Dienstag, 17. April 2012

Diktate über Sterben und Tod

Wieder einmal in Peter Nolls Diktate über Sterben und Tod gekramt. Daraus für heute Abend notiert:

Da wir mit dem Tode leben, sollten wir auch im Leben an ihn denken. Wichtig und hilfreich ist es, vorher abzurechnen, die Summe zu ziehen. Der Pfarrer müsste dem Publikum klarmachen, dass jeder der nächste sein kann, der drankommt, dass alle drankommen, dass es gut ist, sich darauf einzurichten und dass es dann vielleicht ganz leicht werden kann ...
Was liebt man am meisten an einer Frau, und weshalb verliebt man sich in sie? Fetischismen spielen sicher eine grosse Rolle; für mich war es immer vor allem der Geruch - da bin ich wie ein Hund; natürlich das Aussehen, die Bewegungen und eben die Stimme. Nach gewissen Beschreibungen soll der letzte Sinn, der vor dem Tode ausgeschaltet wird, das Gehör sein. Man hört also kurz vor der totalen Bewusstlosigkeit noch, wie die Ärzte oder Krankenschwestern zueinander sagen: Jetzt ist er tot; Exitus; wir können abschalten ...
Morgen fahre ich zu Max Frisch nach Berzona. Vom Tiefpunkt aus kann jede Bewegung nur nach oben führen. Diese letzte Zeitspanne fordert mehr als jede frühere. Nicht wissen, wie es weitergeht, mit dem Beruf, mit der Krankheit, dem Sterben. Und mit denjenigen, die mich dann nicht mehr haben werden, vor allem mit (den Töchtern) Rebekka und Sibylle. Dauernd denke ich an die beiden. Irgendwo möchte ich eine ganz heile Welt für sie zurücklassen, was natürlich unmöglich ist. Ständig fallen mir neue Kosenamen für sie ein, zu all den alten hinzu ...

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