Samstag, 31. Dezember 2011

2011.....2012: Vorankündigung :-)

Bald ist es soweit.....ade 2011, 2012 Willkommen.....

ich habe meine Sicht der Dinge zu diesem Jahreswechsel niedergeschrieben. Da man hier neuerdings den Zeitpunkt der Veröffentlichung seines Beitrags zum Voraus auf die Minute genau einstellen kann, wird mein Senf Punkt Mitternacht hier erscheinen.

Ich wünsche Euch allen einen schönen, entspannten und anregenden Abend. Bald werde mit der Zubereitung des Silvestermenüs beginnen...

Tschüss 2011 - Willkommen 2012

Natürlich habe ich eine Art Bilanz gezogen, so wie Du auch, liebe Leserin, lieber Leser. Was war, aus ganz persönlicher Sicht, gut an diesem 2011, was weniger, was hätte ich besser machen können, was hätte ich nicht machen sollen etc. Und dann, hach, die Vorsätze! Ich habe aufgehört, viele Vorsätze zu formulieren, ich kenne mich zu gut. Aber einige, wenige, die realistisch sein müssen, das schon.

Was war gut? Na ja. Ich lerne, vermehrt die guten Momente als solche zu erkennen und dann ganz im Augenblick zu leben.
Was schlecht war: ich bin oftmals immer noch zu zögerlich, zu defensiv (auch wenn ich zeitweise ganz gehörig auf den Putz hauen kann) und ich lasse immer noch zu sehr die Umwelt reagieren, statt dass ich vermehrt Akzente setze und auch proaktiv Unangenehmes zur Sprache bringe (und danach auch handle). Ja ja, das schwierige deutsche Wort "Nein" vermehrt auszusprechen, auch wenn es mein Gegenüber enttäuschen könnte, tut Not.

Und sonst?
Ich will spontaner sein.
Vermehrt am Morgen, nachdem ich aufgestanden bin und wenn es die Geschäfte und Umstände erlauben, den Zug besteigen und in die Berge fahren, um mich auf den Langlaufski durch verschneite Landschaften zu bewegen oder mit dem Schlitten vom Berg herunterzudonnern.
Oder, einfach so!, nach Berlin reisen, Wien, Paris, Hamburg. Nachmittags im Sacher die obligate Torte essen, den feinen Kaffee geniessen und dem bunten Treiben zuschauen, abends dann in der Staatsoper, noch später im weissen Rauchfangkehrer tafeln. Doch auch in einer alten Hütte in den Bergen ein Wochenende verbringen, ohne Strom und ohne warmes Wasser, nur mit einem Buch ausgerüstet, das Handy zu Hause lassend. Spröde sein, anderntags im Luxus schwelgen, weil das Leben vor allem in seinen Kontrasten spannend und farbenreich ist. Ich werde auch vermehrt Leute zu mir nach Hause einladen, und sei es bloss für einen Teller Spaghetti. Und vor allem auch Kinder, weil die wunderbar alles durcheinanderbringen und meine Ordnung auf den Kopf stellen.

Was wird morgen sein, was übermorgen? Die Frage treibt mich immer wieder an, aber ich lasse sie vermehrt ruhen, versuche, sie ins Kühlfach zu legen, auf dass sie mich nicht täglich belästigt. Aber ganz draussen aus meinem Leben will und kann ich sie nicht haben, diese Kernfrage des wohin? wozu? was vermag ein menschliches Leben anzustellen? und was ist mit der Liebe, ja die Liebe?!

Nein, jetzt grüble ich nicht weiter. Stattdessen:
Ich gehe in den Keller und suche mir einen schweren Burgunder für heute aus, den ich spätabends feierlich kredenzen werde. Ich werde vor allem den ersten Schluck zu geniessen wissen, wie er in meinem Gaumen einen unkontrollierten Vulkan unterschiedlichster Geschmacksrichtungen auslösen wird, ich werde nach dem dritten Glas vermutlich wieder etwas melancholisch werden, die Tochter wird, aufgedreht ob der späten Stunde und unserer Aktivitäten, die Runde mit Mozart einheizen, alle werden -die Rituale!- im Chor mitsingen, laut und schräg wird es klingen, aber schön, weil das alte bzw. das neue Jahr mit Burgunder ausklingen bzw. beginnen soll, mit Mozart und damit mit prallem Leben, mit Liebe und Sehnsucht - mit unendlicher und letztlich nie zu stillender Sehnsucht.

Allen meinen Leserinnen (und Lesern, die hier in der Minderheit sind) wünsche ich ein schönes neues Jahr. Ein Jahr der Liebe, der Hoffnung, aber auch ein Jahr der Kontraste mit vielen besinnlichen Momenten, aber auch mit solchen der Leidenschaft, des Übermuts, der Askese und des Risikos. Auch im 2012 werde ich mir erlauben, hier meine Sicht der Dinge zu deponieren, meine Freuden, meinen Frust, meine Unlust und meine Leidenschaften. Ich freue mich, wenn Du, liebe Leserin, lieber Leser, weiterhin  regelmässig hier vorbeischaust und dann und wann -am liebsten aber immer öfters :-)!- auch einen Kommentar abgibst.

Alles Liebe!

