Donnerstag, 31. Oktober 2013

Vom wiederholten Schlafen

Heute gehe ich wiederum nach Zürich. Ich lasse es geschehen.
Und du kommst mit, ich weiss schon.
Aber du wirst schlafen, manchmal wirst du kurz aufblinzeln, dich melden, doch ich werde dich  weiterschlafen lassen, werde so tun, als ob ich dich nicht bemerkt hätte.
Und dann
werde ich den Seewind auf mich einwirken lassen,
das zubereitete Essen,
die vorgetragene Musik.
Der Zug fährt um 17 Uhr.
Ich bleibe bis morgen dort.

Dienstag, 29. Oktober 2013

Über dem Zürichsee

Wie lieblich war heute der Anblick auf einer Anhöhe über dem Zürichsee.
Sanfte Hügeln, fallende, ja zeitweise tanzende Blätter in Erwartung einer heranziehenden Kaltfront.
Ich bin nicht allein auf dieser leichten Wanderung.
Und ich spüre Erleichterung.
Und Angst zugleich.
Die Zeit lief uns davon.

Nein, du warst nicht dabei.
Du schienst tief zu schlafen.
Es gab wenige Momente, da dachte ich an dich.
Aber es tat nicht weh.
Ja,
vielleicht habe ich
heute
tatsächlich
an dir
vorbeigeschaut. 

Sonntag, 27. Oktober 2013

Vom Sonntag

Leere. 
Aber nicht niedergeschlagen. 
Nur zeitweise.
Winterzeit, 
Eindunkeln spätnachmittags.
Lust auf Wald, Lust auf verwelkte Blätter. 
Und nicht grübeln, 
bitte nicht grübeln. 

Samstag, 26. Oktober 2013

Vom zärtlichen Lächeln

Ich will nicht klagen, heute war ein guter Tag. Intensive Herbstfarben, die Berge, deren Umrisse sich im See spiegelten, das gelungene Essen an der Feuerstelle, das Wandern, das Sein.

Einige Male musste ich dabei an dich denken, urplötzlich und wie angeschossen, gedankenverloren und in jenem Augenblick unansprechbar für nichts und niemanden. Und ich liess dieses Gefühl einfach an mir vorbeiziehen, freute mich über die knalligen Farben des Herbstes und trug dich einfach weiter. Und nun bist du wieder da, intensiver als tagsüber.

Doch ich weiss, dass du eines Tages, wenn ich wiederum an dich werde denken müssen, nur noch ein liebevolles, zärtliches Lächeln hervorrufen wirst, ohne Schmerzen, ohne Groll. Diesen Tag sehne ich herbei, so wie jene, die immerzu auf den Sommer hoffen und bis dahin frieren und sich irgendwie arrangieren.

Und vor dem Einschlafen ist wie nach dem Erwachen: was du jetzt wohl machst? 

Freitag, 25. Oktober 2013

Du schläfst

Morgen geht es in die Berge,
an einem Ort,
wo du nicht warst.
Heute hast du
sanft geschlafen,
hast mich nur 2-3 mal geweckt.
Ich war völlig unvorbereitet, weisst du,
es hat mich erwischt
auf der Strasse
und dann zu Hause.
Aber ansonsten
kann ich dich so gut tragen
in mir.
Diese Nacht
sollst du auch schlafen.
Ruhe sanft.
Ich
liebe
dich

Donnerstag, 24. Oktober 2013

da capo

Ich spüre dich in den letzten Tagen als Melodie in mir,
deren Grundton mich zeitweise an den Rand des Erträglichen bringt.
Manchmal erklingt die Melodie aus der Ferne, so sanft kommt sie daher,
einem Adagio gleich.
Abends jedoch holt sie aus zum Presto,
es kommt mir vor,
als würde sie mein Trommelfeld durchbohren.

Du bist so fern und doch so nah,
ich versuche alles, der Melodie -deiner Melodie- auszuweichen,
sie sanft zu verscheuchen.
Vergeblich.
Je mehr ich das tun will,
umso lauter erklingt sie und
holt zum da capo aus,
einer Endlosschlaufe gleich.

Statusmeldung


Morgens geht es recht gut: Konzentration okay, emotionaler Zustand okay.
Mittags beginnt die Kurve, sich langsam nach unten zu bewegen (mit leichter Krümmung).
Nachmittags:  Unruhe nimmt zu mit dem Resultat, das Büro fluchtartig verlassen zu müssen. Hauptsache: raus. Mit dem Fahrrad unterwegs sein. Am liebsten jedoch: laufen.
Abends: unterschiedlich. Je nach Umständen gezügelte bis hin zu ungebändigter Unruhe. Gefühl eines niedergeknüppelten Hundes. Einschlafen meist gegen Mitternacht.
Nachts: aufwachen um 0300, manchmal 03.30, zeitweise mit leichtem Herzklopfen.  Emotional tendenziell gegen 0 sinkend. Einschlafen wird schwierig, wenn ja, dann gegen 04.30 Uhr.

Ist nicht traurig, ist ja Wahrheit.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

von Steinen umzingelt

Steine Steine Steine, mein Lieb, und Steine

All meine Wahrheiten sind mir ja

Steine geworden:

Steine im Weg und

Steine in der Kehle und

Stein auf der Seele und

Stein in der Brust, in den

Leeren, den wehrenden Händen:

Steine Steine Steine, mein Lieb, und Steine


Wolf Biermann



Vom Löschen

Manchmal muss man hart zu sich sein.
Es brauchte Kraft, die über 100 Fotoaufnahmen auf dem Handy zu löschen.
Auswählen,
anklicken,
Befehl "löschen",
"sind sie sicher, dass sie die ausgewählten Elemente löschen wollen"?
Ja - mit zitternden Händen und bebendem Herzen.
Und weg waren sie.
Auf dem Handy.

