Freitag, 30. November 2012

46 Jahre dazwischen...

Jetzt....(2009)

und damals...(1963)

mir gefällt beides :-)
Bloss schade, dass Sir Paul nicht mehr in kleinen Klubs auftritt. Hach, wäre das geil schön!

Leichtigkeit


Nein.
Leichtigkeit lässt sich nicht herbeireden.
Lässt sich nicht einkaufen wie ein Stück Fleisch.
Leichtigkeit kommt und geht, wie es ihr gerade passt.
Ich kann sie nicht buchen,
noch besitzen,
noch an ihre Gnade appellieren.
Sie kommt, wann sie will.
Und sie geht, wann sie will.
Manchmal ist sie da, ganz deutlich und wie ein Fels in der Brandung.
Doch dann, ehe man sich besinnt, verschwindet sie wieder.
Und lässt uns ratlos zurück.

Kein Nörgeln

Auf meine schlichte Frage, weshalb er eine aussereheliche und bislang geheime Beziehung (er nennt es keine Affäre) habe, antwortet er nach kurzem Überlegen mit fester Stimme: sie nörgelt nicht an mir herum. Ich schwieg und verstand. 

Donnerstag, 29. November 2012

Sophie Hunger (wieder einmal)

Für deutsche und österreichische Leser/innen bzw. Hörer/innen:
ja, dies hier ist Schweizerdeutsch, genauer: Berndeutsch.

jeder Tag ist dein Tag....

hat mir Anonym ins Buch geschrieben.

Ja, so ist es. Und dennoch will ich es nicht immer wahrhaben wollen, dass die verschissenen misslungenen Tage ebenso zu unserem Dasein und damit zu unserer gelebten Wahrheit gehören wie die gelungenen Momente. Dies zu akzeptieren ist nicht immer einfach, lieber will man die schlechten, traurigen Momente verfluchen, weil immer wieder die Vorstellung durch den Kopf schwirrt, der Tag müsse grundsätzlich gut sein.

Und dabei ist das Leben oftmals Scheisse nur Mühsal und von Angst umrahmt, was man bereits morgens beim Aufstehen registrieren mag. Dies zu akzeptieren ist nicht immer einfach, doch sich daran zu erinnern ein stetes Gebot banaler Einsicht. Der Spruch, man müsse es tun wie die Sonnenuhr und nur die heiteren Stunden zählen, ist schlicht nicht wahr. Und manchmal sehne ich mich sogar nach dem Schatten. Weil auch er seine guten Seiten hat.

Nun dann: jeder Moment ist auch mein Moment.
Kannst Du, Anonym, immer nach dieser Maxime leben?

Das Ballett geht auf die Strasse...

Toll gemacht!


Nachtrag

Mittwoch, 28. November 2012

Feierabend

Es gibt Arbeitstage, die einfach nur mühsam sind. Mühsam nicht zuletzt auch deshalb, weil man schlicht keine Energie hat und sich dabei die banale Frage stellt: war's das jetzt wirklich?

Schon hat es eingedunkelt, ich schaue von meinem Bürofenster auf die belebte Einkaufsstrasse der Altstadt und sehe Menschen, die, scheinbar zumindest, in Eile sind. Viele sind mit Taschen unterwegs, viele plaudernd mit ihrem Handy. Ich schaue auf meinen Schreibtisch und sehe die vielen Unterlagen, Fragmente und dergleichen mehr, deren Bearbeitung ich heute etwas vertrödelt habe. Nein, heute ist nicht mein Tag.

Dienstag, 27. November 2012

Die Vorwegnahme

Manchmal
oder zu oft
kann man das gelebte Leben vorwegnehmen
und ahnt, was am folgenden Tag passieren
und nicht
passieren
wird.
Man nimmt die Sitzungen vorweg
und weiss schon genau,
was passieren wird,
so dass man das dazugehörige Protokoll
bereits am Vortag verfassen kann.
Mittags wird man in der Beiz sitzen
und das Menü 2 bestellen.
Dazu Hahnenwasser trinken.
Nachmittags drei Telofonate,
schreiben an einem Bericht
Kapitel 4.7.2
Abends
ein kleines Besäufnis in angenehmer Atmosphäre
mit dem üblichen Smalltalk
ach- ja- es- könnte- schlechter- gehen
und überhaupt
und- was- machst- du- so?
Und dann
nimmt man den letzten Bus
und unterwegs
zählt man die feinen Regentropfen
an den Fenstern des Fahrzeugs.

