Dienstag, 12. November 2013

Von der Angst

zum Beispiel:
  • vor dem alt sein, wirklich alt
  • vor dem nicht-mehr-können (in jeder Hinsicht)
  • vor dem langsamen Zerfall
  • nur noch als Alter (und nicht mehr als Mann) wahrgenommen zu werden
  • nur noch als Kostenfaktor wahrgenommen zu werden (Pflegestufe xy)
  • am Atmungsapparat gefesselt zu sein
  • dass irgendwann alles den Bach runter geht (pessimistisch, ich weiss)
  • dass die Sinne nachlassen
  • das Denken nachlässt
  • das Gedächtnis nachlässt (und doch wäre dies vielleicht eine Gnade)
  • die Freude nachlässt
  • nicht mehr nach Berlin oder Paris reisen zu können
  • oder in die Berge
  • nicht mehr richtig sprechen zu können
  • abhängig sein von Leuten, die mich pflegen (oh Gott)
  • abhängig sein in jeder Hinsicht
  • nicht mehr umarmt zu werden
  • langsam sterben zu müssen, langsam, ja langsam (Agonie)
  • keine Hand da ist, die liebevoll das Gesicht streichelt
  • nachts aufzuwachen, nicht mehr aufstehen zu können und nur noch den roten Alarmknopf tätigen zu können.
  • ans Bett gefesselt zu sein, morgens, mittags, abends: immerzu und immer länger
  • den morgendlichen Satz zu hören: jetzt schön das Tässchen austrinken, gell
Ja, Angst frisst Seele auf

3 Kommentare:

  1. Solche Gedanken sind tatsächlich "gut" sich den Tag und schließlich das Leben zu verderben. Sie machen nicht stärker sondern schwächer. Sie sind nicht zu beantworten, also, warum sie wieder und wieder stellen? Es kann passieren, das ist klar. Die Chance wird größer, wenn man so ein "Leben zuletzt" als "Ziel" "ständig anpeilt".

    Gruß
    Beate

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    1. Ich mache mir diese Gedanken ja nicht aus Freude, sie tauchen auf, treiben mich an, suchen mich heim. Manchmal kann ich gut mit ihnen umgehen, manchmal sind sie ganz weit weg - und manchmal eben nicht.

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  2. Solche Gedanken zu haben, gehört sich quasi mit über fünfzig oder so, finde ich vollkommen in Ordnung. Eine schöne Aufstellung auch meiner Ängste und Befürchtungen....allein, das Umgehen damit ist wichtig- auch schauen, wie haben es andere betrieben, dieses Nachdenken. Viel darüber kann man z.B. bei Herrn Goethe erfahren. Auch bei Herrn Bieri?
    Gruß von Sonja

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