Und Nein.
Dies ist keine Säuberungsaktion.
Sondern der Versuch, sich von äussern Bildern zu lösen.
Von Momentaufnahmen aus glücklichen Tagen.
Langenfeld,
Berlin,
da und dort
und überhaupt.

Doch
du
wirst ohnehin nicht zu löschen sein.
Bald
und immer wieder
tauchst du auf
in meinen Träumen
tagsüber und des Nachts.
Dann bist du hier
und dort
auf Schritt und Tritt.

Hierfür gibt es keinen Löschbefehl. 

Seelenfrieden

Aktueller Zustand:
labil.
Ein Fondue-Essen steht bevor.
Ich freue mich darauf -
und fühl' mich leer.

Ich will
nicht mehr
durch den virtuellen Vorhang blinzeln (Schattentänzerin).
Und gerate doch immer wieder
in Versuchung.

Sehnsucht nach Seelenfrieden. 

Von Bewertungen

Es gibt Zeiten, da beinahe alles weh tut und sich demzufolge eine Auflistung erübrigt.

Oder gäbe es eine schlichte Liste all dessen, was nicht weh tut?
Wenn ja, dann dies:
fröhliche Kinder,
dichter Herbstnebel.
liebevolle Zeilen, aufmunternde Worte
.....
Zu sagen, dass dies und anderes mehr schön ist, möchte ich ganz gerne, doch der Schmerz lässt sich auch unter dem schönsten Herbsthimmel nicht aus der Seele prügeln - dann wohl erst recht nicht.
Doch ist dies wohl vielleicht auch gar nicht notwendig:
wie schön die Liebe doch schmerzt.
**
Heinrich Heine:
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich Euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Wir wollen auf Erden glücklich sein, 
Und wollen nicht mehr darben.

Dienstag, 22. Oktober 2013

Damals im Frühling

Die Sonne wärmte mich mehr als heute,
die Blätter, sie waren jung und grün,
der Wind, er war warm und stürmisch,
das Brunnenwasser, das sich prickelnd auf meiner Zunge anfühlte.
Blühende Bäume und Pflanzen da und dort.
Fülle des Lebens in Zweisamkeit.
Du und ich.

Und jetzt
die welken Blätter,
die Sonne,
die ihre wärmende Kraft zusehends verliert,
der auffrischende Wind aus dem Norden,
der mich abends frieren lässt,
das Brunnenwasser, das bald versiegt.
Welke Blätter da und dort.
Abschied von der Fülle.
In sich gekehrtes Leben ohne dich.
Ohne dich. 

Von der Ungewissheit

Die Mail eines lieben Menschen hat mir einmal mehr vor Augen geführt, dass wohl nichts so schwer wiegt wie die Ungewissheit.

Die Wahrheit kann bitter sein, noch bitterer aber ist die Diktatur der Ungewissheit, die uns ins Leere laufen lässt und uns keine Chance einräumt, sich der befreienden Wahrheit zuzuwenden.

Die Ungewissheit, sie nagt an uns, frisst uns auf, lässt uns zweifeln, suchen, Hoffnung schöpfen, wo es längst keine mehr gibt. Ja, dieses ins-Leere-laufen-lassen ist das eigentlich Grausame der Ungewissheit, weil sie so tut, als gebe es noch einen Schimmer Hoffnung. Und jene, die nicht mehr zu hoffen wagen, stürzen sich ob der Ungewissheit ins Bodenlose, ins Nichts, um endlich Erlösung zu finden. 

Dienstag

Es ist viel zu mild für die Jahreszeit.
Noch starre ich in das Dunkle, der Morgen will noch nicht
so recht kommen.
Lust, durch den Nebel zu laufen und dir zuzuflüstern,
wie sehr
du fehlst. 

Montag, 21. Oktober 2013

Von der Freiheit

Heute Abend beim Gespräch mit der Mama meiner Tochter sind wir auf Hegel gestossen: ich weiss, dass ich noch lange nicht zur gelebten Erkenntnis vorgedrungen bin, derzufolge Einsicht in die Notwendigkeit zur Freiheit führt. Ich bin vielmehr blockiert, ratlos, umfassend einsam. 

Vom Montag

Es gibt halt Momente im Leben, da ist man einfach froh, heil den Tag, namentlich den Montag, überstanden zu haben. Erstaunlicherweise konnte ich mich heute bei der Arbeit  gut konzentrieren, zeitweise war ich ganz mittendrin und fern von akuter Trauer. Auf dem Nachhauseweg holte mich umso mehr alles wieder ein, was ich tagsüber verdrängt? beiseite geschoben? hatte.

Liebes Tagebuch, mehr kann ich dir nicht anvertrauen. Vielleicht doch dies: ich blättere meine früheren Einträge nicht durch, weder die von gestern noch die von vorgestern noch die vor einem halben Jahr. Ich schreibe bloss und lese mich im Augenblick des Schreibens. Mehr kann ich nicht, noch nicht. 