Samstag, 24. November 2012

Na dann Mahlzeit

Nein, das brauche ich nicht mehr für mein Glück :-)
Es darf etwas gesitteter zu und her gehen - grundsätzlich zumindest.
Mamablog

Penne

Manchmal
in einem Anflug grosser Gelassenheit
freut man sich
bloss (bloss?)
auf einen Teller Penne
mit einem Glas Rotwein
aus der Toscana
und man sitzt am Tisch
und denkt sich nichts weiter dabei.


Nelken im Schnee

Gefunden in der heutigen Literaturbeilage der NZZ:


Oleg Klischin

Unter langsamen Schritten
die Nelken im Schnee.
Es war...ein Mensch.
Durch Unser-täglich-Licht
irrt seine Seele.

Frost und Sonne, Stille.
Alle fort. Auch du
hast`s eilig, bist bemüht,
die Blumen zu vergessen,
blutrot auf weiss.

2010
Aus dem Russischen von Kay Borowsky

Freitag, 23. November 2012

Alles im Griff

Den wahren Feminismus erkennen wir daran, dass er unbeirrt weiterhin die Machtfrage stellt: Die Machtfrage zwischen Frauen und Männern, gesellschaftlich wie individuell.
Alice Schwarzer

Nun dann: innerhalb der italienischen Mafia jedenfalls scheint diese Frage klar beantwortet zu sein: fallen die Männer weg, springen die Frauen ein. Gleichberechtigt, wie mir scheint. Und ebenso skrupellos.

Emotional, emotionaler, am emotionalsten

(Gewisse) Umfragen soll man nicht allzu ernst nehmen. Vor allem dann nicht, wenn sie gleich weltweit durchgeführt werden zu Themen, die einer objektiven Messung und damit Überprüfung nicht standhalten. Aber einen gewissen Unterhaltungswert kann man ihnen gewiss nicht absprechen, zumal wenn es um Themen wie "Emotionalität" geht.

Um es gleich vorwegzunehmen: die Menschen auf den Philippinen belegen gemäss Umfrage den "emotionalsten" (151.) Rang, was ich intuitiv durchaus nachvollziehen kann: wer die teilweise obskuren, von einem naiven katholischen Volksglauben genährten Riten mitverfolgt hat, wird die Diagnose
"emotional pur" nicht als abwegig bezeichnen können. Dass wir Schweizer aber über mehr Emotionen verfügen sollen als die angeblich heissblütigen Italiener, löst bei mir ein heiteres Lächeln aus. Also nix da von südländischem Herz und Schmerz, im Land der Kühe und Banker ist man diesbezüglich besser bedient. Und dass unsere nördlichen Nachbarn emotionsloser sind als wir, leuchtet mir irgendwie auch ein, mal abgesehen von den roten Köpfen im deutschen Bundestag oder an Parteitagen der SPD, wo mit dick aufgetragener Fanfare mit der Kavallerie gedroht wird.

Nun ja, spätestens am Sonntag werde ich wieder voller Emotionen sein, wenn Rossinis Oper la Cenerentola aufgeführt wird. Nein, so lange wird es doch nicht dauern, weitere emotionale Schübe erwarten mich über das ganze Wochenende verteilt. Ob ich deswegen von einem emotionalen Virus aus den Philippinen heimgesucht worden bin, vermag ich nicht zu beurteilen.


via chartsbin.com

Mittwoch, 21. November 2012

Mit oder ohne?


Stars Without Makeup: Ashley Greene

Ohne gefällt mir einfach besser.
Nicht nur bei Ashley Greene.

Im städtischen Bus

Der städtische Bus ist vollgestopft, die Leute sind teils gereizt, andere scheinen vor sich hin zu dösen. Jugendliche lassen sich von ihrer Musik berieseln, andere lesen Gratiszeitungen, andere wiederum sitzen einfach da und starren in die Abenddämmerung. Neben mir steht eine junge Frau, die mich spontan anlächelt. Neben ihr ein Kinderwagen für Zwillinge. Ob dieses Paket zu ihr gehöre, frage ich ihr lächelnd. Sie bejaht und strahlt eine gelassene Fröhlichkeit aus. So kommen wir kurz ins Gespräch, als würden wir uns seit längerer Zeit kennen. Und kaum ein paar Minuten später trennen sich wieder unsere Wege.

Kurze Begegnungen des Alltags:
unspektakulär und irgendwie banal
und doch zutiefst menschlich. 

