Montag, 31. Mai 2010

das kurze Glück des Moments

Spätnachmittags, die Sonne scheint für einen kurzen Moment, ansonsten viele Wolken, windig. Meine Stimmung entspricht ziemlich genau der aktuellen Wetterlage.

Vor allem: ich fühle mich leer, nicht hoffnungslos, aber müde in einem umfassenden Sinn. Wenn ich Leere empfinde, kann ich auch nicht schreiben, alles ist blockiert, das strukturierte Denken fällt schwer. Mögen all meine Wünsche in Erfüllung gehen: gut gemeinte, standardisierte Sätze, die Trost zu spenden versuchen. Allein, ich glaube je länger je mehr, dass das glückliche Leben (stark individuell und im umfassenden Sinn verstanden) schwer zu finden und vor allem selten ist. Anhaltendes Lebensglück gehört ins Reich der (kindlichen?) Phantasie, daher bereite ich mich darauf vor, (wieder vermehrt) das Glück des Moments schätzen zu lernen, kurze, euphorische Augenblicke zu erleben, die allesamt in eine vorübergehende Zufriedenheit münden (wäre dies allenfalls das Lebensgefühl Drogenabhängiger?), da jene Augenblicke eben Augenblicke sind und keinen anhaltenden Charakter haben, vielmehr entziehen sie sich unserer Existenz, kaum sind sie aufgetaucht, einer Sternschnuppe oder einem Regenbogen gleich.

Um wenigstens kurze glückliche Momente zu erleben, braucht es viel Selbstreflexion und Selbstbeobachtung: was macht mich tendenziell glücklich, was unglücklich? Weshalb bin ich in jenen Situationen glücklich, in anderen nicht? Aber auch: akzeptieren, dass Glück letztlich ein Geschenk und ein Mysterium ist, es kann, wie A., aus dem Nichts plötzlich auftauchen, um alsbald wieder im Nichts zu verschwinden (das liest sich jetzt so locker, in Wahrheit ist es eine Erfahrung, die auch weh tut). Dazu kommt: der Mensch kann nicht alles, seine Macht ist endlicher Natur. Kann ein zufriedenes Leben auch gelebt werden jenseits von Glücksgefühlen? Camus kommt mir in den Sinn, der dazu aufrief, uns (selbst) Sysiphus als glücklichen Menschen vorzustellen. Ich gestehe, dass ich noch nicht so weit bin, mir diese Vorstellung definitiv anzueignen (zeitweise aber schon, wenn ich gänzlich niedergeschlagen bin). Noch rebelliere ich zeitweise dagegen - allein, wie lange noch?

Doch selbst die kurzen Momente des Glücks sind rar, wenigstens in meinem Leben. Wenn meine Tochter über die Schönheit eines Falters strahlt, macht mich dies glücklich. Es gäbe noch andere Beispiele, gewiss. Aber ich merke, dass mir dies alles doch nicht genügt, ich möchte mehr vom Leben. Werde ich es vorfinden, dieses spezifische Glück, das eben doch etwas länger anhalten sollte als bloss einen Augenblick? Diese Frage treibt mich an und führt mich zeitweise an den Rand der Verzweiflung.

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