Sonntag, 20. Oktober 2013

Abendliche Meditation

Dunkel ist es, ja rabenschwarz.
Gedankenverloren sitze ich da und spüre bloss
meine Ratlosigkeit.
Nichts will nach Vorne,
ein Zurück gibt es nicht.
Stattdessen
beengende Gegenwart.
Es gibt die beruhigende Stille.
Und jene der lautlosen
Verzweiflung.
Stilles Weinen zerrt,
wo doch Tränen,
so wie heute Nachmittag,
kurzzeitig Erleichterung brächten.
Manchmal, weisst du,
blicke ich auf das leere Kissen,
das mich anstarrt und das Schweigen
noch unerträglicher werden lässt.
Und wenn die Sonne scheint, bleibt es doch dunkel,
doch dich sehe ich trotzdem da und dort
und auch hier,
immerzu  -
ja, immerzu.
Nein, dies hier ist kein Klagelied.
Es ist Erinnerung,
die tief in mir sich eingenistet hat -
ohne schnelle Aussicht
auf Befreiung. 

Vom Wochenbeginn

Mit Unbehagen blicke ich auf nächste Woche. Ich weiss nicht, wie ich es packen werde. Wie werde ich diesen drohenden und nicht aus der Welt zu schaffenden Montag einigermassen überleben? Die Konzentration leidet, weniger das Interesse, obwohl manche Fragestellung, die ich geschäftlich zu bearbeiten habe, nur noch Gähnen auslöst. Aber ich lebe nun mal auch von Fragestellungen, die mich zwar nicht anöden, aber mindestens langweilen. Was mir auch noch zu schaffen macht: die alltäglichen Pflichten, die ich aktuell als eine Last empfinde. Ja, ich bin müde, was noch lange nicht heisst, dass ich schlafen kann.

Ich versuche daher, die Nacht so gut wie nur möglich vorzubereiten und habe einen Pot Beruhigungstee bereitgestellt. Das wird mich allenfalls etwas beruhigen, denn ich merke sehr wohl, dass ich schneller als sonst gereizt bin. Momentan muss ich für meine Umwelt ein eher schwieriger Mensch sein. 

Vom Abladen

In einem Moment des Alleinseins konnte ich heute Nachmittag wieder abladen: es tut gut, sich seiner Tränen, und sei es nur für einen Augenblick, zu entledigen. Nun fühle ich mich etwas entspannter, meine Tochter und ich kochen zusammen und erzählen uns Räubergeschichten. Ich bin bei allem Tun stets auf der Lauer, keine Bilder aufkommen zu lassen, das Spüren ihrer Omnipräsenz will und kann ich aber nicht aus der Welt kippen, das gehört jetzt zu meinem Leben, heute, morgen, ich weiss nicht wie lange.

Ich möchte am Liebsten weg sein -
und bleibe am Liebsten hier. 
Wolf Biermann

Liebe S.

Es gibt Momente, da ruhst du ganz sanft in mir, so, als würdest du ruhig schlafen.
Ich trage dich einfach in mir, ohne dass es sonderlich weh täte.
Und es gibt Momente, die ich beinahe nicht aushalte:
du bist dann so präsent in mir, dass ich dich überall sehe, rieche, spüre.
So wie jetzt.
In solchen Momenten versagen alle Worte.
Schlaf, erlöse mich bitte für einen Moment. 

Samstag, 19. Oktober 2013

Von der Leere


Heute hat man mir einmal mehr gesagt:
sei doch dankbar für das, was du hast. Du hast doch so viel....

Ja, das stimmt.
Und doch.
Ich komme mir wie amputiert vor.
Sehnsucht kann grausam sein, auffressend, den Schlaf raubend.
Was ich sonst noch verspüre: Leere.
Leere, Leere, Leere. 

Freitag, 18. Oktober 2013

Von Nähe und Distanz im Internetzeitalter



Wenn vor 25 Jahren eine Beziehung –aus welchen Gründen auch immer- in die Brüche ging, konnte die Distanz –räumlich und damit auch emotional- zur einst geliebten Person relativ gut eingehalten werden. Da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, es gab es kein Facebook und keine Blogs und kein whatsapp, aus dem etwa hervorgeht, ob er oder sie gerade online ist. Heute tue ich mir zeitweise schwer damit, obwohl oder gerade weil auch ich die sozialen Medien nutze: es braucht Disziplin, um nicht die Facebookseite anzuklicken, aus der die jüngsten Statusmeldungen und Fotoaufnahmen (Hallo, bin gerade in Paris!) gelesen bzw. gesehen werden können. Früher gab es noch nicht das grün aufleuchtende Lämpchen auf dem Bildschirm, das bewusst verriet, ob die besagte Person gerade online und damit potenziell ansprechbar bzw. „anschreibbar“ ist. Wer kann da widerstehen und surfend nur noch weiterziehen?

Ich frage mich, wie es ist, wenn nach einer Trennung das einstige Paar nach wie vor Nachbarn sind, Türe an Türe. Dann sehen, ja hören sie gar alles voneinander, fast alles: wer kommt, wer geht, wann jemand kommt, wann jemand geht. Wie wäre unter solchen Bedingungen ein Alltagsleben noch möglich, wenn abends die Schritte des immer noch geliebten Menschen zu hören sind? Jene Schritte, jenes Kommen und Gehen können über die sozialen Medien auch wahrgenommen werden, vielleicht gar noch unmittelbarer als in der analogen Welt, und dennoch sind sie bloss Chimären und suggerieren Nähe, die gar nicht da ist. Und doch kann, nein : ist jene suggerierte Nähe grausamer als die reale, indem die Statusmeldungen, Fotos und ins Netz gestellte Videos so sehr ins Persönliche gehen können, wie es in der realen Welt nicht möglich ist, es sei denn, man öffne permanent die Wohnungstür und lasse die Blicke bis in das Schlafzimmer schweifen etwa mit der lustigen Frage: Hallo, wie gefällt dir meine neue Bettwäsche?