Montag, 19. November 2012

Von der Sehnsucht (einmal mehr)


Gehst Du mit Herrn Schnitzler darin einig? Dass die Seele nur die Sehnsucht nährt und nicht ihre Erfüllung? Ist es für Dich nicht vorstellbar, dass eine erfüllte Seele sich selbst Nahrung sein kann und aus einer eigenen göttlichen Quelle schöpfen?

Ich denke nicht, dass eine Seele sich selbst Nahrung sein kann. Wenn dem so wäre, hätten wir so etwas wie ein Perpetuum mobile vorgefunden, also etwas, das, einmal in Gang gesetzt, ewig in Bewegung ist, ohne dass weitere Energie notwendig wäre, diese Bewegung aufrecht zu erhalten. Nein, daran glaube ich definitiv nicht. Die Seele braucht vielmehr einen Resonanzraum, auf den sie sich stets beziehen kann und beziehen muss. Dabei spielt die Sehnsucht -nicht jene nach einer bestimmen Person, einer bestimmten Landschaft usw., sondern jene des nicht Aussprechbaren, das sich letztlich jeder Definition und damit jeder Form entzieht- eine wesentliche Rolle: wir wollen uns ihr annähern, und doch werden wir sie nie gänzlich erreichen. Wir können, immerhin, für einen kleinen Moment erahnen, wie sie beschaffen ist, und kommen dann und wann gar mit ihr in engem Kontakt. Und ehe wir sie einzufangen versuchen, verlässt sie uns wieder. Sie streichelt sanft die Seele und verlässt sie gleich wieder, einem Singvogel gleich, der uns frühmorgens mit seinem Gesang erfreut und sich bald darauf wieder aus dem Staub macht: der Vogel will seine Freiheit.

Samstag, 17. November 2012

unterwegs

Über dem Nebel

Jede Antwort ist trügerisch


Aufgestaute Bedürfnisse brodeln während der gesamten Handlung, und doch kommt es nie zur Erfüllung der unter dem Teppich wuchernden Sehnsüchte. Zu sehen und zu hören am  Sonntagnachmittag, Opernhaus Zürich, Le nozze di Figaro, 1400 Uhr. Ich freue mich.

Die Sehnsucht ist es, die unsere Seele nährt und nicht die Erfüllung; und der Sinn des Lebens ist der Weg und nicht das Ziel. Denn jede Antwort ist trügerisch, jede Erfüllung zerfliesst uns unter den Händen, und das Ziel ist keines mehr, sobald es erreicht wurde.
Arthur Schnitzler

Donnerstag, 15. November 2012

Beim Schwimmen

Ich bin Teil des Lebensflusses und lasse mich vermehrt treiben, doch betätige ich mich immerhin auch als tüchtiger Schwimmer, der dann und wann auch gegen den Strom zu schwimmen versucht. Dann wieder erwischt es mich in einem Strudel, ich habe gelernt, mich ja nicht dagegen zu wehren, tauche unter und suche den Boden unter den Füssen, um mich mit aller Kraft hinauf zu katapultieren. Ich atme dann tief durch und denke: nochmals Glück gehabt. Und so schwimme ich weiter und lasse mich von meinen Gedanken treiben. Stelle mir etwa die Frage, wann wohl die Rollen vertauscht werden und ich von meiner Tochter abhängig sein werde (in welcher Form auch immer) und ich mich nur noch mit Mühe rasieren kann. Verdammt, gestern beim 12 Minuten-Lauf kam ich arg ins Schnaufen, nach 2400 m hechelte ich nach Luft. Nein, 20 bin ich nicht mehr, und dies nicht nur beim Laufen. Und ich habe aufgehört, langfristige Pläne zu schmieden. Kleine Schritte genügen mir. 

Montag, 12. November 2012

Die Steuerfahnder


Steuerfahnder in Deutschland scheinen nicht gerade zimperlich zu sein in ihren Vorgehensmethoden gegen Kunden der UBS. Ein Anwalt meint dazu: «Die Ermittler klingeln oft zu Unzeiten. Sie warten am Morgen früh in ihren Fahrzeugen vor den Gebäuden und schlagen dann zu, wenn die Klienten noch gar nicht richtig wach sind. Das kann schon auch mal zwischen fünf und sechs Uhr morgens sein.». Was lese ich da? Morgens zwischen fünf oder sechs Uhr?? Mit Verlaub: hatten wir das nicht schon einmal? Damals trugen sie allerdings noch lange schwarze Ledermäntel. Das dürfte sich in der Zwischenzeit geändert haben. Immerhin.

