Mittwoch, 27. Januar 2010

Mozart

Meine Tochter hat kürzlich zu Hause den Film "Amadeus" gesehen - in Gegenwart meiner alten Mutter, als ich am Arbeiten war. Die Kleine kann neuerdings die Videothek autonom bedienen und sich also den Streifen angeschaut. Die Geschichte von Mozart hat sie traurig gemacht, namentlich die Art und Weise seines Sterbens. Mozart ist tot, aber seine Musik lebt ja noch, und sie wird immer leben, habe ich ihr zur Antwort gegeben. Aber das hat sie nicht trösten können. Das Thema Sterben und Tod beschäftigt sie zeitweise intensiv, namentlich vor dem Einschlafen.

Der Film schildert die letzte Lebensphase von Mozart in drastischen Bildern, seine Alkohol- und Geldprobleme, seine Sinnkrisen und dergleichen mehr, und dann, am Schluss des Films, sieht man, wie der tote Körper dieses Genies in ein Massengrab landet. Erschütternde Bilder.

Ich werde mit ihr irgend wann dieses Jahr nach Salzburg fahren. Dort werden wir Mozarts Geburts- und Wohnhaus besuchen. Der gute Mozart wird tatsächlich langsam ein Mitglied unserer Familie :-).

Dienstag, 26. Januar 2010

einfach nur noch müde...

...bin ich heute Abend, nachdem ich einen anstrengenden, aber letztlich guten Tag hatte. Entspannung macht sich breit, die Müdigkeit meldet sich jetzt heftig. Die Kleine schläft tief und zufrieden, die dunkle Nacht lässt meinen Gedanken undiszipliniert freien Lauf, mal bin ich gedanklich in Berlin (vor der Wende, zu Besuch bei einem guten Freund in Ost-Berlin), mal in Paris (beim Besuch des Friedhofs Père Lachaise), dann im Engadin, in Wien. Meine Beine werden derweil immer schwerer und schwerer, die Augen fallen mir langsam zu...

Ich bin müde.
Gute Nacht.


Montag, 25. Januar 2010

etwas niedergeschlagen

Ich bin heute etwas niedergeschlagen. Warum dem so ist, weiss ich nicht, es hat keinen unmittelbaren Grund, glaube ich. Manchmal habe ich diesen Gemütszustand, ich muss lernen, damit umzugehen.

Gut geht es mir, wenn ich mit meiner Tochter spiele. Wie ein Kind. Ich verkleide mich dann auch, spiele irgend welche Narren, Polizisten, Räuber, Prinzen. Tobe herum, baue einen Schneemann, gehe durch den tiefen Schnee. Erinnerungen an die eigene Kindheit werden aktiviert. Manchmal möchte ich von meinen Zinsen leben können, materiell abgesichert sein, dass ich mich nicht mehr dem alltäglichen Kampf stellen muss. Kinder können ganz im Augenblick leben, wir Erwachsenen haben das doch verlernt.

Ich lese wieder Viktor Frankl, diesen wunderbaren klugen Mann. Es tut mir gut, in seinen Büchern herumzustöbern. Der Mann weiss, wovon er spricht und schreibt. Ich bewundere seine Tatkraft, seine Intelligenz und Weitsicht.

Montag, 18. Januar 2010

Altersdemenz

Heute habe ich wie angeschossen und ohne ersichtlichen Grund an meinen Vater gedacht. Ich sah ihn vor meinem geistigen Auge, wie er rund zwei Jahre vor seinem Tod an einem Samstagmorgen im Schlafanzug plötzlich in jenem Restaurant stand, das wir seit Jahren zusammen aufsuchten. Da stand er also, leicht verwirrt, er ahnte, dass ich da sein musste.