Man möge mir jetzt zurufen: ach, dann lass doch die Finger von Facebook, whatsapp und dergleichen mehr. 
Und übe dich in Disziplin! Okay. 
Und wenn wir Nachbarn wären, wie würde dann der Rat wohl lauten? Ach, ziehe einfach um. 
Oder ignoriere einfach alles, geh deinen Weg. 
So einfach ist also das Leben.

Donnerstag, 17. Oktober 2013

Vom Durchwursteln

Nach einer anstrengenden, meine volle Konzentration abverlangende Sitzung am Morgen ging ich nach einem sog. Arbeitsessen (was für ein lächerlicher Ausdruck) ins Büro, um noch einige Dinge zu erledigen. Die Konzentration liess einmal mehr schnell nach, um 1630 Uhr war definitiv Schluss. Dann einkaufen: eine Qual. Auf dem Nachhauseweg gehe ich noch schnell bei meiner Mutter vorbei. Ich muss mich beherrschen, urplötzlich spüre ich den Klotz im Hals, nicht wegen meiner Mutter, ihr geht es soweit gut, sie hat sich mit ihrer Welt arrangiert, nein mehr als dies, sie ist grundsätzlich zufrieden mit sich und ihrer Umwelt.
Zu Hause muss ich schnell einmal die Fenster weit öffnen, sonst habe ich das Gefühl zu ersticken. Ich atme für kurze Momente tief und schnell, etwas, was ich sonst nicht kenne. Das Schreiben gegen die Angst hilft, vorübergehend, aber immerhin, es nimmt mir einen gewissen Druck weg.

Was Glück genau beinhaltet weiss ich nicht haarscharf.
Hingegen weiss ich, wie es sich anfühlt, unglücklich zu sein. 

Mittwoch, 16. Oktober 2013

glückliche Liebe, die gibts nie

Die Kraft nicht, noch die Schwäche, 
nichts hat der Mensch auf Dauer,
sein Herz verblüht 
und breitet er dann die Arme aus,
kommt dabei an der Mauer 
ein Kreuz als Schatten raus.
Er lebt sein Leben hin, 
kaum krallt er sich sein Glück,
schon hat er es erwürgt!
Verlust ist sein Gewinn,
glückliche Liebe, 
die gibts nie.

Wolf Biermann

Vom Wissen wollen



Manchmal wüsste ich gerne, wie es in deinem Herzen aussieht,  was du gerade tust, was du gerade denkst. Auch jetzt zum Beispiel, in diesen Sekunden und Minuten. Wo mögen deine Gedanken sein, deine Gefühle, deine Ängste, Hoffnungen und Sorgen? Jetzt, in einer Stunde, morgen, in einer Woche?

Wenn du aus dem Fenster schaust, siehst du das schöne weit offene Feld vor dir, die Bergkette und den gegenüberliegenden Wald. Und Pferde. Ruhig ist es bei dir, und der Ofen spendet behagliche Wärme. Und all dies und manch anderes mehr kann ich für einen Augenblick vergessen oder so tun, als würde ich nicht daran denken. Dabei sehe ich dich ja doch immerzu, deine Augen, dein Blick, deine Bewegungen, deine Hände. 

Bilder schwirren durch meinen Kopf, fragmentiert und ungeordnet, einem emotionalen Chaos gleich, so wie Gefühle mich jederzeit heimsuchen, sie alle fragen nicht nach meiner Erlaubnis. Plätze sind emotional besetzt, Räume, Landschaften, Ortschaften, Getränke, Mahlzeiten, Gewürze, Gerüche, Musik, Gegenstände, Geschirr, Möbeleinrichtungen, Jahreszeiten, Wochentage, Tageszeiten. 

An Flucht ist ohnehin nicht zu denken: 
das Herz lässt sich nun mal nicht amputieren.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Vom Funktionieren

Ich funktioniere, so gut es geht. Manchmal muss ich mich im Geschäft zusammenreissen, um den emotionalen Ausbruch in Schach zu halten. Später suche ich einen Platz auf, der es mir ermöglicht, das Ventil doch noch zu öffnen, um etwas Erleichterung zu erfahren. Wenn ich durch die Stadt laufe, nehme ich die Menschen, Plätze und Häuser beinahe wie durch ein Milchglas wahr. Meine Tochter merkt alles, verzichtet aber darauf, Fragen zu stellen (um mich womöglich zu schonen aus ihrer Sicht): sie kennt mich ganz offensichtlich. Essen tue ich auch weniger - mit dem Schlaf verhält es sich gleich. Abends, wenn die Unruhe besonders stark aufkommt, hilft nur eines: schreiben. Und so schreibe ich mich durch die Trauer, führe Zwiegespräche mit meinem Innersten und versuche, die Dinge zu ordnen und vor allem, zu verstehen. Und beantworte liebevolle Mails - an dieser Stelle herzlichen Dank dafür. 

