Donnerstag, 26. April 2012

Randnotizen

Sog. "Fernbeziehungen" -wie diese konkret auch immer aussehen mögen- reizen vielleicht auch deshalb, weil sie den Elchtest des realen Alltags nie werden bestehen müssen. Alles bleibt im Zauberhaften, das sich dem Mühsal des täglichen Lebens zu entziehen vermag.
Womit a priori nichts gegen "Fernbeziehungen" einzuwenden wäre.
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Wer vom Leben nur Rosen erwartet, verdrängt oftmals, dass diese auch Stacheln tragen. Nur der Kontrast schafft Spannung im Leben.
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Euphorische Menschen sind mir suspekt. Ihnen fehlt die kritische Distanz, namentlich zu sich selbst.
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Schweigen ist die dümmste Form menschlicher Kommunikation.
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Heute beim Mittagessen mit einem Kollegen, der mir mit verdecktem Stolz Aufnahmen seines neu erworbenen Hauses zeigte, verspürte ich für einen kleinen Augenblick so etwas wie Neid:  ich erwischte mich beim Gedanken: wie hat dieser Mensch das bloss verdient? Und womit? Neid ist kein schönes Gefühl. Es fühlt sich vielmehr widerlich an.
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Wenn die Leidenschaft fehlt, fehlt das Feuer. Und ohne Feuer kann es kein Leben geben. 

6 Kommentare:

  1. Hallo Peter,

    ich hatte vor einigen Wochen auf SWR1 - Leute - eine Talksendung mit den Zurhorsts gehört (Eheberatung). Da kam die Aussage, dass 95% der Ehe Alltag sind - und genau das ist der Knackpunkt. Als Mann komme ich von der Arbeit, danach muss ich Alltagsdinge organisieren, Sa+So teilweise genauso. Die Zeit, die für schöne Dinge verbleibt, ist knapp. Fernbeziehungen durchlaufen keinen solchen Härtetest.

    Gruß Dieter

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  2. Sehr schöne Notizen, die mich zum Nachdenken angeregt haben....ja ich sehe vieles ähnlich.

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  3. Das mit dem Schweigen ist eine Sache des Gegenüber... Ich seh es in vielerlei Hinsicht wie Hermann Hesse: "Wenn man darüber redet, wird auch das Einfachste gleich kompliziert und unverständlich".

    Euphorie und kritische Haltung müssen sich nicht widersprechen, nach einer kritischen Abwägung kann man durchaus euphorische Leidenschaft für etwas empfinden...

    Neid oder Missgunst?

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    1. Kluge Anmerkungen - Danke!
      Zum Schweigen noch diese Präzisierung: es gibt sehr wohl das beseelte Schweigen, jenes Schweigen, das alles andere erübrigt. Jenes Schweigen meinte ich nicht, vielmehr meinte ich das leere Schweigen ohne jegliche Seele...Schweigen aus Feigheit oder als Waffe eingesetzt....

      Euphorische Leidenschaft: eine schöne Wortkombination. Also: diese möchte ich nicht missen !

      Neid oder Missgunst....hmmmm, gute Frage!

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  4. "Fernbeziehungen, die den Elchtest des realen Alltags nie werden bestehen müssen. Alles bleibt im Zauberhaften, das sich dem Mühsal des täglichen Lebens zu entziehen vermag"

    Das mag für manche menschen erstrebenswert sein. Ich habe das über 6 Jahre mitgemacht und gemerkt wie sehr man sich dabei entfremden kann

    ... wenn man eben keinen Alltag hat. Wenn jeder sein eigenes Päckchen trägt und immer alleine damit bleibt

    ... weil der jeder nur an seinen Gedanken trägt und irgendwann das Schweigen die Kommunikation ersetzt

    ... weil aus einem "wir" ein ich und du wird

    ... weil aus einem "wir" zwei Einzelindividuen werden, die auch genau das sind und bleiben

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    1. Fernbeziehungen lassen vermutlich ein "Wir" nicht zu, und was Du sagst bezüglich Päckchen tragen...dem ist sicher so.

      Aber Deine Bemerkungen, so sehr sie zutreffend sind, können ebenso gut auf eine "normale" Beziehung ihre Anwendung finden, die den Alltag kennt und lebt. Beziehungen sind und bleiben eben auch "Arbeit" im weitesten Sinn, Arbeit auch an sich selbst. Und dies hat mit räumlicher Distanz a priori nichts zu tun.

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