Natürlich habe ich eine Art Bilanz gezogen, so wie Du auch, liebe Leserin, lieber Leser. Was war, aus ganz persönlicher Sicht, gut an diesem 2011, was weniger, was hätte ich besser machen können, was hätte ich nicht machen sollen etc. Und dann, hach, die Vorsätze! Ich habe aufgehört, viele Vorsätze zu formulieren, ich kenne mich zu gut. Aber einige, wenige, die realistisch sein müssen, das schon.
Was war gut? Na ja. Ich lerne, vermehrt die guten Momente als solche zu erkennen und dann ganz im Augenblick zu leben.
Was schlecht war: ich bin oftmals immer noch zu zögerlich, zu defensiv (auch wenn ich zeitweise ganz gehörig auf den Putz hauen kann) und ich lasse immer noch zu sehr die Umwelt reagieren, statt dass ich vermehrt Akzente setze und auch proaktiv Unangenehmes zur Sprache bringe (und danach auch handle). Ja ja, das schwierige deutsche Wort "Nein" vermehrt auszusprechen, auch wenn es mein Gegenüber enttäuschen könnte, tut Not.
Und sonst?
Ich will spontaner sein.
Vermehrt am Morgen, nachdem ich aufgestanden bin und wenn es die Geschäfte und Umstände erlauben, den Zug besteigen und in die Berge fahren, um mich auf den Langlaufski durch verschneite Landschaften zu bewegen oder mit dem Schlitten vom Berg herunterzudonnern.
Oder, einfach so!, nach Berlin reisen, Wien, Paris, Hamburg. Nachmittags im Sacher die obligate Torte essen, den feinen Kaffee geniessen und dem bunten Treiben zuschauen, abends dann in der Staatsoper, noch später im weissen Rauchfangkehrer tafeln. Doch auch in einer alten Hütte in den Bergen ein Wochenende verbringen, ohne Strom und ohne warmes Wasser, nur mit einem Buch ausgerüstet, das Handy zu Hause lassend. Spröde sein, anderntags im Luxus schwelgen, weil das Leben vor allem in seinen Kontrasten spannend und farbenreich ist. Ich werde auch vermehrt Leute zu mir nach Hause einladen, und sei es bloss für einen Teller Spaghetti. Und vor allem auch Kinder, weil die wunderbar alles durcheinanderbringen und meine Ordnung auf den Kopf stellen.
Was wird morgen sein, was übermorgen? Die Frage treibt mich immer wieder an, aber ich lasse sie vermehrt ruhen, versuche, sie ins Kühlfach zu legen, auf dass sie mich nicht täglich belästigt. Aber ganz draussen aus meinem Leben will und kann ich sie nicht haben, diese Kernfrage des wohin? wozu? was vermag ein menschliches Leben anzustellen? und was ist mit der Liebe, ja die Liebe?!
Nein, jetzt grüble ich nicht weiter. Stattdessen:
Ich gehe in den Keller und suche mir einen schweren Burgunder für heute aus, den ich spätabends feierlich kredenzen werde. Ich werde vor allem den ersten Schluck zu geniessen wissen, wie er in meinem Gaumen einen unkontrollierten Vulkan unterschiedlichster Geschmacksrichtungen auslösen wird, ich werde nach dem dritten Glas vermutlich wieder etwas melancholisch werden, die Tochter wird, aufgedreht ob der späten Stunde und unserer Aktivitäten, die Runde mit Mozart einheizen, alle werden -die Rituale!- im Chor mitsingen, laut und schräg wird es klingen, aber schön, weil das alte bzw. das neue Jahr mit Burgunder ausklingen bzw. beginnen soll, mit Mozart und damit mit prallem Leben, mit Liebe und Sehnsucht - mit unendlicher und letztlich nie zu stillender Sehnsucht.
Allen meinen Leserinnen (und Lesern, die hier in der Minderheit sind) wünsche ich ein schönes neues Jahr. Ein Jahr der Liebe, der Hoffnung, aber auch ein Jahr der Kontraste mit vielen besinnlichen Momenten, aber auch mit solchen der Leidenschaft, des Übermuts, der Askese und des Risikos. Auch im 2012 werde ich mir erlauben, hier meine Sicht der Dinge zu deponieren, meine Freuden, meinen Frust, meine Unlust und meine Leidenschaften. Ich freue mich, wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser, weiterhin regelmässig hier vorbeischaust und dann und wann -am liebsten aber immer öfters :-)!- auch einen Kommentar abgibst.
Alles Liebe!