Vom grossen Schweigen

Ich denke an Annas geschlossenem Blog.
Vom Schweigen.
Ja, das Schweigen, das grosse Schweigen.
Wer schweigt, demonstriert seine Macht.
Wer schweigt, will strafen.
Wer schweigt, schweigt im Grunde der Dinge gar nicht.
Schweigend zeigt er uns seine kalte Gleichgültigkeit.
So wie der schweigende Gott,
der unnahbar schweigt, wenn wieder einmal gemetzelt wird. 

Montag, 14. Oktober 2013

Von der inneren Unruhe

Ich bin ausgelaugt und muss dennoch funktionieren - meine Rettung. Meine aktuelle innere Unruhe macht mir zu schaffen: ich kann zu Hause kaum ruhig sitzen, kann demzufolge auch nicht lesen, höchstens Radio hören. Letzte Nacht war äusserst mühsam: oberflächlicher Schlaf, mehrere Male wach und kaum in der Lage, wieder einzuschlafen. Es blieb bei einem oberflächlichen Schlaf, genauer: bei einem Dösen. Heute Abend bin ich ziemlich auf der Schnauze und bereite nun ein Raclette für Tochter und deren Mutter vor. Mein Gemütszustand: labil. Ich bin dünnhäutig und kann nicht viel ertragen, Lärm schon gar nicht, ebenso wenig grosse Menschenansammlungen und inszenierte Fröhlichkeit. Es dunkelt ein, was mich noch unruhiger werden lässt, da ich die bevorstehende Nacht wegen möglicher Schlaflosigkeit fürchte.
Ich hatte schon bessere Lebensmomente. 

unwürdiger Abschied

Ich stelle mir vor:

Sie hatten vereinbart, dass er alles mitbringt, was sie in seiner Wohnung deponiert hatte, also: Kleider, Badeartikeln, Bücher etc. Er wollte es dann bringen, wenn sie nicht zu Hause war, also über die Mittagszeit. Im Ggenzug würde sie seine Sachen vor ihre Haustüre stellen.

Und so nahm er nochmals den Regionalbus. Nochmals wollte er die lieb gewonnene Landschaft auf sich einwirken lassen, der Blick auf den See, die Haltestelle. Dort stieg er also zum letzten Mal aus und lief zu ihrer Wohnung, entlang eines Waldes und eines bloss von Ferne sichtbaren Bauernhauses. Er atmete schwer, der feine Regen überrasschte ihn beim Aussteigen, so dass er noch schneller lief. Graue Wolken umrahmten das Ganze, am Boden die verfärbten Blätter. Er versuchte, nicht zu denken, er lief gerade aus und konzentrierte sich, atmete tief durch und erreichte endlich die Wohnung.

Dort angekommen erblickte er die Tasche, die sie ihm wie vereinbart hingestellt hatte. Da fiel ihm die Beherrschung schwer, hastig schaute er sich den Inhalt an: einige Kleider waren darin sowie Unterwäsche, frisch gewaschen. Vergeblich suchte er nach einer Abschiedskarte, einem kleinen Wort. Da war nichts, bloss ein grosses Schweigen. Er demgegenüber hinterliess ein Briefchen, liebevoll verpackt und mit dem Versuch, würdige Worte des Abschieds zu finden. Dann eilte er mit der Tasche mit den letzten Habseligkeiten einer noch lange nicht verdauten Vergangenheit wieder Richtung Bushaltestelle, nochmals am Waldrand vorbei, nochmals mit Blick auf die grau verhangenen Wolken. Es waren bloss leise Tränen, die er vergoss, hilflos eilte er davon, es schien, als würde er flüchten, flüchten vor der noch lange nicht bewältigten Vergangenheit (ein eigenartiges Wortspiel: kann man Vergangenheit bewältigen?). Da stand er an der Bushaltestelle und musste bloss noch einige wenige Minuten warten. Er schaute sich um und dachte: bin ich jetzt tatsächlich das letzte Mal hier? Würde er nochmals hier sein, irgendwann, unter ganz anderen Voraussetzungen? Was würde er dann empfinden?

Der ankommende Bus verscheuchte seine Gedanken, er stieg ein und wollte nur noch Ruhe, Seelenruhe. Nochmals nahm er die Landschaft wahr, nochmals die Häuser, die er kannte, das Dorf x, das Dorf y, später das Gemeindehaus, die Autobahn, die Stadt. Während der Fahrt schrieb er ihr eine Mitteilung über whatsapp und informierte sie über das, was gerade passierte, aber es kam keine Antwort, nur das Schweigen dominierte, obwohl er sah, dass sie seine Nachrichten gelesen hatte. Ja, das Schweigen, das ihn so fertig machte. Und es kam ihm das Buch von Peter Bieri in den Sinn, und er dachte. Nein, das ist das Gegenteil eines würdigen Abschieds.

Mit der Tasche unter dem Arm ging er in sein Büro, es war kurz vor 14 Uhr, als er ankam. Er atmete immer noch tief, als wäre er abermals von wilden Hunden gejagt worden. Vor ihm eine Stapel Arbeit, die allerdings warten konnte. Da sass er auf seinem Bürostuhl, gedankenverloren, mit leerem Blick und feuchten Augen. Jetzt bloss bitte kein Anruf, keine Besuche, lasst mich einfach in Ruhe. Er wusste: das wird kein guter Tag für ihn. Da war keine Leichtigkeit, keine Lebensfreude, nichts. Als seine Tochter ihm anrief, musste er sich zusammenreissen. Bald würde er das Büro verlassen, um sich dem Schmerz zu stellen, vielleicht im herbstlichen Wald, vielleicht auf seinem Hausberg, er wusste es nicht, er musste einfach raus, sonst würde er bloss explodieren.