Freitag, 30. Dezember 2011

auf nächtlicher Tour

Soeben komme ich nach Hause zurück. Aus einem Feierabendbier wurde eine etwas längere Zechtour in den verschiedenen Beizen unserer Stadt. Ich staunte, wie viele Leute um diese Zeit noch unterwegs sind, offenbar kenne ich die sog. "Szene" nicht mehr, ich kam mir vor, als sei ich in Berlin oder Paris gelandet. Tja, nun bin ich also zu Hause und bin nicht einmal müde. Zwei bis drei Stunden kann ich schlafen, ehe der Wecker wieder munter läutet und mich daran erinnert, dass ich arbeiten muss.
Ich habe Menschen kennengelernt, die in einem ganz anderen Film unterwegs sind als ich. Menschen, die offenbar eine ganze Nacht lang durchtanzen und dann direkt ins Büro gehen. Sie sind hungrig nach dem Leben und haben ihre Ausdrucksform gefunden. Ich war lange an einer langen Theke und habe die Szene beobachtet, da und dort ein Schwätzchen abgehalten und mich amüsiert ob dem Treiben. Ich trank und merkte nicht, wie mich der Alkohol langsam einlullte. Beschwipst war ich nicht. Aber ich war irgendwie ausgelassen und ohne Kummer.
Als ich nach Hause lief, begann es zu regnen. Schön, wenn du an meiner Seite gewesen wärst. 

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Gute-Nacht-Lied

Heute gehe ich etwas früher ins Bett als üblich.
Die Sophie Zelmani nehme ich gleich mit :-).

Das imaginäre Strassenfest

Ich liebe es, beim Gehen durch mein Quartier einen Blick durch die offenen Fenster der Wohnungen zu erhaschen. Ich sehe in Küchen, Wohnzimmern, Kinderzimmern oder auch in Büros, sehe, wie Menschen gerade am Kochen sind, am Abwachen, Essen, Fernsehen und dergleichen mehr. Oftmals stelle ich mir vor, wer diese Menschen sind, was sie tun, fühlen, denken und wie sie ihr Geld verdienen. Viele dieser Menschen, die um mich herum wohnen, kenne ich nicht. Bei diesem Gedanken nehme ich mir manchmal vor, dereinst mit einem kleinen OK ein Strassenfest im Sommer zu organisieren. Einfach mal die Strasse von der Polizei sperren lassen, lange Tische auf die Strasse stellen, etwas zu trinken und zu essen organisieren, die Leute rechtzeitig darauf aufmerksam machen, und der Rest würde sich dann spontan ergeben. Doch ich weiss genau, dass ich auch nächsten Sommer dies nicht tun werde, namentlich aus Bequemlichkeit oder weil ich mir denke: ach, was soll das überhaupt? Und doch juckt es mich, hinter die Fassaden zu schauen. Vielleicht werde ich mich doch aufraffen können und mich dabei allenfalls von allerlei Zufälligkeiten des Lebens überraschen lassen.

Oftmals kennt man das weit Entfernte, das Exotische und sogenannt Fremde besser als das Nahe, das auf eigentümliche Art und Weise fremd bleibt. Es lohnt sich aber, glaube ich, vermehrt wieder das zu suchen und zu finden, was unmittelbar vor der Türe steht. 

Dienstag, 27. Dezember 2011

Ungebändigtes Verlangen

Und noch etwas vor dem zu-Bett-gehen:
Manchmal verspüre ich das unheimliche Verlangen, jenen Platz aufzusuchen, wo du selten genug auf mich wartest. Ich nervös hin und her gehend, mit nassen Händen und weichen Knien, und Ausschau haltend auf Dein Kommen. Manchmal verfolgen mich diese Bilder, ich wehre mich nicht dagegen, lasse sie zu, atme tief durch und denke an nichts, sehe bloss Deine leuchtenden und vertrauten Augen.

Und ich stehe in diesem Augenblick auf der Terrasse und blicke auf die nächtliche Stadt, die friedlich vor mir liegt und deren Lichter sich durch den Nebel bemerkbar machen. 

Gute-Nacht-Lied

Heute Abend gibts ein hübsches Liedchen von Stephan Eicher aus Bern

Fliegen wie ein Vogel

Kürzlich hatte ich für einen Moment Lust, einfach davon fliegen zu können wie ein Vogel. Möglichst hoch hinauf und sich dann fallen lassen, um zu fliegen, über die Stadt, die Berge, das Meer. Wie angewurzelt stand ich da und sagte mir: aber fliegen kann ich nicht. Ich liess es dann sein und lief weiter, genoss die dunkle Nacht und den dichten Nebel, der mich wie mit einer warmen Decke umhüllte. Und nicht zuletzt wusste ich, dass ein Vater gewissermassen von Amtes wegen nicht wie ein Vogel fliegen kann und nicht fliegen darf. 

Hände, die sich berühren (XVII)

Dieses Hin und Her an Nähe und Distanz macht ihn zusehends mürbe. Und dann fragt er sich, ob es denn überhaupt von Dauer sein würde, diese Begegnung mit dieser Frau, die jeden Satz von ihm auf die Goldwaage legt, die ihn permanent analysiert (und dabei oftmals ins Leere trifft) und mustert, als würde er eine Prüfung absolvieren müssen.

Will er sich das Leben noch komplizierter machen? Und überhaupt, was hätte er dieser Frau zu bieten? Und sie ihm, mal ganz ehrlich? Trotzig zieht er sich zurück, will nicht mehr, so wie sie auch nicht mehr will. Vielleicht liegt es am Alter, vielleicht aber vor allem auch daran, dass er sein Herz im Grunde der Dinge schon längst einer anderen Frau vergeben hat, wenn dabei auch hoffnungslos vergeben, aber er kann die Situation ja nicht zurecht biegen, er kann nichts erzwingen, er hat zu akzeptieren, was ist. Und er hat verstanden, dass er keine Kompromisse mehr eingehen will.

