Samstag, 21. August 2010

Herrschaft der Kompromisse?

Ich frage mich, inwieweit ich Kompromisse eingehen soll bzw. muss. Natürlich müssen wir alle Kompromisse eingehen, sie gehören zu unserem Alltag, und jede demokratische Ordnung lebt vom Kompromiss. Was ich hier meine sind ganz persönliche Kompromisse, die Kernfragen des Lebens und der eigenen Identität betreffen.

Die Frage stellt sich zum Beispiel im Hinblick auf einen Stellenwechsel: soll ich eine neue Stelle auch dann antreten, wenn ich nur halbwegs von ihr bzw. vom Arbeitsinhalt überzeugt bin? Kann ich mir den Luxus überhaupt leisten, auf die Idealstelle zu warten? Dasselbe gilt auch im Hinblick auf eine neue Partnerschaft. Auf die Märchenprinzessin zu warten dürfte abwegig bzw. naiv sein, also bin ich zu Kompromissen gezwungen. Der Gedanke des Kompromisses stört mich allerdings, und allein die Vorstellung, mit einer Person unterwegs zu sein, die man nicht mit ganzem Herzen liebt (von Seelenverwandtschaft will ich schon gar nicht sprechen), widert mich an sich an, weil ich letztlich etwas vorspielen müsste, partiell zumindest. Auch ich habe meine Bedürfnisse wie jeder Mensch, brauche dann und wann meine Streicheleinheiten, brauche eine Person, mit der man sich auch intellektuell auseinandersetzen und mit der man letztlich gemeinsam einen Weg beschreiten kann. Herrgott, ich weiss bzw. ahne, dass jene Person, die mein Herz ganz berühren würde, womöglich meinen Lebensweg gar nie kreuzen wird (und jene, die es bereits getan hat, kommt faktisch von einem anderen Stern, sprich: ist unerreichbar für mich und wird es immer bleiben so sicher wie das sonntägliche Amen in der Kirche). Die Vorstellung, nicht zu entdecken bzw. nicht entdeckt zu werden, beängstigt mich, und das Bild der Nadel im Heuhaufen verfolgt mich. Ich bin ja keine 20 mehr, so viel Zeit habe ich also nicht (schon wieder kommt hier meine Angst vor der gnadenlos tickenden Uhr zum Ausdruck).

Meine Ansprüche kann ich nicht einfach negieren und so tun, als könnte ich mich mit dem, was ich aktuell „vorfinde“, einfach zufrieden geben (Frieden, Freude, Eierkuchen, nein, das klappt bei mir nicht). Ich wüsste eben zu gut, wie es sein könnte. Ja, ich bin ratlos. Vermutlich, so denke ich, ist der Leidensdruck noch nicht so stark, dass ich Kompromisse eingehen und damit letztlich meine wahren Bedürfnisse negieren müsste, teilweise zumindest negieren müsste. Der Tag wird aber kommen (so meine Intuition), an dem ich mir schlicht sagen muss: sei froh, dass es für dich überhaupt eine Person gibt, die bereit ist, deine Macken des Alltags zu ertragen. Diesen Tag will ich hinausschieben so lange es geht, vermutlich weil ich gerne mit Illusionen lebe.

schlafe, bis dein Glück erwacht!
da, mein Bild will ich dir geben,
schau, wie freundlich es dir lacht:
Ihr süßen Träume, wiegt ihn ein,
und lasset seinem Wunsch am Ende
die wollustreichen Gegenstände
zu reifer Wirklichkeit gedeihn.

3 Kommentare:

  1. Lieber Peter,
    steht denn ein Jobwechsel an? Willst du weg aus deinem jetzigen Job? Horch in dich hinein, wie es sich anfühlt und notiere die Gedanken in eine Liste plus/minus oder dafür/dagegen. Das erleichtert die Entscheidungsfindung.
    Und bezüglich der Liebe: Irgendwo da draußen lebt und atmet genau die Richtige für dich und ihr werdet euch finden, du musst nur daran glauben.
    LG mayarosa

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  2. Liebe Mayarosa
    Danke für Deine Zeilen. Bezüglich der Liebe nur so viel an dieser Stelle: Ich gehe davon aus, dass zu jeder Pfanne der passende Deckel vorhanden ist. Aber. es genügt nicht, dass man "sich findet", alles andere muss dann eben auch passen, namentlich die sog. Lebensumstände, die räumliche Entfernung bzw. Nähe usw usw. Da muss viel zusammen kommen, womit wir wieder bei der Nadel im Heuhaufen wären.
    Auch Dir liebe Grüsse und Merci für das Mitlesen.

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  3. Wenn die Lebensumstände und andere Dinge so stark sind, dass sie eine gelebte Liebe verhindern, dann ist er/sie nicht der/die Richtige. Denn zur richtigen Liebe muss mensch bereit sein. Mitunter heißt das Veränderung, Umzug, in jedem Fall gehört Mut dazu und eine Entscheidung für diese Liebe ...
    schreibt mayarosa aus der "theoretischen" Perspektive. Schließlich fehlt ihr auch das passende Puzzleteil zum Gesamtkunstwerk :-)

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