Und er hörte wohl die Stimme, die ihm sagte: sei nicht so verdammt abhängig von äusseren Faktoren, sei du dir dein bester Freund. Und heirate dich selbst. Durchhalteparolen, an die er nicht so recht glauben wollte.

Sonntag, 13. Oktober 2013

Wunschliste (nicht abschliessend)

Manchmal möchte ich
alles vergessen können,
nur noch spielen,
unbekümmert sein,
voraussetzungslos geliebt werden,
frei von wirtschaftlichem Druck sein,
nicht immer denken müssen,
einfach sein.

Heute Sonntag stattdessen
Kopfschmerzen,
gedankenversunken,
melancholisch,
wartend,
von innerer Unruhe getrieben,
In zweifelnder Erwartung vor der nächsten Nacht.

Was tun?
Schwimmen gehen,
in der Sauna herumliegen,
im Wildwasser herumalbern
und mit Kindern um die Wette tauchen.
Abends zum Thailänder
und auf eine ruhige Nacht hoffen.

Samstag, 12. Oktober 2013

Von der Sucht

Ich bin ganz offensichtlich abhängig.
Von meinem Handy.
Immer verspüre ich den Zwang, dieses Ding überall mitzunehmen. Weil ich wohl das Gefühl habe, sonst etwas verpassen zu können. Eine sms, eine Mail, eine Nachricht via whatsapp? Ich bin unfähig, das Ding tagsüber oder am Abend mal auszuschalten: ich muss immer online sein, selbst im Theater stelle ich das Ding auf lautlos ein. Ich bin ein Junkie, stets auf der Lauer nach Nachrichten. Und wenn das Ding stundenlang ruhig ist, kann mich dies manchmal sehr beruhigen, manchmal aber auch das pure Gegenteil auslösen. Ich habe mir schon einige Male überlegt, einen kalten Entzug zu machen: eine Woche lang irgendwo auf einer Alp ohne Elektronik. Ich habe es bisher nicht gemacht.
Und jetzt gehe ich auswärts essen - das Handy stets in meiner Nähe.
Ja: Angst, etwas zu verpassen. 

Vom würdigen Abschied

Ich habe heute Nachmittag Peter Bieris (das ist jener Schweizer Autor, der unter dem Pseudonym "Paul Mercier" den "Nachtzug nach Lissabon" verfasste) neues Buch "eine Art zu leben" gekauft und beginne nun, es zu lesen. Darin geht es um die Vielfalt menschlicher Würde.

Und ich schlage Seite 154 auf: würdige Abschiede
Im Schmerz der Trennung ist das Bewusstsein von der Zerbrechlichkeit aller Beziehungen enthalten, das Bewusstsein von der Vorläufigkeit allen Erlebens und Teilens, allen Versprechens und Hoffens (...), ein Bewusstsein einer letzten Einsamkeit. Würde ist eine Art, diese schmerzhafte Erfahrung zu bestehen (...). 

  • Da geht es einerseits um das Bemühen zu verstehen: was war, wie alles begann und sich alles entwickelte, wo die ersten Risse sichtbar wurden....was schön war und was man an seinem Partner verstand und eben auch nicht. Und auch: was einem immer fremd blieb. 
  • Anerkennung: anerkennen, was das Gegenüber ist, was er kann, wie wichtig er einem war, was er für die Beziehung geleistet hat. Vorwürfe relativieren, Wichtiges von Bedeutungslosem trennen. 
  • Fähigkeit zur Selbstkritik: einräumen, dass man Fehler gemacht hat und die Einsicht haben, Grobheiten begangen zu haben, Grausamkeiten auch, und um die Ungerechtigkeit eigener Vorwürfe. Sich die verbindenden Empfindungen vergegenwärtigen, ohne Beschönigung, ohne Kitsch 
  • Versöhnung: den anderen gelten lassen, Vorwürfe ruhen lassen, Schuld ruhen lassen. Eingestehen, dass nicht alles möglich war und dass zwei Menschen sich unterschiedlich entwickeln können. 
  • Und es geht auch nicht zuletzt darum, dem anderen das Recht auf eine offene Zukunft zuzubilligen, auch wenn dieser Weg in die Zukunft wegführt von einem selbst. 
Und ich füge dazu: den Mut haben, ein gemeinsames Abschiedsritual zu begehen und dabei das Risiko nochmaliger Schmerzen und Tränen auf sich zu nehmen in der Hoffnung auf Erlösung derselben und darauf, dass danach die Erinnerungen übrig bleiben an die gemeinsame Zeit.
Erinnerungen, die immer da und nie zu tilgen sind.
vgl. auch hier

Vom Nichts

Gott, ist das grau und nass heute Morgen. Aber ich kann nicht länger im Bett herumliegen. Das Nichts als Ausdruck innerer Leere, dem ich jetzt -und wohl wie lange?- begegnen werde, lässt mir keine Ruhe. Ich muss die Wohnung putzen und dann umstellen, dieses Möbel da und dieses dort müssen andere Standorte einnehmen. Nur das Aktivsein -schreiben, aufräumen, essen, lesen, was auch immer- rettet mich vor dem noch grösseren Nichts.

