Donnerstag, 8. April 2010

Stationen eines Lebens

1. Allein sein
2. Der Beginn einer Beziehung
3. Heirat
4. Das Ende einer Beziehung
5. Einsamkeit

So die Stationen im Spielfilmerstling "Nothing Personal" der polnischstämmigen Regisseurin Urszula Antoniak. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber ich muss ihn sehen, da mich die Thematik verfolgt. Die fünf Stationen eines Lebens irritieren und provozieren mich zugleich. Einsamkeit als Resultat einer gescheiterten Beziehung? Das Ende einer Beziehung wäre demnach gleichzusetzen mit einer Katastrophe. Deshalb die verbreitete Angst vor dem Ende einer Beziehung, die Angst vor der Anschlussfrage nach dem wie weiter? und jetzt? was nun? Vor allem aber dies: man wird zurückgeworfen auf sich selbst, das Du existiert nicht mehr, auch wenn es zuvor schon lange geschwiegen hatte und einer Antwort nicht mehr fähig war.

Ich surfe dann und wann im "Trennungsforum" und lese die Geschichten all dieser betroffenen Personen, die während bzw. unmittelbar nach der Trennung Wut, Enttäuschung, Selbstzweifel, Trauer und vor allem Angst zum Ausdruck bringen. Mir ging es nicht anders, eine Trennung namentlich einer langjährigen Beziehung, zumal wenn noch Kinder im Spiel sind, ist mit gehörigen Krisen verbunden, mit existenziellen Ängsten und Zweifel. Aber ich halte daran fest: was ist, wenn die Seele in einer bestehenden Beziehung schreit und nicht gehört wird? Wie ist dann mit der ohne Zweifel vorhandenen Einsamkeit umzugehen, Einsamkeit verstanden als die Erfahrung, existenziell nicht verstanden zu werden? Wie lange ist die Beziehung in einer solchen Konstellation erträglich?

Stationen eines Lebens - mögliche Elemente (Stichworte)

Station 1: Das Alleinsein ist kein erstrebenswerter Zustand, er ist nur als Übergangssituation erträglich.
Station 2: Adrenalin, Neugierde, Leidenschaft, auf das Du bezogen, orgiastisch, stark gegenwartsbezogen, im positiven Sinne auch egoistisch.
Station 3: wenn als Metapher für Konsolidierung der Beziehung verstanden: Vertiefung, Heimat, Vertrautheit, Oase, aber parallel dazu auch -hoffentlich!- mit Elementen aus Station 2. Mit der Zeit Gefahr der Abnutzung, der Routine, der Selbstverständlichkeiten und der Illusion, "den anderen" durch und durch zu kennen und sich damit "ein Bild" von ihm zu machen, wodurch jegliche Entwicklung -individuell und als Paar - eingefroren wird.
Station 4: je nach Konstellation: Frustration, Angst, Selbstzweifel, Anklage, Wut, Schweiss, Orientierungslosigkeit, Leere, aber auch: Befreiung, durchatmen, durchstarten, Neuorientierung, Dankbarkeit, gereift, Metamorphose
Station 5: allgegenwärtig vorhanden, mit Ausnahme allenfalls in Station 2. Lässt sich Einsamkeit verbannen? Vermutlich schon. Unabdingbare Voraussetzung: Seelenverwandtschaft und Freundschaft im besten Sinne des Wortes. Grundsätzlich gilt jedoch: Einsamkeit als existenzielle Erfahrung des Menschen.
Aber auch: ist selbstgewählte Einsamkeit leichter zu ertragen als das Verlassen werden? Wäre dies eine Option für ein erfülltes Leben? Ich glaube nicht, dass man sich gegen das Leben schützen kann und soll. Was wohl am Ende eines Lebens besonders schwer wiegt sind nicht eingegangene Risiken und ignorierte Optionen.

3 Kommentare:

  1. Hierin liegt eine wichtige Begründung für meine bisherige Entscheidung.
    Lieben Gruß
    autum

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  2. Einsamkeit ist möglicherweise auch ein Wesensmerkmal der Internet-Gesellschaft ... Gegensteuern kann man mit "Intensiv-Kommunikationstreffen" wie der TALISUND Strategie ...

    LG Robert

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  3. @Lieber Robert, wenn es nur so einfach wäre. Einsamkeit als existenzielle Erfahrung hat mit dem Internet-Zeitalter wenig am Hut. LG, Peter

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