Sonntag, 29. Juli 2012

Einengende Nähe

Vor der heutigen Wanderung notiert:

Einengende
Nähe
tötet
jegliche
Intimität.
Liebe bedarf
keinem
Kontrollzwang.

Samstag, 28. Juli 2012

In der Hotelbar

Abends in der schönen alten Hotelbar werden Erinnerungen wach, und ich versuche schon gar nicht, sie abzuwehren. Ich schaue durch die grossen Fenster auf die vom Halbmond beleuchteten Berge und bestelle mir ein weiteres Gläschen Kirsch.
Meditation kann verschiedenste Formen annehmen. 

Langeweile

Warum haben wir keine Zeit? Inwiefern wollen wir keine Zeit verlieren? Weil wir sie brauchen und verwenden wollen. Wofür? Für unsere alltäglichen Beschäftigungen, deren Sklaven wir längst geworden sind. [. . .] Am Ende ist dieses Keine-Zeit-Haben eine grössere Verlorenheit des Selbst als jenes Sich-Zeit-lassende-Zeit-Verschwenden.
Martin Heidegger (die Grundbegriffe der Metaphysik)


In letzter Zeit bewege ich mich nicht mehr so sehr im Kreis wie auch schon. Und ich entdecke je länger je mehr die Vorzüge der Langeweile, der wir so sehr aus dem Weg gehen wollen. Dabei ginge es gerade in Zeiten des Urlaubs darum, ihr vermehrt nachzuspüren und damit ganz gegenwärtig zu sein. Die Langeweile führt uns zu jenem Punkt, der, ganz befreit von der Vergangenheit, sich nicht von der Zukunft (die ohnehin ein Konstrukt ist) einnehmen lässt. Durch das Zulassen der Langeweile kommen wir unseren innersten Bedürfnissen näher, da wir, frei von Aktionismus, einfach nur da sein können, ganz im Sinne Nietzsches des zweckfreien Wartens auf Nichts.
Ich spüre an meinen Füssen das Wasser des Bergsees und spiele mit den Steinchen, die ich vorfinde. Ich denke an nichts und niemanden (und wenn doch Bilder hochkommen, lasse ich sie einfach vorbeiziehen), nicht an gestern, nicht an morgen und bin zumindest in jenem Moment frei von Sehnsüchten, Melancholie oder Illusionen. Die Zeit bleibt für einen Augenblick buchstäblich stehen, weil sie nicht instrumentalisiert, sprich keinem bestimmten Zweck (im Sinne einer wie auch immer gearteten Kosten/Nutzen-Optimierung) zugeführt wird. 

Ich atme und bin. 
Nicht mehr und nicht weniger. 

Mittwoch, 25. Juli 2012

Heute Abend: Don Giovanni

Einfach ein muss für alle Opernfreaks: heute Abend live aus Stuttgart auf 3sat und, zeitgleich als Backstage, auf SWR 3. Ich freue mich seeeehr darauf. 

Samstag, 21. Juli 2012

Urlaub

Zeige mir, wie du Urlaub machst
und ich sage dir, wer du bist. 
***
Auf Reisen gleichen wir einem Film,
der belichtet wird.
Entwickeln wird ihn die Erinnerung.

Max Frisch
***



Je langweiliger das Leben
umso mehr das Bedürfnis
nach sun, fun and nothing to do

Dialog spätabends in der Innenstadt

Ich stelle mir vor:

Innenstadt.
Regen.
22 Uhr.
Eine junge Frau quatscht mich an und will Kleingeld, um angeblich zu telefonieren.
Ich zögere nicht und gebe ihr das Geld, wortlos.
Sie bedankt sich euphorisch.
Keine 5 Minuten später eine Frau, die übel nach Alkohol riecht.
Und mich um Geld bittet.
Um zu telefonieren, rufe ich ihr zu.

