Donnerstag, 29. April 2010
Vom Bügeln
Dienstag, 27. April 2010
Wenn Zufälle keine Zufälle sind
Montag, 26. April 2010
aus den Fugen
Samstag, 24. April 2010
Samstagabend
Freitag, 23. April 2010
Sehnsucht
Träumen und Hoffen
Und den ganzen Tag gehofft, dass du nachts im Traum erschienst!
gefunden in: Ursula Priess, Sturz durch alle Spiegel. Eine Bestandsaufnahme, Zürich 2009
Blauer Himmel, warmer Wind
Mittwoch, 14. April 2010
Kurz vor dem Abflug
Und jubelte und sang;
Ich ging an's Meer und weinte
Beim Sonnenuntergang.
Mein Herz ist wie die Sonne
So flammend anzuseh'n,
Und in ein Meer von Liebe
Versinkt es groß und schön.
Dienstag, 13. April 2010
Entscheidungen
Montag, 12. April 2010
Die Kirschenzeit
von der Ferne höre ich die Züge des Güterbahnhofs;
trotz räumlicher Distanz
meine Vernunft sagt: sei vernünftig
mein Gefühl sagt: lass dich darauf ein
unbestimmte Hoffnung
naive Hoffnung auch, vielleicht
und die Angst, das Leben verrinne;
Sonne und Wolken lösen sich gegenseitig ab
Aprilwetter
nochmals vernehme ich durch das offene Fenster
wie weit darf ich mich in meinen Emotionen verlieren?
Panzer anziehen als Gegengift? - nein
was hilft: nicht bewerten
diesen eigentümlichen Gefühlen nachspüren
fabulieren? ja
wenn ich ein Vöglein wär und auch zwei Flügel hätt'
käm' ich zu dir
weil 's aber nicht sein kann
bleib' ich halt hier
und das französische Lied in den Ohren
auf immer bleibt mir die Kirschenzeit lieb
auch wenn mir davon im Herz stecken blieb
es gibt kein Leben ohne Schmerzen
Über das Vertraute
Paare bleiben in einer Beziehung, weil das Vertraute berechenbar ist. Das Ungewisse wird mit einem Unbehagen betrachtet. Ich denke viel über diese beiden Sätze an, sie provozieren mich in einem positiven Sinne, sie treiben mich an, darüber nachzudenken.
Das Vertraute ist berechenbar: warum ist es denn berechenbar? Weil die Partner voneinander wissen, welche „Knöpfe“ sie jeweils betätigen müssen, um beim anderen dieses oder jenes Gefühl auszulösen (Angst, Freude, Langeweile etc.)? Das Vertraute wäre so gesehen Ausdruck einer Routine, ich habe bei meinem Partner grundsätzlich nichts Neues zu entdecken (und er nicht bei mir), das Bild, das ich mir von ihm mache, ist komplettiert, erstarrt, konserviert. Das Du wird in diesem Kontext zu einem Kumpel, gewiss zu einem lieben Menschen (das ist ja schon viel), aber nicht zu einem umfassenden Du, das uns erkennt, trägt und uns in unserer Entwicklung –emotional, intellektuell, auch in sinnlich-erotischer Hinsicht- weiterführt. Wenn Paare zusammen bleiben aus einer solchen Vertrautheit heraus, deren Basis die Routine ist, die keine Geheimnisse mehr beinhaltet, die kaum Platz zulässt für mythische Augenblicke der Zweisamkeit, wenn das Gespräch sich bloss um den Alltag dreht (im Sinne von: soll ich den Abfallsack heute heruntertragen und: im Aldi gibt es heute eine Aktion, ich besorge sie uns), wenn bei Abwesenheit des Partners ein Vermissen sich nicht einstellt und seine Wärme nicht spürbar ist (selbst dann nicht, wenn er anwesend ist), wenn auch der Beischlaf zur Routine wird und der schnelle (und vorzüglich eigene!) Orgasmus im Vordergrund steht, ja wenn der Zauber des Augenblicks ausbleibt, dann ist diese Vertrautheit eine erstarrte Vertrautheit, eine administrierte Vertrautheit, einem Verwaltungsakt gleichzusetzen, dem jede sinnliche Basis abhanden gekommen ist. Der gegenseitige Kuss mutiert –auch er- zur Routine, verkommt zu einem mechanischen Akt.