Gefühle lassen sich nicht biegen und brechen, Gefühle gehorchen nicht dem Diktat der Logik, Gefühle kümmern sich nicht um räumliche Distanzen, um Zivilstände und Lebensmittelpunkte. 

Nun ja, es ist halt so, wie es ist. 

Montag, 26. Dezember 2011

unbekümmerte Momente

Heute war ich mit meiner Tochter an einer regelrechten Schneeballschlacht. Das hat mir Spass gemacht, unbekümmert den Augenblick geniessen zu können und nicht an morgen zu denken. Ein Kind zu haben bedeutet auch, seinem inneren Kind Raum zu geben, herumblödeln zu dürfen. Nicht immer alles argumentativ belegen müssen. Sich im Schnell wälzen und den Clown mimen. Diese unbekümmerte Zeit wird nicht mehr lange dauern. Ich geniesse sie, solange sie zu geniessen ist.

Ich habe an diesen Weihnachtstagen nicht an die früheren Weihnachtstage gedacht, vermutlich deshalb, weil ich es nicht wollte oder auch nicht brauchte. Oder fürchtete ich mich vor der Erinnerung? Weihnachten ist emotional besetzt. Da sind zu viele Bilder vorhanden, zu viel Erinnerung, zu viel Stoff, zu viele Erwartungen. Was wird wohl sein an der nächsten Weihnacht?
Mit diesem Lied werde ich gleich ins Bett gehen und versuchen, an nichts zu denken. Gute Nacht.

Samstag, 24. Dezember 2011

Melancholie

Wandern beim Licht der Sterne,
dich an meiner Hand -
später fällt Schnee,
so dass wir uns umso mehr gegenseitig aufwärmen.
Dann in der warmen Stube
reichen wir uns die Hände
und wissen, dass uns nichts fehlt.
Nur die Zeit mag uns davon rennen.
Schweigen, das vielsagend ist.
Später
begegnen wir uns ohne Grenzen
wissend
dass es nur ein Augenblick ist.
Oasen des Lebens.
Momente, an die ich mich erinnern werde,
wenn nur noch Stille mein Leben beherrschen wird.
Dann werde ich den Sternenhimmel beobachten
und dich mit meinem Herzen sehen und spüren.
Und niemand
wird wissen und ahnen,
warum ich traurig bin.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

Kurz vor Weihnachten

Eigenartigerweise bin ich noch gar nicht in Weihnachtsstimmung. Da steht noch kein Baum in der Wohnung, keine Dekoration. Ich werde, es scheint zur Gewohnheit zu werden, alles im letzten Moment tun. Weihnachtstage sind etwas anstrengendes, sicher auch etwas schönes. Aber sie sind emotional besetzt, dies in einem hohen Ausmass. Was gut ist: ich habe keinerlei Erwartungen. Ich werde eine Weihnachtsgans in den Ofen schieben, werde den langen Tisch decken und zum Festmahl bitten und Weihnachtslieder anstimmen.

Und am 27. Dezember werde ich nicht unglücklich sein, dass die Weihnachtstage wieder vorbei sind. 

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Hoffnungslos

Ich mag ihre Stimme, ihre gedanklichen Pausen und ihr vielsagendes Schweigen, ihr Lachen und noch mehr ihr Lächeln, ihre Fragen, ihren Atem, ihren Geruch, ihren Körper, ihren Geist, ihre Kleidung, ihren Gang, ihren Intellekt, ihre Sinnlichkeit und Erotik, ihre Unsicherheit, ihre Verletzlichkeit, ihre Stärke, ihren Willen, ihre Suche, ihre Augen, ihren Blick, ihre Lippen.

Und wenn ich mir diesen meinen Text betrachte, so weiss ich einmal mehr, dass ich sie eigentlich liebe, eigentlich deshalb, weil es letztlich nutzlos ist, weil ohne Ziel, ohne reelle Basis. Und doch. Ignorieren kann ich es nicht und will ich es nicht. 

Wenn nur noch der Nacken für Spannung sorgt

Notiert in der Strassenbahn:
Wenn im Geschäft nur noch der Nacken das Spannende ist.....dann muss man in der Tat etwas unternehmen, und zwar ziemlich schnell. Ich hatte eine Zeit lang auch die Tendenz, meine Zeit abzusitzen. Eine gefährliche Haltung, die das Resignative nur noch unterstützt und das Unternehmerische lähmt. Es ist nie zu spät, den Alltagstrott in eine andere Richtung zu lenken. Denn was wäre die erfolgversprechende, sprich befreiende Alternative dazu? 

Inszenierte Massenhysterie

Befohlene, von oben inszenierte Hysterie voller Zynismus und Menschenverachtung. Widerlich.
Wie krank kann ein Regime sein, das solches Schauspiel in Szene setzt? Wenn Bilder mehr auszudrücken vermögen als tausend kluge Worte.

Dienstag, 20. Dezember 2011

Beim Abendessen mit meiner Tochter

Werbung ist doof. Sie zeigt Menschen, die so perfekt sind. Dabei gibt es das ja gar nicht. Warum machen ie das? Und überhaupt, was zählt ist das Innere, nicht das Äussere. Weil das Äussere vergänglich ist. 

So ist es, liebe Tochter.
Und ich füge bei: und so schrecklich langweilig, diese präparierten Gesichter.
Zum Gähnen langweilig.

Montag, 19. Dezember 2011

abgrundtiefe und doch in sich ruhende Traurigkeit

Es gibt für mich kein literarisches Werk und keine Komposition, die das Gefühl abgrundtiefer und gleichzeitig doch so tief in sich ruhender Traurigkeit besser transportieren könnte als das Adagio des Klavierkonzerts in A-Dur von Mozart.