Fortsetzung gemäss Option 1:
Woher wissen Sie das?
Ich sehe es Dir an - warum siezt Du mich?
(schwankt leicht) Weil Du so aussiehst.
Aha, Wie sehe ich denn aus?
(zögert) wie ein Mann, den man siezt.
Ach so. Wie viel brauchst Du für Dein Telefon?
(wie aus der Pistole geschossen) 1 Franken
Habe nur 50 Rappen.
(beinahe begeistert) oh, das ist lieb, damit kann ich kurz telefonieren.
Sonst noch Wünsche?
(zögert) kann ich bei Dir duschen? 
Du duzt mich.
Darf ich das nicht?
Doch doch. 
Nur duschen. Dann gehe ich wieder.
(zögert) ich möchte ehrlich gesagt nicht. Lieber nicht. 
Ich bin dir wohl nicht nobel genug.
Ach komm.
Bitte.
Ich bin, weisst du, nicht die Heilsarmee.
Schade (und sie zieht von dannen).


Option 2:
(...)
Nur duschen. Dann gehe ich wieder.
Ach ja?
Ja. 
(überlegt kurz) Okay. 
Wirklich?
Ja, wirklich.
Ich will aber nichts von dir.
Ich auch nichts von dir. Ich tue es aus purer Empathie.
Was sagst du?
Vergiss es. 
Was ist jetzt mit der Dusche?
Ja, ist okay.
Will aber nichts von dir.
Du wiederholst dich.
Danke, komme gerne.
Der Bus kommt. Beide steigen ein. Wortlos. 

Freitag, 20. Juli 2012

An diesem gewöhnlichen Freitagabend

Heute Abend habe ich schlicht zu viel getrunken.
Gutes Essen, Mozart im Hintergrund, gute Gespräche und eben:
Wein ist reichlich geflossen
und könnte noch lange fliessen.
Roter Wein aus dem Burgenland.
Ich stehe vor der Entscheidung: soll ich jetzt aufhören
oder einfach weitertrinken?
Wenn ich trinke, werde ich nicht ausfällig.
Eher ruhig und schrecklich melancholisch.
Davor will ich mich
eigentlich
hüten.


Und schützen.
Wenn ich zum Fenster schaue: grau, regnerisch, kühl. Die Gäste sind noch da, sie trinken weiter und essen dazu
Käse, den ich aufgetischt habe.
Blauschimmel.
Dazu dunkles Brot und Trauben.
Ich werde wohl gemütlich weitertrinken.
Und mir nichts dabei denken.
Sehnsucht ist manchmal unerträglich.
Und nicht zu ergründen. 

Montag, 16. Juli 2012

Jon Lord ist tot



Jon Lord ist tot.
Er wurde 71.
Seine Musik konnte verdammt hart und laut sein -
und so leise und subtil.





Sein legendäres Konzert 1969 mit dem Royal Philharmonic Orchestra
war für mich so etwas wie das Eingangstor zur klassischen Musik.
Er war stets auf der Suche nach der Synthese mit der Klassik.
Er liess sich inspirieren namentlich von Bach, Händel und Beethoven.
Jon passes from Darkness to Light, heisst es auf der offiziellen Homepage.
Ein grossartiger Musiker und Komponist weilt nicht mehr unter uns.
Doch seine Musik wird Generationen überleben.

Jenseits des Hügels

Es muss doch den rückwärtigen 
Hang dieser Hügel geben,


andere Seen, Wiesen noch
und Weite, vielleicht auch
ein anderes Licht.

Eugène Guillevic



Genau darum geht es.

Zu erkunden, was auch jenseits
unseres Alltags
möglich ist und möglich wäre.
Sicht der Trägheit stellen,
den Gewohnheiten
und Mechanismen des Eingeübten.

Die Sehnsucht stillen.
Und sei es bloss
für einen winzigen Augenblick
um 
das Licht zu erhaschen,
wie es
jenseits des bekannten Hügels
leuchten könnte.

Sonntag, 15. Juli 2012

Beschneidungen konkret

Vorbemerkung (Nachtrag vom 21.7.2012): 
Die Version des Zentralrates der Juden in Deutschland in Ehren - es gibt aber sehr wohl noch andere jüdische Stimmen. Es wäre an der Zeit, auch diese zur Kenntnis zu nehmen!! http://www.jewsagainstcircumcision.org/


Auf der offiziellen Homepage des Zentralrates der Juden in Deutschland steht bezüglich Beschneidung auch dies (vgl. dort Frage 2):

Wird der Säugling vor der Beschneidung betäubt?
Es spricht nichts gegen eine (lokale) Betäubung des Kindes. Eine Narkose des Säuglings wird in der Regel nicht durchgeführt und nicht empfohlen, da die Narkose dem kindlichen Körper Schaden zufügen könnte und weniger leicht für den Säugling zu bewältigen ist.