Vertrautheit kann auch in einem anderen Sinne verstanden werden, wenn nämlich Vertrautheit mit Heimat gleichgesetzt werden kann, Heimat im umfassenden Sinn verstanden, d.h. die gemeinsame Schnittmenge der Gefühls- und Gedankenwelt müsste zwar nicht deckungsgleich sein, aber doch in einem hohen Ausmass übereinstimmend. Wenn Paare aus dieser Vertrautheit heraus zusammen bleiben, ist dies ein Geschenk und die Basis einer dauerhaften und dynamischen Beziehung. Oder mit einem Bild gesagt: wenn der eine eine Melodie zu singen beginnt und der andere diese fortführt, ohne die Melodie zuvor gehört zu haben, aber intuitiv führt er sie fort, und wenn daraus sich ein harmonisches Duett entwickelt, dann muss es sich dabei um Liebe - in einem umfassenden Sinne verstanden - handeln.
Wohlgemerkt: ich bin nicht naiv und gehe nicht davon aus, dass Schmetterlinge ständig ausfliegen. Auch sie haben ihre Pausen und Zyklen, aber ich gehe davon aus, dass sie immer wieder aufs Neue ausfliegen, sonst wäre unsere Welt um einiges ärmer. Es geht um Vertrautheit in einem umfassenden Sinn verstanden, die Neues zulässt, Überraschendes, noch-nie-da-gewesenes, als Individuen und als Paar. Dann schaffen wir ein Biotop, in dem sich die Schmetterlinge wohl und glücklich fühlen.
Beim Schreiben dieser Zeilen denke ich an autum und seinen Blog, ich denke aber auch an mich selbst und an eine zauberhafte Begegnung.
Warum löst das Ungewisse Unbehagen aus? Darüber will ich später schreiben.
Sonntag, 11. April 2010
Im Familienwagen
Samstag, 10. April 2010
...und bleibe am liebsten hier
Das Unaussprechliche benennen
Loslassen
Freitag, 9. April 2010
Alles fliesst
Herzlichen Dank
Donnerstag, 8. April 2010
Rotes Meer
Stationen eines Lebens
2. Der Beginn einer Beziehung
3. Heirat
4. Das Ende einer Beziehung
5. Einsamkeit
So die Stationen im Spielfilmerstling "Nothing Personal" der polnischstämmigen Regisseurin Urszula Antoniak. Ich habe den Film noch nicht gesehen, aber ich muss ihn sehen, da mich die Thematik verfolgt. Die fünf Stationen eines Lebens irritieren und provozieren mich zugleich. Einsamkeit als Resultat einer gescheiterten Beziehung? Das Ende einer Beziehung wäre demnach gleichzusetzen mit einer Katastrophe. Deshalb die verbreitete Angst vor dem Ende einer Beziehung, die Angst vor der Anschlussfrage nach dem wie weiter? und jetzt? was nun? Vor allem aber dies: man wird zurückgeworfen auf sich selbst, das Du existiert nicht mehr, auch wenn es zuvor schon lange geschwiegen hatte und einer Antwort nicht mehr fähig war.
Ich surfe dann und wann im "Trennungsforum" und lese die Geschichten all dieser betroffenen Personen, die während bzw. unmittelbar nach der Trennung Wut, Enttäuschung, Selbstzweifel, Trauer und vor allem Angst zum Ausdruck bringen. Mir ging es nicht anders, eine Trennung namentlich einer langjährigen Beziehung, zumal wenn noch Kinder im Spiel sind, ist mit gehörigen Krisen verbunden, mit existenziellen Ängsten und Zweifel. Aber ich halte daran fest: was ist, wenn die Seele in einer bestehenden Beziehung schreit und nicht gehört wird? Wie ist dann mit der ohne Zweifel vorhandenen Einsamkeit umzugehen, Einsamkeit verstanden als die Erfahrung, existenziell nicht verstanden zu werden? Wie lange ist die Beziehung in einer solchen Konstellation erträglich?
Stationen eines Lebens - mögliche Elemente (Stichworte)
Station 1: Das Alleinsein ist kein erstrebenswerter Zustand, er ist nur als Übergangssituation erträglich.
Station 2: Adrenalin, Neugierde, Leidenschaft, auf das Du bezogen, orgiastisch, stark gegenwartsbezogen, im positiven Sinne auch egoistisch.
Station 3: wenn als Metapher für Konsolidierung der Beziehung verstanden: Vertiefung, Heimat, Vertrautheit, Oase, aber parallel dazu auch -hoffentlich!- mit Elementen aus Station 2. Mit der Zeit Gefahr der Abnutzung, der Routine, der Selbstverständlichkeiten und der Illusion, "den anderen" durch und durch zu kennen und sich damit "ein Bild" von ihm zu machen, wodurch jegliche Entwicklung -individuell und als Paar - eingefroren wird.
