Samstag, 22. Mai 2010

Trost

Heute Morgen war ich zu Besuch bei meiner Exfrau (wie üblich am Wochenende, entweder kommt sie zu mir oder ich bin bei ihr), während unsere Tochter bei einer Freundin übernachtet hat und somit nicht anwesend war. Meine Exfrau weiss über meine Geschichte Bescheid. Ich habe während des Morgenessens, zwischen Kaffee, Käse und Marmeladenbrot, wie ein Schulkind in ihrer Gegenwart zu heulen begonnen (nicht laut, dafür optisch wahrnehmbar), weil sie mich wie ihre eigene Hosentasche kennt und sofort registriert hat, was bei mir emotional abgeht. Sie hat mich wie eine Schwester (oder Mutter?) getröstet, hat mich in ihre Arme genommen und mich liebevoll über den Kopf gestreichelt, ja, es tat mir gut. Sie weiss, wovon ich rede, da sie in einer ähnlichen Lebenssituation ist. Sie hat mir dann ihre Geschichte nochmals erzählt, gewisse Begebenheiten im Sekundenstil, ich konnte alles nachvollziehen, restlos. Da sassen wir also, zwei Menschen, die ihre Seelenverwandten gefunden haben, die ihrerseits aber in einer anderen, sprich gebundenen Lebenssituation sind.

Wir sind uns einig: solche Begegnungen wählt man sich nicht aus, weder was den Zeitpunkt noch die Person anbelangt, sie werden vor-gefunden, haben ihre eigene Dynamik und tragen namentlich dazu bei, die eigene Seele in ihrer gesamten Tiefe auszuloten. Solche Begegnungen sind von unschätzbarem Wert, sie tragen wesentlich zur Klärung der Aufforderung bei: krieg' raus, wer du bist. Schon allein deshalb ist es ein Geschenk, jenem Menschen zu begegnen, auch wenn es dabei schmerzt. Schmerz gehört nun mal zum Leben, Schmerz ist ein treuer Begleiter des Menschen - weil Menschen lieben und damit auch leiden können.

2 Kommentare:

  1. Komisch ist die Situation schon, von der Exfrau wie eine Mutter getröstet zu werden. Oder eher doch wie von einer Freundin?

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  2. Lieber autum, ich würde meinen: vielleicht auch wie eine gute Freundin.

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