Ich unterstreiche: 
Eine Narkose des Säuglings wird in der Regel nicht durchgeführt und nicht empfohlen

Was dies konkret bedeutet, kann im nachfolgenden Video aus Kanada verfolgt werden.
Ich denke, die Bilder sprechen für sich.
Ich muss an dieser Stelle sagen: ich finde es einfach nur widerlich.

Solche "Traditionen" haben in einem Rechtsstaat schlicht kein Existenzrecht!
 

Sehnsucht nach dem Ganzheitlichen


Sehnsucht wonach?
Vermutlich
nach dem Ganzheitlichen.
Aufgehoben sein,
gegenwärtig sein,
geerdet sein.
Wenn es keine Unruhe mehr gibt,
sondern nur noch Gelassenheit.
Gelassenheit,
doch voller Energie und Verlangen.


Heimat, doch nicht ohne Fragen.
Aber immer im Einklang mit dem du auf der Grundlage unendlicher Resonanz.

Samstag, 14. Juli 2012

Raub der Sinne

Eine Ewigkeit lang
könnte ich dir zuhören
und nicht nur dies.
Deine Stimme raubt mir die Sinne
und lässt mich
mit Schaudern, kaltem Schweiss
und vollgepumpt mit Adrenalin
in andere Sphären gleiten.
Wie ich lese
hast du gerade eine Babypause eingelegt.
Ende Dezember wirst du in Dresden
an der Semperoper
wieder auftreten.
Irgendwann muss ich dich
live
auf der Bühne erleben.
Nicht nur des Adrenalins wegen.



Freitag, 13. Juli 2012

JJ Heller

Und für heute noch dies - schlicht, leichtfüssig, melodiös.....schön

Kühler Sommertag

Grau.
Kühl und regnerisch.
Ich war trotzdem spätnachmittags im Freibad.
Beinahe allein im grossen Bad
mit und durch den Regen geschwommen.
Das Wasser ist wärmer als die Luft.
Es weht ein starker Wind, als ich mich wieder anziehe.
Ich liebe solche Sommertage,
die eigentlich gar keine sind.
Heisse Sommertage
mit ewig blauem Himmel
und heissem Sand unter meinen Füssen
sind nicht mein Ding.
Ich freue mich insgeheim
schon jetzt
auf schöne Herbsttage.

Rituelle Beschneidungen, sprich: Amputationen

In Deutschland -und nicht nur dort- wird das Kölner Urteil in Sachen ritueller Beschneidung von Knaben eifrig und in erhitzter Atmosphäre diskutiert. In brüderlicher und allzu verdächtiger Eintracht kritisieren Linke, Grüne, Katholiken, Muslime und sog. Liberale das Gerichtsurteil als verfehlt und der "Tradition nicht verpflichtet". Selbstverständlich wird dabei auch das Totschlägerargument des Antisemitismus bemüht, um das Urteil präventiv in die politische Schmuddelecke zu stellen und so jeden rationalen Diskurs abzuwürgen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland lässt sich gar zur Aussage hinreissen, sollte das Kölner Urteil zur Rechtslage werden, dann wäre in letzter Konsequenz jüdisches Leben in Deutschland nicht mehr möglich (!!).

Wie bitte? Rituelle Beschneidung von Knaben als konstitutives Element religiösen Lebens schlechthin? Sprechen wir doch Klartext: in Tat und Wahrheit geht es hier um nichts anderes als um eine schmerzhafte Amputation und damit um einen irreversiblen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit mit falscher Berufung auf die "Religionsfreiheit". Fragt sich bloss: Religionsfreiheit für wen und in welchem Namen? Sollte ein auf diese Weise malträtiertes Kind dereinst als Erwachsener seine ihm von den Eltern aufgezwungene Religionszugehörigkeit ablegen wollen, wäre es dennoch sein Leben lang körperlich gekennzeichnet. Und dies kann in einem liberalen Rechtsstaat niemals geschützt werden.