Station 4: je nach Konstellation: Frustration, Angst, Selbstzweifel, Anklage, Wut, Schweiss, Orientierungslosigkeit, Leere, aber auch: Befreiung, durchatmen, durchstarten, Neuorientierung, Dankbarkeit, gereift, Metamorphose
Station 5: allgegenwärtig vorhanden, mit Ausnahme allenfalls in Station 2. Lässt sich Einsamkeit verbannen? Vermutlich schon. Unabdingbare Voraussetzung: Seelenverwandtschaft und Freundschaft im besten Sinne des Wortes. Grundsätzlich gilt jedoch: Einsamkeit als existenzielle Erfahrung des Menschen.
Aber auch: ist selbstgewählte Einsamkeit leichter zu ertragen als das Verlassen werden? Wäre dies eine Option für ein erfülltes Leben? Ich glaube nicht, dass man sich gegen das Leben schützen kann und soll. Was wohl am Ende eines Lebens besonders schwer wiegt sind nicht eingegangene Risiken und ignorierte Optionen.
Seelenverwandtschaft
Mittwoch, 7. April 2010
I Cried for you
Berufsalltag und das Denken im Konjunktiv
Ich spüre gleichzeitig das Gefängnis, mein inneres Gefängnis, das mich zwingt, im Konjunktiv zu denken: Was wäre, wenn? Fluchten in Tagträumereien, die unrealistische, naive Lust, zum Flughafen zu fahren, abzufliegen (Destination unbekannt), das jetzige Leben zumindest für einen Augenblick abzustreifen, neue Identitäten auszuprobieren, so wie Gantenbein im Roman von Frisch, der eines Tages beschliesst, so zu tun, als sei er blind - und so mitbekommt, wie die Umwelt ihn täuscht - der Mensch, der vermeintlich blind werden muss, um die Augen zu öffnen. Doch weiss ich auch: Paris, Tokio, Berlin oder New York, wo auch immer du bist, du nimmst dich mit, du kannst nicht vor deiner selbst flüchten. Das innere Gefängnis könnte ich nicht im Archivschrank meines Büros deponieren. So einfach geht das nicht. Also hiesse das, das innere Gefängnis und damit den Gefangenen und den Wärter in sich zu akzeptieren? Ich weiss: ich bin gleichzeitig Gefangener als auch Wärter. Ein Wechselspiel, die Personen bedingen sich gegenseitig. Ihnen will ich näher auf den Grund gehen.
Morgenröte
Dienstag, 6. April 2010
Fragebogen (II)
- Warum, glauben Sie, haben viele Menschen Sehnsucht nach einer Insel?
- Haben Sie diese Sehnsucht auch? Und wenn ja: warum, glauben Sie, haben auch Sie diese Sehnsucht? Was für Bilder assoziieren Sie mit der vielzitierten Insel?
- Lieben Sie Berge? Wenn nein: machen Ihnen Berge Angst?
- Blühen Sie jetzt, wo es Frühling wird, auf?
- Wovor haben Sie mehr Angst: a. vor unheilbaren Krankheiten b. vor Wendepunkten in Ihrem Leben c. vor Trennungen d. vor Einsamkeit e. vor Arbeitslosigkeit f. vor Spott
- Möchten Sie manchmal Ihnen unbekannte Personen küssen, einfach so spontan, weil sie Ihnen gefallen?
- Wenn ja: beängstigt Sie dies?
- Wann waren Sie zum letzten Mal a. an einer Beerdigung b. an einem Familienfest c. an einer Taufe d. an einer Hochzeit.
- Welche dieser Anlässe mochten Sie gar nicht, welche besonders? Warum?
- Waren Sie schon einmal in Ihrem Leben in einem Slum? Wenn ja: was dachten bzw. fühlten Sie dabei? a. Ekel b. Angst c. Mitleid d. Abenteuerlust e. nichts
Fragebogen (I)
- Angenommen, Ihre jetzige Beziehung sei unbefriedigend. Wären Sie bereit, die Konsequenzen zu ziehen? Wenn nein, warum nicht?
- Wären Sie zu einer sog. Fernbeziehung bereit? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum? Was wäre aus Ihrer Sicht eine Fernbeziehung? Liesse sie sich in der Anzahl Kilometer / Zug- bzw. Flugstunden messen? Wo liegen für Sie die Grenzen, in Stunden gemessen?
