Montag, 12. April 2010

Die Kirschenzeit

Heute bin ich in einer eigentümlichen Stimmung. Draussen ist es halb grau, halb blau, ein kalter Nordwind geht. Die Sonne scheint, doch dunkle Wolken ziehen wieder vorbei.

Wehmut macht sich breit
von der Ferne höre ich die Züge des Güterbahnhofs;
Lust auf Nähe und Berührungen
trotz räumlicher Distanz
meine Vernunft sagt: sei vernünftig
mein Gefühl sagt: lass dich darauf ein
unbestimmte Hoffnung
naive Hoffnung auch, vielleicht
und die Angst, das Leben verrinne;
Sonne und Wolken lösen sich gegenseitig ab
Aprilwetter
nochmals vernehme ich durch das offene Fenster
die Züge des nahen Güterbahnhofs
wie weit darf ich mich in meinen Emotionen verlieren?
Panzer anziehen als Gegengift? - nein
was hilft: nicht bewerten
diesen eigentümlichen Gefühlen nachspüren
fabulieren? ja
so wie Kinder noch fabulieren können
wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flügel hätt'
käm' ich zu dir
weil 's aber nicht sein kann
bleib' ich halt hier
und das französische Lied in den Ohren
auf immer bleibt mir die Kirschenzeit lieb
auch wenn mir davon im Herz stecken blieb
die Wunde, die nie mehr heilt
es gibt kein Leben ohne Schmerzen
ein steriles Leben ohne Schmerzen wünsche ich mir nicht



2 Kommentare:

  1. Würdest hier um die Ecke wohnen, ich würde dich auf ein Bier einladen. Manchmal bist du so melancholisch und traurig.

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  2. ach, autum, ich habe dies heute schon einmal gehört, traurig, ja, ein bisschen, und mit viel Sehnsucht. melancholisch? Wenn Melancholie als Vorstadium einer Depression verstanden würde, dann bin ich es nicht, nein, ich lebe, funktioniere, verspüre dann und wann viel Freude, freue mich auf die Ferien mit meiner Tochter, stehe morgens ohne Probleme auf, habe Appetit, bewege mich, interessiere mich für das Zeitgeschehen, ich lese gerne, und im Beruf erfülle ich meine Pflichten (wenn auch zeitweise mit Mühsal), die Rechnungen werden pünktlich bezahlt, die Buchhaltung meiner Mutter erledige ich auch ohne Verspätung. Was ich sagen möchte: ich habe trotz meines "Grundgefühls" Freude am Leben, aber es ist schon so, dass ich jene Unbeschwertheit, wie sie etwa meine Tochter an den Tag legt, nicht habe. Aber ich singe trotzdem unter der Dusche, auf dem Weg zur Arbeit begleitet mich Mozart, und mittags esse ich immer ein Menü mit Freude, Alkohol trinke ich selten, und wenn doch, dann mit Genuss.

    Übrigens würde ich Deine Einladung zu einem Bier sehr gerne annehmen. Ich mag helles Bier, würzig sollte es sein :-)
    Liebe Grüsse, Peter

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