Beinahe bin ich geneigt zu sagen, dass hier die Traurigkeit ohne jegliche Sentimentalität auf die Spitze getrieben wird,  ohne aber eine Verzweiflung in sich zu tragen. Hier erfährt die Traurigkeit vielmehr ihr Glücksgefühl, weil sie eingebettet ist in ein höheres Ganzes. Etwas Genialeres kann ich mir schlicht nicht vorstellen. Danke, Amadeus.

Im Wein liegt die Wahrheit

Heute Abend habe ich zu viel getrunken - anlässlich eines sog. Weihnachtsessens. Alles fing harmlos an mit einem wunderbaren trockenen Weisswein aus Neuenburg. Dann folgte das obligate Menü mit allem Drum und Dran, dazu ein feiner Tropfen aus Frankreich - schwer und mit hohem Tanningehalt, wie ich es liebe. Aus einem Glas wird ein zweites, und dann ein drittes, irgendwann gab ich es auf, Statistik zu führen. Weshalb denn auch? Es war ein feucht-fröhlicher Abend. Wenn ich leicht beschwipst bin, kann ich an sich klarer denken - ohne Scheuklappen. Was zuvor nur schemenhaft erfasst wurde, erscheint jetzt glasklar.
Es ist halt so: im Wein liegt die Wahrheit.

Ich kenne die Gefahr des Weins sehr wohl, umso vorsichtiger bin ich im Umgang mit ihm. Aber manchmal tut es mir schlicht gut, über den Durst hinaus zu trinken. Weil das Leben nur in seinem Kontrast interessant, ja lebenswert ist. 

Sonntag, 18. Dezember 2011

Gute-Nacht-Lied

Auch wenn Ihr kein Wort versteht, liebe Leserinnen und Leser in Deutschland und Österreich, die Melodie ist einfach schön kitschig, stellt Euch einen englischen Text vor und macht die Augen zu. Als der Song bei uns in den Discos lief, war ich exakt 20 Jahre jünger und am Herumtigern und auf der Suche nach dem Mädchen, das mit mir tanzen würde, hach. Ja ja, die Zeit.
Bloss keine Melancholie!

Hände, die sich berühren (XVI)

Und spätabends erhielt er eine email von ihr, wonach alles in Ordnung sei. Und ja, sie könnten ja bald einmal wieder telefonieren. Er wird nicht einmal ungeduldig, nein, eine gewisse Gleichgültigkeit erfasst ihn beim Lesen dieser Zeilen. Nun ja, heute, morgen, übermorgen, eigentlich spielt das doch alles gar keine Rolle. Vielleicht liegt es daran, dass er einfach nur noch müde ist. Aber er kann es nicht länger wegdiskutieren, dass der Wurm drinsteckt. Plötzlich weiss er nicht, was er eigentlich will, und er weiss ebenso wenig, was sie eigentlich will. Es kommt, wie es kommt. Mehr fällt ihm dazu nicht ein. 

Samstag, 17. Dezember 2011

An diesem vorweihnächtlichen Samstagmorgen

Endlich ist er gekommen, der Schnee.
Weisse Landschaft.
Kalte Luft.
Langsam erwacht der Tag.
Menschen sind schon früh in der Stadt unterwegs.
Der Kälte strotzende Strassenmusiker/innen spielen da und dort.



Und die Heilsarmee will den Topf am Kochen halten.
Die Passanten zeigen sich spendabel.
Samstagmorgen, der Winter hält auch im Flachland Einzug.
Der Schneemann wartet darauf, geboren zu werden. 

Freitag, 16. Dezember 2011

Hände, die sich berühren (XVI)

Beide sind kompliziert. Beide haben einen nicht leichten Rucksack zu tragen. Beide haben ihre Geschichte und damit ihre Vergangenheit, die sie mitschleppen müssen. Beide stellen sich die Frage, wie ein Neuanfang möglich ist - und ob er möglich ist, und wenn er möglich ist, unter welchen Bedingungen und zu welchem Preis. Beide haben ihre Marotten, Gewohnheiten und Freundeskreis.

Und beide wollen aber auch nicht allein alt werden. Beide brauchen ihre Streicheleinheiten. Beide brauchen dann und wann eine Schulter, an die sie sich anlehnen können, einfach so, bedingungslos. Beide wollen an sich aufeinander zugehen, und doch haben sie gleichzeitig Angst, Angst ihren Freiraum zu verlieren. Wollen nicht aneinanderkleben. Und so spielen sie zeitweise die Unnahbaren. Geben sich distanziert. Wenn er ihr eine Email schreibt, kommt die Antwort vielleicht einen Tag später, vielleicht auch zwei. Und eine sms wird nur dann und wann beantwortet. Wenn überhaupt. Er beginnt, dasselbe zu tun. Meldet sich für eine kurze Zeit nicht, was sie jeweils aber verunsichert, indem sie nachfragt, was denn los sei. Und er sagt ihr, nichts sei los, er habe halt viel Arbeit, so wie sie halt viel Arbeit habe.
Aha.

Und wenn sie sich sehen, dann brauchen sie immer wieder eine gewisse Zeit, bis sie sich gegenseitig annähern können. Das kann gut eine bis zwei Stunden dauern. Dann werden sie lockerer und geben sich die Hand. Sie geniessen diesen Augenblick, umarmen und küssen sich, aber immer noch mit einer gewissen Distanz, doch mit liebevollem Blick und zärtlichen Berührungen. So geht das munter weiter.

