Montag, 16. Mai 2011

Mit der Hoffnungslosigkeit beginnt der wahre Optimismus

Manche Situationen bzw. Erwartungen im Leben erachte ich als schlicht hoffnungslos. Eine Liebe zum Beispiel kann hoffnungslos sein, weil die Umstände kein Zusammenwachsen erlauben, aus welchen Gründen auch immer.

Mit der Hoffnungslosigkeit, so hat es Sartre erkannt, beginnt aber der wahre Optimismus dessen, der nichts erwartet. Ich weiss sehr wohl, dass dies ein sehr hoher Anspruch ist, nichts zu erwarten, und in dieser reinen Form wird er wohl auch nie zum Tragen kommen. Doch sobald ich etwas erwarte, kann ich, folgerichtig, enttäuscht werden. Diese Einstellung kann auch ins Defätistische kippen, indem ich alles, was um mich herum und mit mir passiert, mit Demut -oder schlicht achselzuckend- zur Kenntnis nehme. So hat es Sartre wohl sicher nicht gemeint. Der wahre Optimismus, so wie ich ihn verstehe, lässt keine rosaroten Brillen zu, er ist nüchtern und akzeptiert in einem übergeordneten, existenziellen Sinn verstanden, die Bedingungen menschlichen Daseins. Dazu gehören auch Trauer, Einsamkeit und Tod. Der Mensch ist in seinem Handeln frei: er entscheidet immer -auch wenn er vermeintlich "nicht entscheidet"- und trägt immer die Konsequenzen seines Handelns.

Ich lerne: die Sehnsucht, die ich in mir trage, soll frei von Hoffnung sein, ja sie ist es auch. Ich erwarte nichts von ihr. Ich nehme sie an, ich spüre ihr nach und versuche zu verstehen, was mir diese Sehnsucht sagen will. Vielleicht werde ich dereinst noch zu einem wahren Optimisten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen