Dienstag, 22. Juni 2010

Das Ende der Illusionen (II)

Ich bin heute von manchen Illusionen befreit worden. Intuitiv wusste ich, dass eine Beziehung zu A. nicht zustande kommt, zu kompliziert die Lebensverhältnisse, zu kompliziert die Ausgangslage, zu gross die räumliche Distanz und die damit einhergehende Ortsgebundenheit auf beiden Seiten usw. Und dennoch, ich hielt lange diese Illusion aufrecht, wohl deshalb, weil ich eine starke Anziehung verspürte - und immer noch verspüre, also wollte ich so lange wie nur möglich mit dieser Illusion leben, weil sie mir so gut tat, also log ich mich selber an, ich wollte der für mich bitteren Wahrheit nicht ins Auge schauen, obwohl die Faktenlage und die Hinweise mich hätten wachrütteln sollen. Ich bin nun dazu aufgerufen, mich emotional zu trennen und Abschied zu nehmen von jenen Gefühlen und Hoffnungen, die ich in den letzten Monaten mit mir herum schleppte. Es tut weh, vor allem tut es deshalb weh, weil ich das Gefühl habe, den Schein mit dem 6er im Lotto nicht einlösen zu können. Gibt es im Leben die Möglichkeit, ein zweites Mal einen 6er im Lotto zu erzielen? Diese Frage will ich mir nicht stellen, ich will sie ignorieren, weil sie mir Angst macht.

Von der Vernunft her weiss ich: ich muss nun los-lassen-können und von meinen Illusionen Abschied nehmen. Aber das Herz und die Seele wollen da nicht so richtig mitmachen, sie rebellieren dagegen und betreiben ein Oppositionsspiel, zeigen sich also uneinsichtig. Ich trage nun einen Kampf in mir aus, einen Kampf "Kopf versus Gefühl". Ich weiss, dass der Kopf gewinnen muss, die Einsicht in die Notwendigkeit führt nach Hegel zur Freiheit. Aber das wird seine Zeit brauchen.

Das Erlebte prägt mich, A. ist gewissermassen zu einem Referenzpunkt geworden. Ich will den Kontakt zu ihr nicht abbrechen, ich wüsste nicht warum. Es tut mir gut, mich mit ihr auszutauschen. Warum oftmals nur dieses entweder-oder? Nein, wenn Menschen sich etwas zu sagen haben und sich gegenseitig den Spiegel vorhalten, auf dass sie zu mehr Selbsterkenntnis kommen, sollten sie eine solche wertvolle Beziehung nicht abbrechen, im Gegenteil, sie sollen sie pflegen. Für mich wird dies zumindest anfänglich ein Balance-Akt sein, ich werde immer wieder Rückfälle haben und Anfälle von Sehnsucht und Melancholie entwickeln, ich werde das Schicksal beklagen und dann und wann im Sumpf des Selbstmitleids baden, weil ich diese Beziehung emotional auf eine neue Basis stellen muss, auf eine Basis einer platonischen Beziehung.

Unter dem Strich bin ich unendlich froh, ihr begegnet zu sein, denn sie hat mein Herz geöffnet und meine Seele berührt. Dass daraus keine Liebesbeziehung wird, beelendet mich im Grunde der Dinge, aber ich muss dies akzeptieren. Ich nehme in diesem Zusammenhang zur Kenntnis, dass in mir heftige Gefühle zum Ausbruch kommen können, dass ich eine innere Wärme verspüre, bloss wenn ich an sie denke. Keine Frage: ich lebe und bin definitiv keine Frostbeule. Manchmal möchte ich eine solche sein, weil ich mir denke, dass man dann ungetrübt(er) durchs Leben zieht. Es steht mir ein harter Weg bevor, ein Weg des Abschiednehmens von meinen Illusionen. Dabei wird auch ein Stück Hoffnung sterben. In solchen Situationen fühle ich mich einsam und oftmals unverstanden.

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