Beide hüten sich davor, am Gras zu ziehen, es würde ja doch nicht schneller wachsen. Sie geben sich gelassen, um nicht auf Neudeutsch sagen zu müssen: cool. Vermutlich möchten sie aber ganz und gar nicht cool sein. Doch können sie nicht anders. Der Rucksack wiegt schwer. Und damit ihre Biographien, ihre Erlebnisse und Geschichte.

Neuanfang?
Fragt sich bloss, wie. Daran müssen sie noch arbeiten. 

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Heute vor exakt 50 Jahren

Exakt heute vor 50 Jahren wurde Adolf Eichmann in Jerusalem zum Tode verurteilt. Eichmann verkörpert bekanntlich den kalten Bürokraten und Befehlsempfänger, der ja nichts anderes tat, als pflichtbewusst das umzusetzen, was man ihm übertrug. Seine Verteidigungsstrategie, als eben reiner Befehlsempfänger gehandelt zu haben, ging nicht auf, er wurde als Verbrecher in einem verbrecherischen System erkannt. Doch täuschen wir uns nicht. Die Banalität des Bösen (H. Arendt) geht auch dem "normalen" Menschen etwas an. Inwieweit bzw. unter welchen Bedingungen sind wir bereit, unsere (politischen oder ethischen) Überzeugungen zur Disposition zu stellen? Wo setzen wir die Grenzen, unsere individuellen Grenzen, und welchen Preis sind wir bereit dafür zu bezahlen? Ich gehe nicht so weit und sage, Eichmann sei auch ein Teil von uns allen. Nichts desto trotz müssen wir achtsam sein und uns immer wieder selbstkritisch beobachten, also so etwas wie permanente Selbstreflexion betreiben.

Es ist eben schon so: krieg raus, wer du bist, und schnüffle nicht Gott hinterher, denn was die Menschheit ist, begreifst du am besten an dir (W. Biermann)

In der Bar

Heute Abend war ich in einer komischen Partylaune. Abgekämpft nach einem mühsamen Bürotag habe ich es mir in einer Bar in der Stadt gemütlich gemacht. Apéro 1, Apéro 2, und dazu die obligaten Häppchen. Und dann eine weitere Runde in Form eines gespritzten Weissen. Im Hintergrund der Pianist, hat er was von Sinatra gespielt? Eine Frau spricht mich an, ob der Platz neben mir frei sei. Aber ja doch, ich würde schon nicht beissen. Die Dame scheint ins Gespräch kommen zu wollen und nimmt meinen dummen Spruch auf und meint, es wäre eigentlich schade, dass ich nicht beisse. Ich bin nicht schlagfertig genug und nippe stattdessen an meinem Glas, das bald wieder leer sein wird. Später werde ich leicht belämmert die Bar verlassen, ohne freilich gebissen zu haben. Schade, rief sie mir noch beim Aufstehen zu, dass du schon gehst. Sind wir schon beim Du, fragte ich nach. Ja, und das wäre erst der Anfang. Darauf musste ich an die frische Luft gehen.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Gute-Nacht-Lied


(...)
Wenn ich betrunken bin, dann such' ich keinen Streit, dann kommt mein
bess'res Ich, das alles versteht und verzeiht (...)
Wenn ich betrunken bin, dann werde ich ganz still, dann schaue ich nach
innen, und da seh' ich, was ich will. Dann lächl' ich scheinbar grundlos,
und dann steh' ich kerzengrade, die Erdenschwere an den Füssen, und spüre
die Gnade: Ich brauch', um irgendwann beseelt unter den Tisch zu sinken,
weil ich naturbetrunken bin, überhaupt nichts zu trinken. Vielleicht bin ich
wie Obelix als Kind in Zaubertrank hineingefallen, und das hält jetzt vor,
ein Leben lang? Manchmal bin ich in Wirklichkeit stocknüchtern in mir drin -
wenn ich betrunken bin.

Selber kochen

Wer als sog. "Alleinstehender" nicht in der Lage ist, liebevoll für sich selbst zu kochen, den Tisch zu decken, das Essen zu geniessen und die Ruhe des Raumes aufzunehmen, sollte keine Beziehung eingehen. Nur wer mit sich selbst in Ruhe und im Frieden leben kann, ist bindungsfähig.

Dienstag, 13. Dezember 2011

nach einem anstrengenden Tag

Das war heute ein 13-Stunden-Tag, nicht einmal beim Mittagessen hatte ich meine Ruhe, da war small talk angesagt. Zu Hause angekommen will ich nur noch meine Ruhe, die Rechnungen im Briefkasten ignoriere ich für den Augenblick.

Und dann frage ich mich, ob ich einsam sei. Ich verneine die Frage, obwohl ich die existenzielle Einsamkeit sehr wohl kenne, aber darum geht es mir hier nicht. Ich denke vielmehr, dass die grösste und schmerzlichste Einsamkeit in unglücklichen Zweierbeziehungen zu finden ist, wenn dort kein Diskurs stattfindet, der auf vertrauter Basis erfolgt, wenn der Humor vom Gegenüber nicht verstanden wird, wenn, kurz gesagt, mein Gegenüber letztlich ein Fremder bzw. eine Fremde bleibt, obwohl die Beziehung seit Jahren, ja seit Jahrzehnten existiert. Ja, existiert, aber nicht gelebt wird, wenn Schweigen als Bedrohung oder als Normalzustand empfunden wird bzw. wenn vertrautes Schweigen ein Fremdwort bleibt. Und wenn abends im Bett jeder seinen eigenen Weg geht und nur noch Platz vorhanden ist für ein Gute-Nacht-Kuss ohne Berührung des Herzens, geschweige denn der Seele.

