen, vielmehr muntere ich sie auf, an die Willens- und Gestaltungskraft des Lebens zu glauben. Aber selber mag ich kaum an meine Worte glauben.

Dürrenmatt hat es auf den Punkt gebracht: es gibt nichts Fahrlässigeres als den Optimismus - aber auch nichts Billigeres als den Pessimismus. Ich will vermehrt versuchen, das Gleichgewicht zwischen diesen beiden Polen zu finden und zu halten. Ich will wieder vermehrt an das "Unmögliche" glauben und bin dabei bereit, auch ein Scheitern in Kauf zu nehmen. Banal, aber es ist halt so: wer nichts wagt, gewinnt auch nichts.

Wie schön ist doch dieses 1:0.

2 Kommentare:

  1. Lieber Peter,
    ich habe das Spiel nicht gesehen, aber mit einem Sieg der Schweiz hat ja nun niemand gerechnet. Und die wenigen, die im Wettbüro tolldreist auf die Schweiz setzten, haben einen fetten Reibach gemacht. :-)
    Ich glaube nicht, dass du grundsätzlich zu Pessimismus neigst, eher dazu, zu viel zu grübeln. Das ist zumindest der Eindruck, den ich aus dem Lesen deines Blogs gewinne. Wünsche dir etwas mehr von der Leichtigkeit, wie sie diese Tage die Studentengruppe aus Münster präsentiert, die mit "Schland oh Schland" einen Ohrwurm-Lena-Parodie-WM-Hit gelandet haben.
    LG mayarosa

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  2. Liebe Mayarosa, Du hast wohl Recht, ein Grübler bin ich. Vermehrte Leichtigkeit? ich glaube, dass sie sich bei mir wieder langsam bemerkbar macht. Wünsche Dir ein gutes WE.

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