- Müssen Sie Ihren Partner/Ihre Partnerin täglich sehen, oder glauben Sie, dass im Gegenteil getrennte Wohnungen und zeitweise getrennte Wege von Vorteil sind?
- Angenommen, Sie leben in einer aus Ihrer Sicht unglücklichen Beziehung. Reizt Sie manchmal eine amouröse Affäre? Wenn ja, glauben Sie, dass dies vitalisierend auf Ihre aktuelle Beziehung wirken könnte, oder glauben Sie im Gegenteil, dass dies der Anfang vom Ende Ihrer Beziehung einläuten könnte?
- Falls Sie davon ausgehen, dass eine amouröse Affäre Ihre jetzige Beziehung gefährden könnte, wirkt dies a. beängstigend b. befreiend c. neutral auf Sie?
- Möchten Sie manchmal spontan einen Zug oder ein Flugzeug besteigen und gewissermassen Ihr jetziges Leben, wenn auch nur für ein Wochenende, hinter sich lassen? Wenn dem so wäre, warum tun Sie es nicht?
- Glauben Sie, dass Monogamie a. angeboren oder b. kulturell c. religiös bedingt ist?
- Leben Sie monogam, und wenn ja, warum (vgl. Frage 7) ?
- Haben Sie manchmal Phantasien, die Ihnen Angst machen? Wenn ja, kämpfen Sie gegen Ihre Phantasien an oder lassen Sie sie zu?
- Wenn Sie Ihre Phantasien zulassen: möchten Sie sie auch ausleben? Gänzlich oder nur partiell?
- Ist die Ehe aus Ihrer Sicht ein Auslaufmodell?
- Glauben Sie, dass Kinder eine Ehe kitten können?
- Sind Sie jetzt, im Frühling, abenteuerlustiger als im Winter?
- Kann man gleichzeitig zwei Menschen lieben? Oder ist Liebe zu einem Menschen vielmehr etwas Exklusives?
- Gibt es aus Ihrer Sicht ein Alter, ab dem man sich sagen muss: jetzt kann ich mein Leben nicht mehr substanziell ändern? Wenn dem so wäre, wo würden Sie diese Altersgrenze ansetzen? Bei 30, 35, 40, 45, 50, 55, 60?
- Oder glauben Sie, dass man sein Leben auch mit 65 oder 70 im Sinne eines Aufbruchs umkrempeln kann?
- Packt Sie manchmal blinde Wut, ohne ersichtlichen Grund? Wenn ja, können Sie mögliche Gründe dennoch benennen?
- Wie lange, glauben Sie, dauert der Zustand des Verliebtseins an?
- Intensive Gefühle machen Ihnen a. Angst b. regen Sie an.
- Können Sie sich vorstellen, sich in einen Menschen zu verlieben allein aufgrund seiner intellektuellen und/oder moralischen Fähigkeiten bzw. Ansichten?
- Können Sie sich vorstellen, mit einem älteren bzw. jüngeren Partner zusammen zu sein? Wenn ja, wie gross kann aus Ihrer Sicht dieser Altersunterschied sein? 5, 10, 15, 20 Jahre?
- Können Sie sich spontan verlieben? Wenn ja, macht Ihnen dieser Umstand Angst? Oder beflügelt er Sie vielmehr?
- Können Sie sich vorstellen, einem Menschen real zu begegnen, der Ihnen bislang nur virtuell aufgefallen ist?
- Wären Sie bereit, für einen Menschen Ihre Stadt / Ihr Land zu verlassen?
- Sind Sie manchmal grundlos traurig? Wenn ja, was machen Sie in einem solchen Augenblick?
- Falls Sie die vielzitierte Schulter, an die man sich anlehnen kann, vermissen, was tun Sie dann?
- Sprechen Sie Menschen spontan an? Wenn nein, warum?
- Wenn ja: Haben Sie die Ihnen unbekannte Person zu einem Glas Wein eingeladen? Oder zu einer Tasse Kaffee?
- Was halten Sie von sog. one-night-stands? Erachten Sie diese als a. verwerflich b. unnütz c. frustrierend d. belebend. e. langweilig
- Glauben Sie, dass die möglichen Antworten zu Frage 29 vor allem abhängig sind vom Zivilstand?
- Haben Sie einmal oder mehrere Male für Sex bezahlt? Wenn ja, wie fühlten Sie sich dabei? Wenn nein, warum nicht: aus a. moralischen Gründen b. weil es Sie ekeln würde c. weil Sie es schlicht nicht nötig haben.