Montag, 12. Dezember 2011

Eigentlich nichts Neues

Einmal mehr bin ich müde und will doch nicht ins Bett.
Lese hier und dort.
Unkonzentriert.
Unruhe ohne ersichtlichen Grund.
Zu viel Arbeit, zu wenig Ausgleich.
Ja ja, immer dieselben Erklärungen,
die doch nicht weiterhelfen.

Sonntag, 11. Dezember 2011

Italiens Faschismus

Unglaublich.
Der Faschismus treibt seine tollsten Blüten.
Mitten in Europa.
Mussolinis Geist lebt ganz offensichtlich weiter.

Was lese ich soeben in der Online-Ausgabe der NZZ:

Ein zunächst friedlicher Protestmarsch in der norditalienischen Stadt schlug am Samstagabend in Gewalt um, wie italienische Medien berichteten. Rund hundert mit Knüppeln, Steinen und Brandsätzen bewaffnete Krawallmacher attackierten das die Zigeunersiedlung und zündeten dort Autos und Häuser an. Den Berichten zufolge wurde aber niemand verletzt.

Ein 16-jähriges Mädchen hatte zuvor vorgegeben, auf dem Nachhauseweg von zwei Zigeunern vergewaltigt worden zu sein. Bei der Polizei gab sie später zu, freiwillig Geschlechtsverkehr gehabt zu haben. Gegenüber ihrer Familie hatte sie die Vergewaltigungsgeschichte erfunden, um den Verlust ihrer Jungfräulichkeit zu rechtfertigen. Die Familie schickte sie zu regelmässigen Kontrollen bei einem Frauenarzt.

Nach Bekanntwerden der Lüge beendete die Polizei die Gewalt gegen das Zigeunerlager und nahm zwei Männer im Alter von 20 und 59 Jahren fest. Turins Bürgermeister Piero Fassino sagte, Lynchjustiz gegen unschuldige Menschen, nur weil sie Ausländer seien, sei nicht hinnehmbar.

Man beachte:

Die Polizei beendet die Gewalt erst nach Bekanntwerden der Lüge (!!), und:
Lynchjustiz sei gegen unschuldige Menschen nicht hinnehmbar. In contrario heisst dies: wenn Menschen "schuldig" sind, ist Lynchjustiz hinnehmbar.

Dies ist heute geschehen , mitten in Europa.

Ausgerechnet in Italien.
Faschismus in Reinkultur.

Hände, die sich berühren (XV)

Und dann haben sie sich's auf dem Sofa bequem eingerichtet.
Es ist mittlerweile 0130 Uhr.

Behagliche Wärme im Raum nicht zuletzt wegen des in Betrieb genommenen offenen Kamins.

Auf dem Beistelltisch:
zwei Gläser Cognac.



Er ist mitteilungsbedürftig, so scheint es.
Unermüdlich erzählt er von Bauten in Brasilia.
Sie nippt dazu an ihrem Cognac-Glas, hört halbwegs interessiert zu.
Nachfragen.
Dann erzählt sie, das Thema abrupt wechselnd, von Brahms.
Er gibt zu, hierzu ein absoluter Ignorant zu sein.
Sie legt eine Brahms-CD ein.

Manchmal berühren sich ihre Hände.
Nicht zufällig.
Bewusst, aber auch nicht zu lange.

Um 0220 Uhr liegen sie eng umschlungen auf dem Sofa.
Aus dem Kamin ist leises Knistern zu vernehmen.
Draussen regnet es.
Nur noch Kerzenlicht.
Kein Berühren der Lippen.

Ich bin müde, verkündet er gegen 0300 Uhr.
Bin ich auch, ja. Das Gästezimmer steht für dich bereit, wie immer.
Er lacht.
Danke.
Schlaf gut.
Ja, du auch.

Innige Umarmung vor dem zu-Bett-gehen.

Am nächsten Morgen treffen sie sich am Frühstückstisch wieder.
Es gibt kein peinliches Schweigen.
Und wieder ertönt Brahms aus den Lautsprechern.
Es regnet.
Bald fährt der Zug.
Sein Zug.

Parship (Fortsetzung)

Jüngste Statusmeldung:
Anzahl Mitteilungen: 11
Beantwortete Mitteilungen: -- (ich bin Passivmitglied, kann also gar nicht reagieren)

Was mich besonders verwundert: dass man mich kennen lernen möchte, obwohl mein Profil unvollständig, um nicht zu sagen: absolut fragmentarisch ist. Oder ist es vielmehr so, dass gerade die Maske reizt, das Unbekannte, das Fremde? Oder ist es vielmehr die Einsamkeit der Schreibenden?

Ihr Profil ist bisher noch nicht vollständig. Füllen Sie es jetzt weiter aus, um erfolgreich die passende Partnerin zu finden – oder um gefunden zu werden. Zeigen Sie, dass es sich lohnt, Sie kennenzulernen und gewinnen Sie niveauvolle Mitglieder für sich.

Jetzt Profil vervollständigen

Wie Sie am besten vorgehen und welche Optionen Sie nutzen sollten, stellen wir in dieser E-Mail vor.

Leben pur

Ich liebe es, meiner Tochter zuzuschauen, wie sie vor purer Lebensfreude draussen herumrennt, Geheimverstecke baut und im nahe gelegenen Wald allerlei Verrücktes anstellt. Noch wird sie vor Kopfgeburten verschont, vor allerlei Grübeleien und Zukunftsängsten.


Sie lebt in der Gegenwart, heute ist heute, morgen ist morgen.
Eine Tugend, die ich allzu oft vermissen lasse.