Merke:
der Rechtsstaat hat sich an gewisse Spielregeln zu halten.
Zu jeder Zeit.
Und unter allen Umständen. 

In der alten Kneipe

Heute Abend habe ich wieder einmal zu viel getrunken und zu viel gegessen. Das Käsefondue schmeckte vorzüglich. Ich sass in einer alten Kneipe mitten in der Altstadt. Ich kenne dort jeden Tisch und seine Geschichte. War schon dort als kleiner Junge. Nach dem dritten Kirsch sah ich mich herumspringen, damals. Später sitzen wir in einer anderen Kneipe. Das naturtrübe Bier schmeckt gut. Müsste ich morgen sterben wüsste ich nicht, wie ich die Frage zu beantworten hätte, ob ich mit meinem Leben zufrieden gewesen wäre. Was ich angesichts des Todes mit Gewissheit schrecklich vermissen würde: den Verlust meiner Tochter, genauer: zu wissen, dass ich sie nie wieder sehen würde. Zumindest nicht auf dieser Welt. 

Sonntag, 11. November 2012

Die Fliehkräfte ruhen

Ich habe den Roman heute Abend fertig gelesen
Gewisse Passagen bedürfen einer erneuten Lektüre, einiges ging zu schnell, manches bedarf einer vertieften Reflexion. Vor allem die mehrere Seiten umspannenden Dialoge. etwa zwischen ihm und seiner Tochter oder seiner Frau, beinhalten so manchen versteckten Hinweis, so manche Andeutung, die noch zu entschlüsseln sind.
Hartmut ist mir immer noch ein Rätsel. Streckenweise war er mir nah, dann wieder schob ich das Buch ratlos auf die Seite und rang nach Luft. Die treibende Frage des "Warum und Wohin" bleibt (ihm) unbeantwortet. "Wonach hat er gesucht? Wovor ist er weggelaufen? Worin besteht dieses nicht fassbare, sich ständig wandelnde Etwas, das die Gestalt von Liebe und Ehrgeiz, von Sehnsucht wie von Lust annehmen kann, und das beinahe alles zu können scheint ausser einem: aufhören" (S. 474). Und dann trägt ihn das Wasser, er schwimmt auf und davon, so scheint es, der Atlantik nimmt ihn auf und lässt ihn wegtreiben. "Die Fliehkräfte ruhen. Er schwimmt", so scheinbar lapidar kommen die letzten zwei Sätze des Romans daher. Was wird geschehen? Wird ihn nochmals eine Trillerpfeife wachrütteln, wie dies schon einmal passierte, als er sich beim Schwimmen im offenen Meer ganz vergass? Oder lässt er sich nun treiben? Ganz treiben, um endlich zur Ruhe zu kommen? Und doch wäre dies in dieser Form keine Lösung.
Ich mag ihn, diesen Hartmut, auch wenn ich ihn nicht durchwegs verstehe. Und doch ist er mir nah.
***
Gibt es Leserinnen und Leser, die dieses Buch lesen bzw. daran sind, es zu lesen? Ich bin an Kommentaren sehr interessiert. 

Freitag, 9. November 2012

Von Natur aus Bier aufmachen

Einer von einer Frau verfassten Kolumne entnommen:


Weil ihnen das von Natur aus eigen ist, sind Männer in der Lage, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auf Fussball. Oder Eishockey. Schlimm? Von wegen. Der Mann hat die Gabe, völlig darin aufzugehen und alles um sich herum zu vergessen während dieser Zeit. Die Frauen gehen zur Entspannung ins Yoga. Dort verharren sie dann im Hund und analysieren die Checkliste, meist mit einem unbefriedigenden Ergebnis. Während die Männer ein weiteres Bier aufmachen und finden, ihr Leben sei doch eigentlich sehr in Ordnung.

Wären die Frauen klug genug, sich ein paar dieser männlichen Eigenschaften zu eigen zu machen, würde dies ihr Dasein ungemein vereinfachen. Anders gesagt: Mit einer gesunden Portion männlicher Lockerheit wären Frauen wirklich unschlagbar.


Pardon: das sollen also "männliche Eigenschaften" sein? Fussball, Eishockey und Bier aufmachen?
Ja Hallo, bin ich da im falschen Film?
Was für Männer meinst du denn, gute Frau?
Vermutlich deine ganz eigenen.