In solchen Momenten ist man hilflos, ich jedenfalls war es, da stand also mein Vater, er, der stets gepflegt und elegant durch die Welt zog, sah aus wie ein ärmlicher Schlucker, schlecht rasiert, im Schlafanzug, darüber das schräg anliegende Hemd. Er sei aus dem Heim gegangen, habe niemandem etwas gesagt, sagte er mir an jenem Samstagmorgen. Dann haben wir zusammen getafelt, Butter, Konfitüre, Gebäck, Käse, alles, was dazu gehört zu einem Frühstück an einem Samstagmorgen. Da war er also, mein Vater, 82 jährig, er freute sich ob dem Augenblick, derweil das Heim sich bei mir mittels Handyanruf schon nach ihm erkundigte, ich beruhigte die Dame, dann war alles in Ordnung.

Er wurde damals auch schon von der Polizei aufgegriffen, einmal an einem frühen Sonntagmorgen mitten in der Stadt, es war ein nasskalter Wintertag, als sie ihn aufgriffen, er sass verwirrt auf einer Bank und starrte vor sich hin.

Das Leben ist kurz.

Donnerstag, 14. Januar 2010

Der gestrige Abend

Die gestrige Veranstaltung war ganz nett in dem Sinne, dass er Impulse vermittelt hat, immerhin, aber das war's dann schon. Ich war fast der einzige Mann unter lauter Frauen, die in kirchlichen Kreisen engagiert sind. Nicht meine Welt, aber ich bewundere in einer gewissen Weise deren Idealismus. Problematisch wird es dann, wenn die kritische Distanz verloren geht und die Welt nur noch durch die rosa Brille betrachtet wird.

Ansonsten hatte ich heute einen anstrengenden Tag im Büro. Viel schreiben, telefonieren, Sitzungen leiten. Da hilft abends ein kurzes, aber intensives Joggen, anschliessend viel Ruhe und die Musik von Mozart. Mein Tag war heute also nicht spektakulär, und jammern über meine Situation mag ich auch nicht angesichts des Elends, das sich in Haiti nach den jüngsten Ereignissen breit macht. Etwas mehr Bescheidenheit ist angebracht, auch so etwas wie Dankbarkeit, dass man in einigermassen geordneten Verhältnissen leben darf. Auch dies ist keine Selbstverständlichkeit. Ein guter Freund sagt mir in regelmässigen Abständen: weisst du, wir leben in einer Oase inmitten einer chaotischen und unberechenbaren Welt. Wer wollte da widersprechen ?

Dienstag, 12. Januar 2010

religiöse Weiterbildung

Ich beteilige mich seit einigen Monaten an einem Weiterbildungskurs der reformierten Ortskirche zum Thema "religiöse Erziehung von Kindern". Morgen Abend ist es wieder soweit mit dem Thema: "beten mit Kindern und religiöse Rituale im Alltag".

Dazu muss ich folgendes sagen: ich selber bin Agnostiker, d.h. die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht gibt, will und kann ich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Vielleicht ist die Frage auch irrelevant, auch das weiss ich nicht. Das heisst aber auch, dass ich keineswegs ein Atheist wäre, denn wer sich zum Atheismus bekennt, ist auch ein Gläubiger, weil er glaubt, dass es keinen Gott gibt. Der Atheist ist aber, genauso wie der Gläubige, nicht in der Lage, seinen Glauben bzw. Nichtglauben zu beweisen. Er behauptet - genauso wie der Gläubige.

Ich bin in einem protestantischen Milieu aufgewachsen. Ich habe meinen Vater als nicht praktizierenden Protestanten kennengelernt, den weltlichen Genüssen alles andere als abgeneigt. Meine Mutter, mittlerweile 86 Jahre alt und bei noch sehr guter Gesundheit, katholisch im volksfrommen Sinn, versuchte, mich nach ihrer Façon religiös zu erziehen. Das gelang ihr denn auch, bis ich etwa 12/13 Jahre alt war. Ab diesem Zeitpunkt besuchte ich den reformierten Kirchenunterricht und begann, mich gegen den Katholizismus aufzulehnen. Ich machte damals so etwas wie einen inneren Bildersturm durch und wurde zum überzeugten Antikatholiken, was meine Mutter sehr kränkte und traurig machte. Doch "gläubig" im strengen Sinn wurde ich nie, aber ich bin trotzdem dem reformatorischen Glauben bzw. der reformatorischen Kultur nicht abgeneigt. So mag ich aus dem Werk von Karl Barth lesen, nicht systematisch, sondern punktuell, d.h. suchend, es ist für mich auch und vor allem eine intellektuelle Herausforderung, die Texte nachzuvollziehen.