Programm an diesem Samstagmorgen (in dieser Reihenfolge):
duschen; frühstücken; Zeitung lesen; putzen; umstellen; waschen; Bruder treffen und Mutter besuchen.

Und ja: das Nichts offenbart sich im Schweigen. 

Vom Schreiben

Einmal mehr mache ich die Erfahrung, dass das Schreiben eine für mich unabdingbare Therapieform ist, die wirksamste und heilsamste, die ich mir überhaupt vorstellen kann. Schon allein die Tatsache, Sätze zu formulieren, zwingt mich zur Systematisierung meiner Ängste und Befürchtungen, aber auch meiner Hoffnungen. Wer schreibt, lebt, und lehnt sich gegen seine eigenen Mauern auf. Weil ich schreibe, muss ich nicht schreien. Schreiben beruhigt mich, auch wenn dessen Inhalt von grossem Kummer begleitet ist. Schreiben ist Rebellion gegen die Hoffnungslosigkeit.

Ich bin müde vom Schreiben und gleichzeitig erlöst durch das Schreiben.
Manchmal müssen Nächte durchgeschrieben werden. Weil dann die Gedanken zu Papier gebracht worden sind: ausformuliert und damit greifbar geworden.

Diese Obsession, Sätze zu schreiben
Max Frisch

Freitag, 11. Oktober 2013

Von Diskussionen

Diskussionen sind gut und weiterführend, wenn das Gegenüber bereit und fähig ist, auf Gegenargumente einzugehen, diese in ihrer Aussagekraft zu gewichtigen und den Dialog auf diese Weise voranzutreiben. Ist diese Voraussetzung nicht gegeben, werden Diskussionen zu einem Dialog von Taubstummen, die sich in ihrer eigenen Sauce bewegen und damit nur ihren eigenen Standpunkt zu erkennen vermögen. Und dann die berüchtigten Du-Botschaften! Du hast gesagt, Du tust, Du hast damals....die letztlich nur die eigene Perspektive zu erkennen vermögen und damit gelten lassen.

Wer nicht diskutieren kann, erkennt sein Gegenüber in seiner Vielschichtigkeit nicht.
Überspitzt gesagt: wer nicht diskutieren kann, verfügt über keine Empathie und ist
letztlich nicht liebesfähig.

Freitag, 4. Oktober 2013

Vor dem Schlafen

Nächtlicher Regen setzt ein. Intensiv prasselt es gegen die Dachfenster. Noch ist es mild, die Terrassentüre  steht weit offen. Was mag die Nacht bringen, was der morgige Tag?
Der kürzliche Besuch im Altersheim hat mich im übrigen wieder einmal deprimiert. So begegne ich immer wieder jenem Mann, der ganz offensichtlich stets sein Bier trinkt. Er sitzt da, etwas gedankenversunken, und wartet. Besuch für ihn hätte ich nie registriert. Sein Gesicht will nicht zum Altersheim passen, einzig sein Gang lässt den Schluss zu, dass er schon älter sein mag. Irgendwann werden wir alle im Wartsaal Platz nehmen und auf den Tod warten, niemand kann das wegdiskutieren oder klein herbeireden. Und nachmittags spielen wir dann Karten, gehen spazieren, singen vielleicht auch, oder trinken einfach unser Bierchen. Und Punkt 1730 Uhr gibt es das Abendbrot. Und sonntags, wenn wir Glück haben, holt uns jemand -Sohn? Tochter? Schwiegersohn, Schwiegertochter?- ab und lädt uns zum Sonntagsbraten ein, dazu weich gekochtes Gemüse und Reis. Und spätestens um 1630 Uhr sind wir wieder zurück und warten auf das Abendbrot. Und auf anderes mehr - bewusst oder unbewusst. 

Von der Anstrengung, Mensch zu sein

Vor gut drei Jahren gepostet -
und hier nochmals gepostet, weil es verdammt nochmal stimmt.
Auch wenn ich manchmal dagegen rebelliere wie ein kleines Kind.

Pflicht, ein wirklicher Mensch zu werden: wer hat je versprochen, dass Mensch sein leicht ist? In unserer Zeit hat eine Mehrheit von Menschen das Gefühl, sie hätten ein Recht darauf, nicht zu leiden, keine Probleme zu haben (...). 
Wer hat das je versprochen? (...) 
Niemand hat uns das versprochen (...). 
Es ist so, Mensch sein ist schwierig (...). 
Ich weiss nicht, warum wir dieses Gefühl haben, dass wir ein Recht auf Leichtigkeit hätten. Wir haben kein Recht darauf (...). 
Wenn wir nicht fähig sind, die Beschwerlichkeit unserer Existenz anzunehmen, dann verdoppeln sie sich (...). 
Mensch sein heisst, seine Freiheit zu üben an dem, was man so schwer erträgt.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Der Kopf und das Herz


Lass uns nicht mehr reden, lass uns schlafen gehen,Lass den Regen auf die Fensterscheibe fallen,Und fülle die Schlossunterkunft,
Ich bin jetzt müde, müde wie meine Knochen,
Müde von der Reise,
Und die endlosen Landstraßen,
Die uns hier heute Nach brachten, für dieses Wochenende,
Und eine Chance es auszuarbeiten,
Weil wir nicht zusammen leben können, und wir können nicht einzeln leben,
Es ist das klassische Dilemma zwischen dem Kopf und dem Herzen,