Donnerstag, 8. November 2012

Apérozeit

Nun beginnen sie wieder, diese verfrühten Weihnachtsapéros.
Belegte Brötchen, Früchte und viel Wein.
Wasser als Dekoration.
Smalltalk überall, wie geht es dir und überhaupt.
Unmerklich fliesst der Alkohol.
Und irgendwann frühabends hat man das Gefühl,
nur noch trinken zu wollen
von diesem feinen Tropfen.
Einmal mehr fühlt man sich dabei einfach zu sauwohl. 

Mittwoch, 7. November 2012

Ausschweifende Strassenfeier, zum Beispiel in Seattle

So soll man sich küssen.
Mann/Frau, Frau/Frau, Mann/Mann
Genau so.
Und nicht nur, weil Obama wiedergewählt wurde.
In Seattle an der amerikanischen Westküste ist der Wahlausgang mit ausschweifenden Strassenfeiern begrüsst worden.

Was klein beginnt....

Aufgeschnappt beim Surfen auf der Homepage der US-Demokraten und gleich notiert:

One voice can change a room. And if a voice can change a room it can change a city. And if it can change a city it can change a state. And if it can change a state it can change the nation. And if it can change the nation it can change the world.

Wer wollte dem widersprechen?

Männlich oder was?

Der Psychologe Herb Goldberg glaubt sieben Grundsätze "maskuliner Imperativen" geortet zu haben, die da wären:


  1. Je weniger Schlaf ich benötige,
  2. je mehr Schmerzen ich ertragen kann,
  3. je mehr Alkohol ich vertrage,
  4. je weniger ich mich darum kümmere, was ich esse,
  5. je weniger ich jemanden um Hilfe bitte und von jemandem abhängig bin,
  6. je mehr ich meine Gefühle kontrolliere und unterdrücke, und
  7. je weniger ich meinen Körper achte,
desto männlicher bin ich.

Gibt es wirklich noch Männer, die so einfach ticken bzw. gestrickt sind? 
Und wenn ja:  was wären das für Männer (Männer?) ?
Ich will es nicht glauben. 
Oder bin ich so blind, es nicht zu sehen?

Oder könnte es auch sein, dass jene Männer glauben, dadurch jenen Frauen zu imponieren, die auf solche "männlichen Tugenden" abfahren?

Dienstag, 6. November 2012

Auf den Punkt gebracht

Ich habe nur noch wenige Dutzend Seiten Stoff, dann hab ich ihn gelesen, diesen grossartigen Roman von Thome. Es liegt nicht bloss daran, dass er Situationen und Landschaftsbilder unglaublich präzis, blumig und nüchtern zugleich in all ihren Facetten zu beschreiben vermag, so dass man glaubt, unmittelbarer Zeuge des Erlebten zu sein. Es sind auch und nicht zuletzt die zahlreichen Fundstellen seelischer Zwischentöne, die haften bleiben und Assoziationen zum eigenen Leben erwecken.

"Manchmal war es schwierig, sich selbst bei einer klaren Empfindung zu ertappen. Gefühle sind bewegliche Ziele. Man hat sie nicht, sie reisen bloss durch" (S. 356 oben). 

"Als er sie den Arm nimmt, steht die Wohnungstür bereits offen, und aus dem Treppenhaus erreicht ihn der kühle Geruch von Bohnerwachs. Es ist eine Sache von Sekunden. Mit einer Hand fährt sie ihm über die Wange" (S. 159).

Fortsetzung folgt

Montag, 5. November 2012

Jerry. der hoffnungslose Kandidat

Wer oder was könnte dieser Mann sein?
Ein Dozent für Philosophie?
Ein schlichter Volksschullehrer adrett gekleidet?
Oder ein Fussballtrainer anlässlich einer Pressekonferenz,
der wortreich erläutert, weshalb seine Mannschaft wiederum verloren hat?


Weder noch.
Dieser Mann ist ein Exot.
Nein, er ist kein Filmschauspieler.
Und auch kein Börsenmakler.
Er ist Präsidentschaftskandidat
und möchte
nächster Präsident der USA werden.
Der Mann ist Trotzkist.
Ja, die gibt es auch in den USA.
Natürlich weiss er, dass er keinerlei Chancen hat.
Aber Jerry tut es trotzdem.
Aus Überzeugung.
Und weil dies für ihn Teil des Kampfes ist.
Irgendwie ein schräger Vogel.
Meine Stimme bekäme er nicht.
Weil ich kein Trotzkist bin.
Und vor allem, weil es ohnehin eine verlorene Stimme wäre.
Ich hoffe, trotz aller berechtigter Kritik, auf Obama.
Vor allem für die Amerikaner/innen.

