Montag, 10. Dezember 2012

Flucht

Nun beginnen sie wieder,
diese Weihnachtsessen,
Geschäftsessen.
Und so weiter.
Heute Abend beim Geschäftsessen.
Langer Tisch.
Laut.
Weisswein und so weiter.
Kalte Platten,
dann warme Platten.
Ich bin da und plaudere mit.
So gut es geht.
Und ich spüre dennoch
die Entfremdung.
Was tue ich da eigentlich?
Spannungen im Nackenbereich machen sich bemerkbar.
Doch wesentlicher:
ich verspüre so etwas wie Einöde
und beschliesse
endlich
aufzustehen
und zu gehen.
Es tut gut.
Morgen wird es besser sein.

Und noch dies, weil es einfach passt.
Gerade jetzt.
Danke, Max Frisch:


Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte, Fuss auf Gas. Menschen sind eine Anstrengung für mich, auch Männer.
Homo Faber, Suhrkamp 1977, S. 92

9 Kommentare:

  1. Oh. Absolut. Da wäre ich auch gegangen. Generell mag ich Weihnachtsfeiern aber eigentlich - zumindest die, zu denen ich gehe. Denn, und das ist der Trick, ich gehe nur dann hin, wenn ich mich auf die Leute dort freue. ;)

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    1. Man kann sich die Gesellschaft, in der man sich (zeitweise)bewegt, nicht immer aussuchen, zumal nicht im geschäftlichen Kontext...morgen Mittag sieht es diesbezüglich schon bedeutend besser aus :-)

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  2. Mir geht es derzeit auch oft so. Schon komisch, es scheint ein Signal zu sein.
    Signal für was? Das muss ich noch rausfinden. Vermutlich weiß ich es auch schon.
    Noch was, Herr Peter: Manchmal sind Menschen auch für mich eine Anstrengung.

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  3. Geh zum Psychiater, sag, du hast eine Sozialphobie- und schon kommt "Heilung"....
    Mir gefällt der Eintrag!
    Gruß von Sonja

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    1. Liebe Sonja, Danke!
      Nee, eine Sozialphobie habe ich keine - aber wenn ich unter Leuten bin, denen ich im Grunde der Dinge nichts zu sagen habe (und umgekehrt), werde ich unruhig.
      Doch heute war es wunderbar - 39 Leute und eine tolle Stimmung, ich hätte noch lange dort verweilen können :-)....Lieber Gruss, P.

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  4. Manchmal fühl ich mich unter zig Menschen auch verloren und irgendwie einsam. Ich betrachte mich dann losgelöst von der Menge, höre Gerede und Geschnatter, sehe Gesten und reges Treiben und wundere mich, dass ich dazu gehöre. Und das nicht nur in der Weihnachtszeit.
    Liebe Grüße
    dual

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  5. Das mit dem Psychiater und der Sozialangst war die reine Ironie!!
    Weil mittlerweile fast alles ein "Symptom" ist- und geheilt werden könnte....das finde ich blöde- und dass Du das nicht tust, finde ich GUT!

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  6. Ja, es kommt immer drauf an, ob solche Essen "Pflicht" sind oder nicht.

    Die meisten Dinge, zu welchen man "gezwungen" wird, mag man nicht...

    LG
    boelleli

    PS: wollten wir uns nicht mal im Oktober treffen ;-) :-P

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    1. P.S: Huch....wie die Zeit vergeht! Ich flüchte mich demnächst in die Weihnachtstage :-)....LG, P

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