Sonntag, 11. April 2010

Im Familienwagen

Heute war ich unterwegs im Zug im sogenannten Familienwagen. Der Wagen ist voll, überall spielende Kinder in Begleitung ihrer Eltern. Gegenüber von mir beobachte ich eine Familie mit zwei kleinen Kindern. Was mir auffällt: der Vater sitzt einfach da, scheinbar anteilslos, die Mutter macht alles, kümmert sich um die beiden kleinen Kinder, die ganz mamafixiert sind (bei diesem Vater kein Zufall, schoss es mir spontan durch den Kopf). Fällt der kleine Junge um, ist sie es, die aufsteht und ihn tröstet. Will die ältere Schwester etwas, ist es wiederum die Mama, die sich um das Mädchen kümmert, der Papa schaut entweder gelangweilt zu oder liest. Die Kinder scheinen sich auch nicht besonders für ihren Vater zu interessieren. So dauert das eine ganze Stunde. Ich beobachte nun nochmals den Mann, wie er da sitzt bzw. thront, die Beine weit von sich gestreckt, in einem Buch vertieft, dann auch mal schlafend. Es fehlte nur noch das Bier. Kann eine solche Ehe Bestand haben?

2 Kommentare:

  1. Ich will für den Mann, den du eindeutig passiv und abweisend beschreibst, nicht unbedingt Partei ergreifen, aber ist so, wie du es beschreibst, oder scheint es so?
    Diese Szenerie ist nur allzu bekannt. Die Frau die Mutter, der Mann wirkt, als hätte er mit all dem nichts zu tun.
    Ich stelle mal die These auf, hat der Mann vielleicht keine andere Chance? Ist es ein stiller Protest gegen die Übermutter? Sie und die Kinder sind eine verschworene Gemeinschaft, die leben, kommunizieren, voneinander partizipieren. Der Mann sieht sich als fünftes Rad am Wagen, sucht seine Frau, kommt aber nicht zum Zuge. Macht dicht. Natürlich die sich aufdrängende Frage, ob eine solche Ehe Bestand haben kann.
    Mich hat nach der Geburt meines ersten Sohnes vor 20 Jahren ein Freund entrüstet angeschaut, als ich sagte, nun habe ich meine Geliebte verloren und eine Mutter dafür. Einige Jahre später, als er selber Vater geworden ist, erinnerte ich mich an die Aussage und meinte, "du hattest recht damals."
    Ich will nicht die Frauen zu Tätern und die Männer zu Opfern machen. Kinder zu haben bedeutet eine Komplettaufgabe der bisherigen Beziehung. Nicht mehr Mann und Frau gehen miteinander um, sondern Vater, Mutter und Kinder. Das ist nicht immer leicht für alle Beteiligten. Sicherlich würde sich auch die Frau Unterstützung durch den Vater wünschen. Dazu müssten alle miteinander reden können.

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  2. Ich habe mich nie verhalten, wie der Mann im Zug. Gerade nicht im Zug, ich habe meinen Kindern immer alles gezeigt.

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