Nähe, Vertrauen, Vertrautheit

Notiert:
Intime Nähe (nicht in erotischer Hinsicht gemeint) im Sinne einer emotionalen Nähe, im Sinne von Vertrautheit und Vertrauen kann sehr wohl auch ausserhalb einer "normalen" Paarbeziehung existieren bzw. gepflegt werden. Womit sich fragt, ob unter einer solchen Konstellation eine "normale" Paarbeziehung darüber hinaus im besten Fall nur noch die erotisch-sexuelle Komponente beinhaltet.

Oder anders gesagt: wer asexuell ist oder, aus welchen Gründen auch immer, keine "normale" Paarbeziehung leben möchte, kann intimste Momente und Beziehungen sehr wohl auch erleben und leben.

Für mich käme dies nicht in Frage, ich brauche das Gesamtpaket. Aber auch hier kann man sehr wohl geteilter Auffassung sein.

Samstag, 10. Dezember 2011

Müll

Was für arme Seelen fallen auf solchen Müll ein? Leider wohl nicht wenige. Die Einsamkeit kann Menschen für allerlei Absurditäten anfällig machen. Sei es der sattsam bekannte Enkeltrick, sei es eine Mail aus Russland von einer imaginären Lena.

I saw your address in internet and decided to ask you for help in despair.
My name is Lena and me is to writing you from library of our town.
I recently lost my job and cannot pay for heating our home anymore. My husband leaved me with my little daughter.
Now we live with my mother. We need heating urgent because winter comes and the temperature in our home is very cold. For this purpose we need a wood-burn-stove, but we can not buy it because it costs too much for our family.
If you have old, not great size and portable wood burn stove, I pray you can gift to us and departure it to our address. I await your response.
I wish you a Merry Christmas and all the best in New Year.
Lena.
Russia.
elenakin@nxt.ru

Freitag, 9. Dezember 2011

Parship

Ich habe mich heute aus Jux und Neugier bei Parship angemeldet.

Nicht als zahlendes Mitglied (ich suche nicht nach einer Partnerin), sondern als sog. Passivmitglied. Das heisst, ich kann mit den Damen keinerlei Kontakt aufnehmen, auch wenn sie mich a) anlächeln (was für eine lustige Funktion), mir einen Willkommensgruss zustellen (man beachte den subtilen Unterschied zu a)) oder c) gar eine Nachricht schicken (Mitteilung: "Mitglied XLR54935 möchte Sie kennen lernen").

Vermutlich liegt es daran, dass wir kurz vor den Feiertagen stehen, dass ich innert weniger Stunden so viel elektronische Post erhalte. Und dies, wohlgemerkt, obwohl ich keine Aussagen mache über meine Person, über meine Hobbies, meine Vorlieben und Macken und dergleichen mehr. Ich bin bloss eine Maske, Mitglied XLKS4535, Wohnort Zürich, geschieden, zwei Kinder (wovon 1 bei mir lebt), fertig.

Parship und wie sie alle heissen ist ja nichts anderes als ein Warenkatalog. Ich klicke mich durch sog. Profile durch und überlege mir, ob es passt oder nicht. Sog. Matchingpunkte sollen mir angeben, ob die Frau, deren Profil ich anklicke, grundsätzlich zu mir passen könnte. Und wenn sie mir oder ich ihr überhaupt nicht gefalle, kann man sich ganz einfach verabschieden und das Profil auf Nimmerwiedersehen löschen, auf dass man nicht mehr behelligt werde.

Und so stressen manche nach der Arbeit zum Computer und checken ihre elektronische Post, ganz ungeduldig erhoffen sie sich einen Willkommensgruss, ein Lächeln oder gar eine persönliche Nachricht. Und bei all dem verpassen sie womöglich die Chance, das Gegenüber in der Strassenbahn, das vielleicht ganz gut zu ihnen passen würde, anzusprechen. Lieber tun sie es, ganz modern, online, aus sicherer Distanz und in klinisch sauberer Atmosphäre.

die letzte Stunde

notiert nach einem längeren Telefongespräch:

letztlich stellt sich die banale und doch fundamentale Frage, wie man sich sein Sterben im Idealfall vorstellt, wer bei diesem Prozess dabei sein sollte und welche Hand uns auf die letzte Reise begleitet.

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Küsse

Es gibt Küsse, die einfach gut tun.
Küsse, die nach mehr schmecken.
Küsse, die von Vertrauen getragen werden.

Doch auch dies:

Küsse ohne jegliche Folgen.
Küsse, die von Trauer und Verlustängsten getragen werden.
Küsse voller Verzweiflungen.
Küsse des Abschieds und der Tränen.




und auch dies:

Küsse der Täuschungen.
Küsse, die von Lügen getragen werden.
Heuchlerische Küsse.

Was besonders schmerzt - für beide, wohlverstanden:
Küsse, die nicht auf Gegenseitigkeit beruhen.
Bekannte und doch nicht vertraute Küsse.
Seelenlose Küsse.
Einsame Küsse.

Das tut weh.
Betrug und Selbstbetrug im selben Paket.

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Der Fahrer der Strassenbahn

Heute Abend in der Strassenbahn, vollgestopft von gestressten Menschen und unruhigen Kindern, fiel mir urplötzlich ein, dass früher, als ich Kind war, der Zugang zum Fahrer noch völlig offen war. Da konnte man als Kind gleich hinter ihm stehen und seine Arbeit beobachten, und nur eine kleine Sperre, die mühelos zu überschreiten war, erinnerte uns Kinder daran, dass dort der Zugang zu ihm endete. Eine auffällig grosse Tafel war sodann oberhalb des Fahrers angebracht mit den Worten: bitte während der Fahrt nicht mit dem Fahrer sprechen. Tja, das war ein Ding.