Religionsfreiheit ist stets Freiheit des Individuums und darf obskure Praktiken einer religiösen Gemeinschaft, die hier notabene auf Kosten von Minderjährigen gehen, nicht schützen. Auch das bemühende Argument der "Tradition" oder "Kultur" kann einen solchen schweren Eingriff in die körperliche Unversehrtheit nicht rechtfertigen, weil diese ein hohes Rechtsgut, d.h. ein Grundrecht darstellt, das Vorrang vor anderen Rechtsgütern geniessen muss. Ganz abgesehen davon kann mit dem Hinweis auf archaische Traditionen allerlei Unfug gerechtfertigt werden, so etwa die Blutrache oder die Verstümmelung weiblicher Genitalien, auch diese gerechtfertigt mit verbrämt religiösen Argumenten.

Es ist an sich ein Armutszeugnis, dass es des Kölner Gerichtsurteils bedurfte, damit solche Missstände endlich öffentlich thematisiert werden. Aber es ist auch eine Chance, auf solche kruden "Traditionen" hinzuweisen und mit ihnen aufzuräumen. Doch statt mit aufgeklärtem Geist darüber zu debattieren, ruft die Politik unisono gleich mal nach neuen Gesetzen, um solche Amputationen zu legitimieren und sich ja nicht dem falschen Argument des "Antisemitismus" ausgesetzt zu sehen. 

Glücklicherweise gibt es sehr wohl auch in religiösen Kreisen vernünftige Stimmen. So erklärte jüngst der Präsident des Rabbinischen Gerichtshofs für Reformjuden in Israel: Wer als Jude geboren wird, aber nicht beschnitten wurde, ist trotzdem ein vollwertiges Gemeindemitglied. Es wäre an der Zeit, dass solche Stimmen des Augenmasses namentlich von der Politik vermehrt zur Kenntnis genommen werden und dem religiösen Fundamentalismus - welcher Richtung auch immer- eine klare Absage erteilt würde.

Dienstag, 10. Juli 2012

Treue

Ich stelle mir vor:

Sie kennen sich seit sage und schreibe 53 Jahren. Mit 24 lernten sie sich kennen, bald darauf heirateten sie. Sie gehen immer noch gerne zusammen in den Ausgang zu einer Tasse Kaffee mit obligatem Brötchen dazu. Oder ins Konzert. Man sieht es ihnen an, dass sie sich gerne haben, aufrichtig gerne haben. Sie können sich aufeinander verlassen und haben es mehrmals in ihrer langen Beziehung bewiesen. In schwierigsten Lebenssituationen haben sie zueinander gehalten, haben sich gegenseitig getröstet und Mut zugesprochen, aufgemuntert, auf die Beine geholfen, eine Perspektive vermittelt. Er war immer für sie da, wenn es darum ging, schlicht gegenwärtig zu sein. Und sie tat es ihm gleich.

Ausnahmslos.
Beide sind treue Seelen.

Nur in einem Punkt haben sie es nicht immer so genau und puristisch genommen:
Sie hatte dann und wann ihr kleines Abenteuer, wie sie es schelmisch nennt, und er war auch kein Heiliger und erlaubte sich einige Eskapaden, wie er trocken und mit einer Prise Humor anmerkt. Aber das störte die beiden nicht bzw. beunruhige sie nicht. Denn darauf kommt es im Ergebnis eines langen Lebens nicht an. Treue ist in erster Linie Seelentreue, wie sie es nennt. Oder anders gesagt: auf mich kannst du dich verlassen. Weil ich dich liebe. Darauf kommt es an, meinen beide beinahe im Duett vorgetragen.

Ich frage:
weshalb wird, zumindest in unseren Breitengraden, Treue mit sexueller Treue gleichgesetzt bzw. verwechselt?
Warum diese Obsession?

Was zählt am Schluss des Lebens?
Freundschaft.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Eine Freundschaft, die diesen Namen auch verdient, hat es ohnehin nicht nötig, den anderen zu gängeln, zu kontrollieren und zu überwachen.
Weil Liebe ohnehin Freiheit voraussetzt.
Immer.
Und ausnahmslos.

Montag, 9. Juli 2012

Und heute Abend mit Mina Tindle zu Bett.