- Bevorzugen Sie eher jüngere oder ältere Partner/innen?
- Was denken Sie, wenn Sie einen Menschen sehen, der mit einer wesentlich jüngeren Person amourös unterwegs ist? Finden Sie es a. komisch b. verwerflich c. anregend d. interessant e. nicht nachvollziehbar
- Fühlen Sie sich zeitweise von Personen ausschliesslich körperlich stark angezogen, also auch dann, wenn Sie sie ansonsten (intellektuell) für uninteressant halten?
- Glauben Sie an Liebe auf den ersten Blick?
- Oder glauben Sie vielmehr, dass Liebe sich entwickeln kann, auch wenn man sich beim ersten Kennenlernen allenfalls gegenseitig sogar für unsympathisch hält?
Montag, 5. April 2010
Max Frisch
Nichts wie 'raus
Sonntag, 4. April 2010
Seelenverwandtschaft
Samstag, 3. April 2010
Ostern
Freitag, 2. April 2010
Ich lebe
Karfreitag
Donnerstag, 1. April 2010
In der Oper
Hier ein Ausschnitt aus der "Zürcher Inszenierung", die auch ganz erfrischend daher kommt.
Was gut täte
In einem Kommentar meint autum, ich hätte eigentlich ein schönes Leben. Nun gut, im Grunde der Dinge hat er ja Recht, mir geht es gut, ich bin gesund, meine Tochter ist gesund, glücklich (das vor allem zählt) und munter, materiell geht es mir auch gut, ich bin körperlich und geistig fit. Vermutlich führe ich ein Leben, das viele andere auch führen, unspektakulär zwar, aber soweit okay. Vermutlich führe ich in einer gewissen Art und Weise auch ein Eheleben, wie viele andere auch, nur mit dem Unterschied, dass wir örtlich getrennt voneinander leben und darüber hinaus keinen Sex miteinander haben - aber letzteres dürfte in vielen Ehen der "Normalfall" sein, nur spricht niemand gerne darüber, aus Scham vermutlich.
Was mir gut tun würde, fragt autum im erwähnten Kommentar weiter. Vordergründige Antwort:
ich habe das Singleleben (soweit ich überhaupt mein Leben als Singleleben bezeichnen kann) satt, ich möchte, wie jeder normale Mensch auch, eine Partnerin, genauer: eine Lebenspartnerin an meiner Seite haben. Eigentlich ein ganz trivialer Wunsch, nichts Extravagantes, sondern ein menschliches Bedürfnis nach Wärme uns Verlässlichkeit.
Hintergründige Antwort:
ich bin nicht naiv und weiss, dass dadurch meine existenziellen Fragen und Ängste sich nicht in Luft auflösen würden. Die zeitweise nagende Unruhe und die bisweilen kaum in Worte zu fassende Sehnsucht lösten sich nicht in Luft auf, die Auseinandersetzung mit Sterben und Tod wäre nach wie vor stark präsent, die melancholische Grundstimmung bliebe auch weiterhin wohl Teil meiner Selbst - Partnerin hin oder her. Wenn ich auch dann und wann einer Frau begegne, mit der ich eine Nacht lang zusammen bin, so mag mich dies eine Zeit lang "in Laune" halten, aber danach bleibt ein schales dumpfes Gefühl zurück. Ich will über Gott und die Welt reden können, will intellektuelle Nahrung und nicht bloss "Spass", namentlich weil Spass vergänglich ist und weil "nur Spass" letztlich hohl wirkt und mich schrecklich langweilt. Und bei all dem weiss ich auch, dass meine Exfrau eine wichtige Bezugsperson bleiben wird, nur schon aus dem schlichten Umstand, dass wir ein gemeinsames Kind und damit eine gemeinsame Verantwortung haben. Und wir kennen uns seit über 20 Jahren - gemeinsam Erlebtes verbindet, das lässt sich nicht wegdiskutieren.
Was übrig bleibt ist Freundschaft (Frisch): ich stelle mir einen Holztisch vor, schön und schlicht dekoriert, darauf zwei Gläser Rotwein (vorzüglich aus dem Burgenland), Schinken aus dem Piemont, Essiggurken, dunkles Brot, Käse (Appenzeller), Früchte (Birnen, Erdbeeren, Himbeeren), gute Gespräche, im Hintergrund Musik von Bach oder Mozart, sanfte Berührungen (auch nur im übertragenen Sinn) und das Gefühl, einer Seelenverwandten gegenüber zu sitzen. Ob das zu viel verlangt ist?