Sie schläft jetzt sanft in der Nacht,
Und in meinem Herzen der Dunkelheit ist sie das einzige Licht gewesen,
Ich bin in Liebe verloren, auf ihr Gesicht schauend,
Und ich höre noch immer die Stimme der Ursache,
Mir erzählend diese Träume wegzujagen,
Oh hier sind wir wieder,
Wir werden vom Anfang geteilt,
Weil wir nicht zusammen leben können, und wir können nicht einzeln leben,
Es ist das klassische Dilemma zwischen dem Kopf und dem Herzen,
Dem Kopf und dem Herzen,

Jetzt beginnt die Morgendämmerung und ich kann noch immer nicht schlafen,
Mein Kopf dreht sich im Kreis aber jetzt ist mir der Weg klar, 
Es gibt nichts mehr, nichts mehr zu zeigen,
Die Jury und der Richter werden sehen, dass es Zeit ist sie gehen zu lassen,
Höre jetzt das Herz:
Ich glaube, dass Zeit zeigen wird, 
Sie wird immer ein Teil meiner Welt sein,
Ich will sie nicht gehen sehen;
Deshalb schiebe ich meine Sache vor um das Herz zu hören,
Und ich bleibe...
Es ist Zeit sie gehen zu lassen - Ich will sie nicht gehen lassen...
Es ist Zeit sie gehen zu lassen - Ich will sie nicht gehen lassen...
Es ist Zeit sie gehen zu lassen...

Und in dem klassischen Dilemma, erkenne ich mich für - das Herz.

...und dazu ein Glas Rotwein

Und auch dies (Gott, bin ich heute melancholisch)

Train people (ich höre es gern)

Und jetzt noch dies (mein heutiges Wiegenlied)

Herbsttage

Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,
und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein;
gib ihnen noch zwei südlichere Tage,
dränge sie zur Vollendung hin, und jage
die letzte Süsse in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Rilke

Was bleibt
sind die Erinnerungen.
Es gilt, Abschied zu nehmen und 
allein
durch den herbstlichen Wald zu streifen, 
die unruhigen Nächte zu überleben
und 
den unabdingbaren 
Wandel zu akzeptieren. 

Von vergeblichen Versprechungen

Heute nach der Mittagspause bin ich, einmal mehr, in verschiedene Buchhandlungen gegangen, immer auf der (heimlichen?) Suche nach Literatur, die mich bewegt, berührt oder auf seltsame Weise (und sei dies nur am Rand oder bloss auch nur angedeutet) etwas mit meinem Leben zu tun hat. Zufälligerweise bin ich auf einen israelischen Autor aufmerksam geworden, Aner Shalev, und seinem Roman "dunkle Materie" (Berliner Taschenbuchverlang 2009). Nach dem Lesen der ersten 3-4 Zeilen wusste ich sofort: das muss ich lesen. Ich spüre, dass ich eine (weitere) Waffe gegen die nächtliche Schlaflosigkeit gefunden habe.

Ich weiss nicht, wie man über Traurigkeit schreibt oder über Glück. Traurigkeit oder Glück zu schildern ist wie Liebe machen ohne Decke. Aber wenn wir das gemacht haben, werde ich dir vielleicht doch einige Beschreibungen liefern (S. 57). 

Ich bin zwanzig Jahre jünger als du. Bei mir kann sich alles ändern. In einem Monat, vielleicht in einer Woche, kann ich jemanden kennenlernen. Wie kann ich versprechen, immer mit dir zusammen zu sein? Und wie kannst du ein solches Versprechen von mir fordern? Heute war ich wieder allein joggen, kam an Menschen vorbei, die zusammen joggten (...) oder ein Baby im Wagen hatten. Aber ich rannte allein. 
Kein Freund. 
Kein Hund.
Nicht mal ein Baby. 
(S. 94f).

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Vom Arbeiten

Heute konnte ich erstaunlich gut arbeiten, obwohl ich mich beschissen fühle.
Will sagen: antriebslos bin ich.
Und doch: wenn ich an der Arbeit bin und mich in Fragestellungen vertiefe (die mich zeitweise höchst langweilen, aber ich lebe nun mal auch von solchen), geht es besser.
Weil dann die irren Gedankengänge, die sich doch nur im Kreis bewegen, unterbrochen werden.

Arbeit als Therapie.
Irgendwie
armselig.

Doch die nächste Nacht kommt bestimmt.
Angst? Ja, ein wenig schon. 

Dienstag, 1. Oktober 2013

Von Strategien

Aufgeschnappt (Quelle aktuell nicht zur Hand):

Sexualität ist die einfache Strategie, sich gegen die eigene Sterblichkeit zu stemmen. 
Die schwierigere ist, etwas zu erschaffen, aus dem Nichts zu erdenken.

Urlaubstag

Heute ist mein letzter Urlaubstag. 
Mein Kopf ist schlicht leer, leerer kann er gar nicht sein. 
Die vergangene Nacht war beschissen. 
Ab 0430 Uhr hellwach.
Das akute Bedürfnis, die Fenster gross zu öffnen und 
die von Nebel durchtränkte Luft tief einzuatmen.

Nachmittags mit Kindern spielen, eine willkommene Ablenkung. 
Und schreiben.
Müde Augen, müder Geist.
Mein Appetit war auch schon grösser. 
Lustlosigkeit macht sich breit. 

Heute Abend
Racletteabend. 
Der kühle Weisse wird vom Gast 
gleich mitgebracht.
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