Montagmorgen

Von draussen dringt Lärm irgendeiner Reinigungsmaschine
durch die weit geöffneten Fenster in die Wohnung.
Die Sonne kämpft sich
erfolgreich
durch die grauweissen Wolken durch.
Zwischenhoch.
Und viel zu mild für die Jahreszeit.
Der Montag erinnert mich je nach Stimmung an ein Hamsterrad.
Ich bemühe mich, das Glas halbvoll zu sehen.
Magische Momente des Augenblicks stellen sich
eh
von alleine ein.

Und noch dies (Wahlspruch des Kaisers Ferdinand des Ersten)
Accidit in puncto, quod non speratur in anno

zu gut Deutsch:
In einem Augenblick kann geschehen,
was man sich in einem Jahr nicht erhofft hätte

Samstag, 3. November 2012

Beschwipst




































Bilanz des heutigen Abends: 
Raclette ist einfach gemütlich.
Der dazu passende Weisswein (Chablis) ohnehin.
Manchmal tut es gut, etwas beschwipst zu sein.
Und dann sitze ich im Korridor der Wohnung der Gastgeberin
und halte das ausgestellte Bild fotografisch fest:
Frauen brauchen Abenteuer!
Ja so ist es.
Männer auch.
Das Leben ist ja ein einziges Abenteuer.
Bein Abschied
schnüre ich aufgeheitert
meine Schuhe
und spüre den Alkoholpegel in meinem Blut.
Gott, tut das gut. 
Zu Hause angekommen bin ich gesättigt.
Brauche nichts
und doch alles.
Ich genehmige mir noch einen Schluck Kirsch.
Den aus Zug.
Und mit Mozart in den Ohren und im Herzen.
Machen wir uns nichts vor: das Leben ist einfach verdammt kurz.
Spielende Kinder in zufriedener Umgebung - kann es wirklich besser werden?

Sich aufraffen


Manchmal muss ich mich regelrecht zu Handlungen zwingen, so wie jetzt: ich muss im Wald joggen gehen und den inneren Schweinehund überwinden. Nach einer Stunde laufen geht es mir jeweils viel besser. Und doch muss ich mich immer wieder dazu aufraffen. Die Vernunft obsiegt - doch gewiss nicht immer. Und das ist gut so. 

Freitag, 2. November 2012

Everybody Hurts


Und jetzt noch einen Schluck Zuger Kirsch auf der Zunge und im Gaumen spüren.
Und nachspüren.
Und frische Himbeeren naschen.
Und in die dunkle Nacht starren.
Mild ist es, und windig.
Und an nichts, bitte an nichts denken.
Sich stattdessen berieseln lassen, Everybody Hurts. 
Der Kirsch schmeckt einfach zu vorzüglich.
Und die Musik verführt zu nächtlichen Träumen.

Der letzte Umzug


Völlig unsentimental und mit fester Stimme sagte mir unlängst meine Mutter, der anstehende Umzug werde für sie der letzte sein. Dann heisse es, auf den Tod zu warten. Und um diesen Schritt zu tun, muss man auch Abschied nehmen können - in mancher Hinsicht.
Derweil geht draussen ein starker Westwind, es ist mild und regnerisch. Und es riecht nach Winter, auch wenn Tauwetter angesagt ist. Manchmal verfluche ich die Vergänglichkeit und verachte den Tod als Ausdruck einer hilflosen Rebellion gegen die  Gesetze des Lebens. 

Donnerstag, 1. November 2012

Entfremdung

Unterwegs notiert:
Am Abend holte Maria mich ab und fragte mich, ob ich sie heiraten wolle. Ich antwortete ihr, das wäre mir einerlei, aber wir könnten heiraten, wenn sie es wolle. da wollte sie wissen, ob ich sie liebe. Ich antwortete, wie ich schon einmal geantwortet hatte, dass das nicht so wichtig sei, dass ich sie aber zweifellos nicht liebe 
Albert Camus, der Fremde

Hier spricht nicht jemand, dem alles gleichgültig ist.
Vielmehr ist es Ausdruck purer Entfremdung.