Sonntag, 30. Mai 2010

Resignation versus Gestaltungswille

An diesem Sonntagabend geht es mir einigermassen gut. Heute konnte ich auch endlich meine Rechnungen und die meiner Mutter via ebanking erledigen, ich musste mich zwar dazu aufraffen, aber nach getaner Arbeit war ich wie erlöst. Es ist oftmals ein Kampf, den ich mit mir selbst auszutragen habe, nämlich Dinge zu erledigen, die einfach erledigt werden müssen (Bewältigung des Alltags).

Ansonsten spüre ich in mir zwei widersprüchliche Kräfte bzw. Grundstimmungen: die eine will mich zu einer Passivität bewegen, will, dass ich die Ereignisse treiben lasse, dass ich also nicht aktiv in das Geschehen einschreite und alles über mich ergehen lasse. Als Gegenkraft wirkt das Rebellische in mir, jene Kraft, die einfach nicht akzeptieren ist, was ist, weil die Realität letztlich ein Konstrukt ist. Die Wirklichkeit ist jene, die wir uns zurecht legen, dies wiederum hiesse, dass jede Wirklichkeit formbar und damit veränderbar ist, da Wirklichkeit immer das Ergebnis von Kommunikation ist (Watzlawick). Tatsächlich ist nichts in Granit gemeisselt. Oder auch anders gesagt: alles fliesst.

Beide Strömungen sind in mir, kämpfen gewissermassen um die Vorherrschaft. Ich versuche, konstruktiv mit ihnen umzugehen, vermutlich wäre ein Mittelweg zwischen beiden Polen sinnvoll. Das könnte heissen: hartnäckig bleiben in seinen Zielen und Hoffnungen, wachsam sein, ohne ins Euphorische zu verfallen, die Grenzen des anderen sehr wohl respektierend, aber ihm auch etwas zumutend. Ich bin überzeugt davon, dass gewollte, also auf der Basis von Reflexionen zustande gekommene Entscheide gute Entscheide sind (da begründbar), aber sicher nicht solche, die aufgrund von Passivität zustande kommen, indem man sich einfach treiben lässt.

So wenig man nicht nicht kommunizieren kann, kann man ebenso wenig nicht entscheiden: man entscheidet immer, entweder aktiv (also nach einem bewussten Entscheidungsprozess) oder passiv (indem man es letztlich der Umwelt/den sog. Umständen/den sog. Sachzwängen etc. überlässt, wie der Entscheid ausfällt). Das Leben ist zu wertvoll, um es der Passivität zu überlassen. Daran will ich arbeiten, weil ich glaube, dass Menschen am Ende ihres Lebens bewusst gefällte Entscheide nicht bereuen, aber sehr wohl solche, die sie bloss "hingenommen", also passiv erduldet haben.

2 Kommentare:

  1. Oh, Peter, wie gut du diesen Zustand beschrieben hast in deinem ersten Absatz mit den leidigen Pflichten. Ich streube mich ebenfalls gegen das Lästige, nach der Erledigung fühle ich mich wie befreit, fast euphorisch. Warum nur dieses Aufschieben?
    Dann dieses mit der Passivität, andererseits erlebe ich Moment voller Kraft und Lust, die ich nicht richtig lebe.
    Sicherlich stecken hinter deinen Gedanken dich immens belastende Dinge. Worum es hier geht, hat mich nicht zu interessieren, aber manche Dinge kann man nicht beeinflussen.

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  2. Lieber autumn, Danke! Ja, dieses Aufschieben...ich muss mich vermehrt disziplinieren.
    Manche Dinge kann man nicht beeinflussen: ja, das stimmt. Wichtig scheint mir aber, dass man trotz allem hinsteht und seine Sicht der Dinge deponiert (salopp gesprochen). Was danach geschehen mag, das wissen in der Tat nur die Götter.
    LG, Peter

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