Sommer

Als kleiner Bub liebte ich die langen Nachmittage
im Wellenbad.
Die hohen Wellen, wie sie mich für einen Moment einfach wegspülten!
Aber auch:
morgens zu Hause.
Die Fensterläden sind geschlossen.
Dunkel ist es in der Wohnung,
die Mutter liest, der Vater schreibt Rechnungen.
Ich spiele mit der Modelleisenbahn.
Und schwitze.
Im Radio wird irgend eine Sinfonie gespielt.

Heute
war ich bei meiner Mutter.
Wie alt sie doch geworden ist.
Ich müsse meine Hände besser pflegen,
meinte sie.
Sie seien nicht mehr so geschmeidig wie auch schon.
Ja, ich weiss, Mutter.
Einsam ist sie.
Und doch umsorgt.
Die Fensterläden schliesst sie praktisch immer.
Nicht nur im Sommer.

Ich liebe die Trägheit des Sommers.
Und freue mich
auf den Herbst.

Montag, 2. Juli 2012

Der Männerbeauftragte

Bürokratie ist die Vervielfältigung von Problemen durch die Einstellung weiterer Beamter (C.N. Parkinson, britischer Historiker)

Die Verwaltung -sprich der öffentliche Dienst- ist stets kreativ im Erfinden neuer Stellen. So gibt es in Zürich neuerdings einen "Männerbeauftragten". In einem Interview angesprochen auf die Frage, was er mit seiner Arbeit erreichen möchte, meint der Männerbeauftragte: Ich möchte mit diesem Projekt die Leidenschaft der Männer wecken, damit eine eigene Dynamik entsteht – eine von Männern erarbeitete Dynamik. Nicht, weil sie sich dazu gezwungen fühlen, sondern weil sie es wollen.

Eine von Männern erarbeite Dynamik, entfacht durch eine von der Bürokratie initiierte Leidenschaft? Was für eine horrible Vision! Und wohin soll die führen, was beinhaltet sie genau und worin unterscheidet sie sich von anderen Dynamiken, möchte ich gerne wissen. Ich weiss es auch nach dem Lesen des Interviews nicht, aber gravierender ist es, wenn der besagte Männerbeauftragte offensichtlich selbst nicht weiss, was letztlich seine Funktion bezwecken und bewirken soll. Er leiste eben Pionierarbeit, wie er betont. Und wer Pionierarbeit leistet, so schlussfolgere ich, darf wohl auch fabulieren.

Ganz im Ernst: ich sehe den Sinn eines solchen Männerbeauftragten nicht. Wo ist da, bitte sehr, der Mehrwert für die Gesellschaft? Haben wir in unseren Breitengraden tatsächlich keine anderen Probleme? 

Sonntag, 1. Juli 2012

Rebekka Karijord

Kürzlich für mich entdeckt.
Ich mag ihre Stimme, ihren Ausdruck, ihre Hände und noch einiges mehr an ihr.

Vom Sprung ins kalte Wasser

Sie sei vor einem Jahr von ihrem Mann nach 23 Jahren Freundschaft bzw. Ehe verlassen worden, erzählte sie mir kürzlich bei einem Glas Wein und einem feinen Teller Fleisch mit Brot und Käse. Und ja, sie habe sich seit einem Jahr zurückgezogen und könne sich von ihrem Mann emotional doch nicht trennen. Die gemeinsamen Jahre! Die gemeinsamen Kinder! Die gemeinsamen Stunden voller Vertrautheit! Sie könne sich daher keinem Mann mehr öffnen, zumindest noch nicht jetzt, das brauche noch Zeit. Ich höre ihrem Leben zu und stelle mir vor, wie sie mir gerade wortreich erklärt, dass ich mir nur keine falschen Hoffnungen machen solle. Und dann ihre Frage: ach, kannst du mich verstehen?

Gewiss, 23 gemeinsame Jahre wiegen schwer im biografischen Rucksack. Doch ist dies ein Grund für Resignation, Abschottung und Panzerbau? Schritt für Schritt ein neues Leben aufbauen und spüren kann doch wohl nur dann wirklich gelingen, wenn man sich parallel dazu öffnet. So wie man sich vor dem Sprung ins kalte Wasser annetzt und sich damit mit ihm anfreundet.