Kinder stellen noch Grundsatzfragen nach dem Ursprung und dem Sinn menschlicher Existenz- was wir Erwachsene nicht mehr tun oder zumindest nicht mehr in jener Radikalität, wie es Kinder eben noch tun. Auf grundlegende Fragen der Existenz möchte ich Antworten liefern, nicht im Sinne von Dogmen, ganz im Gegenteil, aber im Sinne von Orientierungen und Möglichkeiten. Wichtig ist mir, authentisch zu bleiben. Ich bete nicht und werde demzufolge mit meiner Tochter auch inskünftig nicht beten, das käme mir lächerlich vor. Trotzdem bin ich gespannt auf die morgige Veranstaltung. Ich werde in dieser Runde vielleicht als etwas exotischen Vogel wahrgenommen, der dann und wann Einspruch erhebt gegen m.E. allzu einfache Erklärungsmuster. Aber der Streit gehört zur protestantischen Kultur, ja, ohne ihn ist für mich der Protestantismus nicht möglich. So gesehen bin ich sehr wohl Protestant, aber ohne festen Glauben.

Montag, 11. Januar 2010

durchgeknallt

Heute Abend bin ich etwas im Netz herum gesurft. Auf der Suche nach Skurrilem oder nicht Alltäglichem bin ich auf eine in der Tat sonderbare Internetseite gestossen. Im Internet gibt es bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Für alle möglichen und unmöglichen Themen oder Probleme gibt es Foren, Diskussionsrunden, Blogs und dergleichen mehr.

Dass es aber auch ein Forum gibt, das einen Schlächter und Massenmörder ehrt, hätte ich mir nicht vorstellen können. Aber das gibt es tatsächlich: Ich bin auf das "Forum Stalinwerke" gestossen. Darin ehren durchgeknallte Vollidioten (Entschuldigung, hierfür gibt es keine andere Bezeichnung) das "Werk" des Massenmörders und Psychopathen Stalin. Stalin als "Held der Geschichte", "genialer Anführer der Arbeiterschaft" und dergleichen mehr.

Es gab bekanntlich immer Leute, die einfach durchgeknallt sind. Dass es aber heute Menschen gibt, die ihre Zeit damit verbringen, einen Massenmörder und Kriegsverbrecher zu verehren, ist schlicht krank.


Montag

Heute habe ich nichts Spektakuläres zu berichten. Ich habe im Büro viel erledigen können, mittags habe ich für meine Tochter und eine ihrer Freundinnen gekocht (und mir dabei richtig Mühe gegeben :-), nachmittags dann war ich zu Hause und habe weiter gearbeitet.

Nun gehe ich durch die verschneite Winterlandschaft joggen, die Tochter wird heute noch ihrer Mama überbracht, da montags jeweils "Schichtwechsel" ist. Ich brauche die Bewegung an der kalten Luft, das stabilisiert mich mental und hält mich physisch und vor allem psychisch gesund.

Mozart lässt sich im übrigen ganz schön verjazzen, ich liebe die nachfolgende Interpretation (alla turca, KV 331)- diese Musik wird mich auch beim Joggen begleiten und mich dabei ganz schön auf Touren bringen :-)

Hier noch das Original "ohne Jazz" :-)

Sonntag, 10. Januar 2010

Abenddialog mit der Tochter

Kurz vor dem Einschlafen beschäftigt sich meine Tochter, einmal mehr, mit dem Tod. Das Kind hat seit dem Tod meines Vaters vor 2 Jahren ein grundlegendes Problem: warum stirbt man? Und wo ist man dann?

Das möchte ich auch gerne wissen.

