Donnerstag, 20. Januar 2011

gute Tage, schlechte Tage

Wann ist ein Tag ein guter Tag?
Brainstorming:
  • wenn es kalt und grau ist und ich dennoch warm habe
  • wenn ich Lust auf Bewegung und frische Luft habe
  • wenn ich aufmerksam bin und das Singen eines Vogels registriere
  • wenn ich gut gelaunt bin
  • wenn ich im Augenblick lebe
  • wenn ich daran glaube, dass selbst Sisyphos glückliche Momente erlebt - jeweils in jenem Augenblick, wenn er dem Stein, der den Berg herunterrollt, nachrennt
  • wenn mich die Vergangenheit nicht erdrückt
  • wenn ich Mozart ertrage und geniesse und dabei alle Emotionen zulassen kann
  • wenn ich akzeptieren kann, was unabänderlich ist
  • wenn ich daran glaube, dass das Leben gestaltbar und man selber nicht "Spielball der Umstände" ist
  • wenn ich eine gute Tat vollbringe - in welcher Form auch immer
Wann ist ein Tag ein schlechter Tag?
Brainstorming:
  • wenn es kalt und grau ist - und es in mir ebenso aussieht
  • wenn ich nur noch hoffnungslos bin
  • wenn ich mit meinen Gefühlen nicht umgehen kann
  • wenn ich nur noch den Kloss im Hals spüre, wenn ich an meine Herzenskameradin denke
  • wenn die Strahlen der Sonne die Nacht nicht zu vertreiben vermögen
  • wenn ich vor dem Berg stehe und ich die Kraft nicht habe, ihn zu bezwingen
  • wenn ich daran glaube, dass Sisyphos ausschliesslich ein trauriger Mensch ist und sein Leben nur aus Mühsal besteht
  • wenn mich Mozart an den Rand des emotional Erträglichen bringt und ich nur noch Bach ertrage
  • wenn ich mental nur noch mit mir selbst beschäftigt bin
  • wenn ich Selbstmitleid habe (Gott, wie ich das nicht ausstehen kann)
  • wenn ich mich zu nichts aufraffen kann und selbst kleine Dinge des Alltags als Mühsal empfunden werden
  • wenn ich trunken und hoffnungslos vor Sehnsucht bin
Die Bewältigung des Alltags gelingt mir oftmals gut, und manchmal eben gerade nicht. Dann blase ich Trübsal und hintersinne mich.

Kann man sich willentlich zum Glück bekennen?

Nachtrag
Glück ist machbar. Den Film will ich keinesfalls verpassen.

Dienstag, 18. Januar 2011

Nichts Neues

Sehnsucht stellt sich ein, vor allem abends, wenn alles ruhig da liegt und das Tageswerk vollbracht ist. Ich bin heute Abend nur noch müde und erhoffe mir vom Schlaf eine tiefe Erholung. Um 0600 Uhr geht wiederum der Wecker, so geht das Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, die Diktatur der Uhr hat mich im Würgegriff. Im Moment sehe ich keinen anderen Ausweg, als mich dem Alltagstrott zu stellen.

Montag, 17. Januar 2011

Aufreibend

Ich verbringe meine freie Zeit grösstenteils mit B. Wir unternehmen verschiedene Dinge zusammen, gehen essen, wandern, schwimmen etc. - wie ein verheiratetes Paar. Nur streiten tun wir nie, ich weiss auch nicht weshalb, vielleicht, weil ich Manches, was mich an ihr stört, gar nicht thematisiere, vielleicht, weil es mir gleichgültig ist. Im Hinterkopf ist oftmals A präsent, was mich zeitweise in eine tiefe Traurigkeit katapultieren kann, für einen Augenblick jedenfalls. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Wie lange dieser Zustand andauert bzw. andauern kann, weiss ich nicht. Aufreibend ist es alleweil. Und irgendwie trostlos. Womit ich dies wohl verdient habe?

Wo beginnt der Treuebruch?

Aufgeschnappt beim Lesen des Romans "Himmelreich" von Rolf Dobelli (Diogenes-Verlag, 2008, S. 17):

Wo beginnt der Ehe(Treue)bruch?
  1. Beim Gedanken an eine andere?
  2. Beim ersten Abendessen mit einer anderen?
  3. Beim ersten Abendessen mit einer anderen, das man zu Hause als Geschäftsessen verkauft?
  4. Wenn man einer fremden Frau Blumen schenkt - ohne dass sie im Spital liegt?
  5. Bei der ersten Umarmung, respektive beim ersten Kuss?
  6. Beim Geschlechtsverkehr?
  7. Beim wiederholten Geschlechtsverkehr?
  8. Beim Geschlechtsverkehr mit der eigenen Frau, während man an die andere denkt?

Samstag, 15. Januar 2011

1017

Nur liegen
streicheln
plaudern

beseeltes Zusammensein
mit Blick auf den Rhein
breit und mächtig präsentiert er sich vor uns
im Churer Rheintal ist er noch ein Flüsschen

schon im letzten Mai war es der Rhein
der uns damals bei unserer ersten Begegnung begleitete

Zimmer 1017
nicht nur dies werde ich nicht vergessen
eigentlich ist nichts passiert an jenem Nachmittag
und doch
weil nichts passierte
ist so Manches passiert
ich liege in Deinen Armen und sauge den Augenblick auf
ich will ihn nicht loslassen
1220 Uhr
1300 Uhr
1430 Uhr
1545 Uhr
1650 Uhr...
gnadenlos ist die Zeit
der Rhein ist breit und mächtig
und alles fliesst und bahnt sich seinen Weg

Nieselregen
trüb und nass
ein kleines Glück auf Zeit
lange im Voraus geplant
dem Alltag entrissen

doch das Hier und Jetzt wird überlagert
so wie die Gegenwart von der Vergangenheit überlagert wird
wir sind freie Menschen
und eben doch nicht
du hast dein Leben
ich hab mein Leben
und jetzt kreuzen sich unsere Wege
für den Bruchteil einer Sekunde

streicheln
plaudern
ein verwegener Kuss, der seinesgleichen sucht
aber nichts Weitergehendes einläutet
und doch passiert viel an jenem trüb-nassen Nachmittag
ich weiss, wie es sich anfühlt
wenn das Herz in Harmonie schlagen kann

Riss
der Alltag ruft uns zurück
die Pflichten und jene,
die zu Hause auf uns warten

Du bist meine unerreichbare Liebe
und meine offene Wunde

glückliche Liebe, die gibts nie (Biermann)

Dienstag, 11. Januar 2011

guten Mutes

Nach einer Woche Ferien im Schnee geht es mir zur Zeit gut - ich bin zwar nicht euphorisch (was mich ohnehin skeptisch stimmen würde), aber guten Mutes. Vermehrt versuche ich, das defizitäre Denken einzuschränken, frage mich demgegenüber häufiger, was ich habe und wofür ich dankbar bin. Manchmal sammle ich für jeden positiven Gedanken, der mir dazu einfällt, einen kleinen Stein. Abends dann kann ich Bilanz ziehen, indem ich die gesammelten Steinchen aus meiner Jackentasche hervor nehme und sie zusammenzähle.

Und im Hinterkopf immer dieses Gefühl ausbrechen zu wollen.
Für einen Moment.
Abtauchen und nur im Moment leben.
So wird es geschehen.