Tochter: warum musste Grossvater sterben?
Ich: er war ein alter Mann, er ist 84 Jahre alt geworden
T: (beginnt zu weinen): ich werde ihn nie wieder sehen, das spüre ich ganz genau
I: woher willst du das so genau wissen?
T: (überlegt) jedenfalls nicht mehr hier auf der Welt
I: Ja, das stimmt, aber vielleicht später
T: das weiss ich ja nicht
I: Ja, das weisst du nicht, ich auch nicht, niemand weiss es. Sterben gehört zum Leben
T: warum liess sich Grossvater verbrennen?
I: weil er das so wollte
T: wo macht man das?
I: im Krematorium
T: kann ich das mal besuchen (immer noch weinerlich) ?
I: Ja, wenn du willst, machen wir das einmal
T: morgen?
I: nein, morgen hast du Schule, aber an einem Wochenende
T: wo ist jetzt Grossvater?
I: ich weiss es nicht, aber ich glaube, dass er im Himmel ist
T: aber das wissen wir doch nicht
I: Ja, genau, das wissen wir nicht, aber wir können es glauben - oder auch nicht. Glaubst du daran?
T: (zögert) Ja

Sonntagmorgen

Soeben aufgestanden. Der Blick aus den Fenstern lässt erahnen, dass es heute einen schönen aber sehr kalten Wintertag geben wird. Die Tochter bastelt, ich werde gleich das Frühstück machen. Was wir heute machen, ist noch offen. Vermutlich schlitteln, jedenfalls ist Bewegung angesagt.

Samstag, 9. Januar 2010

Leere Wohnung

Ich wohne allein in einer grossen und hellen 4,5 Zimmerwohnung, die ich kürzlich gekauft habe. Zeitweise wohnt meine Tochter hier, das heisst jeweils für eine Woche, die andere Woche ist sie dann bei ihrer Mama. Wenn meine Tochter bei mir ist, bin ich mental stabiler. Ich koche dann auch, spiele Gitarre und fühle mich grundsätzlich wohl. Wenn ich jedoch allein zu Hause bin, finde ich dies eher mühsam - und beängstigend. Vor allem nach einem anstrengenden Tag im Büro ist es für mich schon happig, abends nach Hause zu kommen und eine leere Wohnung anzutreffen.

Ich frage mich, ob ich schlicht nicht fähig bin, allein zu sein. Es gibt, so hört man immer wieder, glückliche Singles. Ich nehme dies zur Kenntnis und frage mich dann: was können die, was ich nicht kann? Sie können sich offenbar mit sich selbst beschäftigen, was ich eigentlich auch kann: abends lese ich, höre Musik, am liebsten jene von Mozart oder Bach, ab und zu schaue ich mir einen Film an, oder ich gönne mir ein Bad. Kurz: ich versuche, mich zu entspannen und es gut mit mir zu haben. Aber die Leere holt mich immer wieder ein.

Meine Motivation

Ich habe beschlossen, eine Art Tagebuch zu führen. Ich tue dies gewissermassen aus therapeutischen Gründen, weil ich schreibend zu vermehrter Selbsterkenntnis kommen möchte - so jedenfalls meine Hoffnung. Dass ich dies in einem Blog, also in einem öffentlichen Raum der virtuellen Welt tue, hat damit zu tun, dass ich mich über Kommentare freuen würde. Aus der Anonymität heraus werde ich aus meinem Leben berichten, ich werde darlegen, wie ich meinen Alltag bewältige, wie ich mit meinen Ängsten, Sorgen, Freuden und Hoffnungen umgehe.

Ich werde Schritt für Schritt verschiedene Aspekte aus meinem Leben beleuchten. Kurz: ich führe ein Tagebuch, das für all jene, die sich dafür interessieren, offen ist. Wie lange ich dies tun werde, weiss ich nicht. Auch weiss ich nicht, in welcher Regelmässigkeit ich dies tun werde. Ich habe jedenfalls im Sinn, kontinuierlich am Ball zu sein, weil ich dies gewissermassen aus hygienischen Gründen tun muss.

Eben: Schreiben als Therapie.