Heute sind die Fahrer und Fahrerinnen dicht abgeschottet von den Fahrgästen, dicke Panzertüren lassen niemand durch, und die Scheiben, so scheint es beinahe, sind kugelsicher. An solchen Kleinigkeiten merkt man, wie sich schleichend kleine Dinge des Lebens ändern und mit ihnen die Alltagskultur. Im meine: nicht immer zum Guten.

Dienstag, 6. Dezember 2011

Gute-Nacht-Lied

Und immer wieder Hélène Grimaud

Babykonzerte

Früh übt sich.
So ist es.
Da gibt es Babykonzerte.
Jawoll, B-a-b-y-k-o-n-z-e-r-t-e.
Gut so.
Musik kann so etwas wie Heimat vermitteln.
Heimat im Sinne von "zu Hause sein", bei sich sein.
Zuhören können.
In sich gehen können.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer.

Babys im Konzert – warum nicht? Unsere kleinsten Zuhörer (bis Krabbelalter) können auf Decken und Kissen gemeinsam mit Mamis und Papis eine gute halbe Stunde lang kindgerechten Klängen lauschen, die von Musikern des Philharmonischen Orchesters zum Besten gegeben werden. Auch werdende Mütter und Väter sind bei diesem kurzweiligen Konzerterlebnis herzlich willkommen. Kinderwagenparkplätze und Wickeltisch sind vorhanden. Aufgrund der großen Nachfrage bitten wir, die Karten im Vorverkauf zu erwerben.

kein guter Schlaf

Schlecht geschlafen.
Nach der Dusche und einem ausgiebigen Frühstück einigermassen fit.
Im Geschäft erwartet mich eine Unmenge an Arbeit.
Der Alltag muss immer wieder bewältigt werden.

Sonntag, 4. Dezember 2011

....als ein Schrecken ohne Ende

Notiert:
Sie wollte ihn nicht gehen lassen. Der Versuch, ihn in ihrer Wohnung festzuhalten, misslang jedoch. Er konnte gerade noch den Wohnungsschlüssel ergattern und sich davon machen. Tränen, Dramatik, bitte-bleib-bei-mir-Parolen. Er lässt sich nicht umstimmen, bleibt höflich, aber bestimmt.

Und ja, dann kommt ihm der Satz in den Sinn:
lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Der Song zum Sonntagabend

Und dazu ein Glas Burgunder, etwas Käse, Nussbrot und Trauben.

Hände, die sich berühren (XIV)

Sie beschlossen, ein gemeinsames Wochenende im Tessin zu verbringen, möglichst weit weg vom Alltag, das wollten sie sein.

Sie wählen aus:



Per Zufall konnten sie noch rechtzeitig ein schönes altes Haus unweit des Friedhofs mieten, dort, wo auch Alfred Andersch und seine Frau ruhen.

Um es gleich vorwegzunehmen: Nein, sie haben das Bett nicht geteilt, was nicht heisst, dass sie nicht ein schönes Wochenende zusammen verbracht hätten. Ganz im Gegenteil: gemeinsames und vertrautes Kochen im alten Steinhaus, Kalbsfleisch und Polenta, Salat. Dazu reichlich Wein und Grappa aus dem Tessin. Und dann, vor dem Kamin, die Fortsetzung ihrer Gespräche. Sie schmiegen sich zeitweise an, er streichelt sie dabei sanft über ihr langes rostbraunes Haar, das sie zu einem Rossschwanz zusammengebunden hat.
Nachmittags waren sie auf einer längeren Wanderung unterwegs, Hand-in-Hand, und das gelegentliche Schweigen entpuppte sich nicht als peinliches Schweigen.

Sie brauchen Zeit, so wie guter Wein auch seine Zeit benötigt, um nachhaltig reifen zu können.

Im Zug

Im Zug notiert:

Sie: wie konntest du ein Jahr mit dieser Frau zusammen sein, obwohl du sie nicht liebst?
Er (bleibt eine Weile lang stumm, sucht nach Worten): ehrlich gesagt kann ich dir diese Frage nicht mit abschliessender Bestimmtheit beantworten. War es Gewohnheit? Bequemlichkeit?
Sie: du solltest darüber nachdenken...
Er will was sagen, doch wird er von der Lautsprecherdurchsage unterbrochen. Er schweigt

Samstag, 3. Dezember 2011

Julia Fischer













So stelle ich mir heute einen gelungenen Samstagvormittag vor.

Frühstücken
mit dem Duft frischer Brötchen in der Nase.

Und aus den Lautsprechern die subtilen Klänge von Julia Fischer.
Sarabande von Bach (Deep Purple experimentierten damit).

Der Regen hat aufgehört, der Himmel lichtet sich.
Es ist Zeit, das Weite zu suchen, auf durchnässten Böden zu wandern.

Und in den Ohren die Klänge von Julia Fischer.
Immer wieder.

Schlaflos

An Schlaf ist nicht zu denken.
Obwohl ich so verdammt müde Augen habe.
Unruhe treibt mich an.
Der Beruhigungstee wird's schon richten.
Möge es die ganze Nacht lang regnen,
ich höre bei offenem Fenster
den feinen Nieselregen
und den Nachtwind, der mich bald in den Schlaf wiegen wird.

Freitag, 2. Dezember 2011

Weihnachten, Neujahr und die damit verbundenen Erwartungen

Ich weiss nicht, ob ich mich auf Weihnachten und Neujahr freuen soll.
Da sind so viele Erwartungen da und dort.
Ich spüre die Tendenz in mir, mich in diesen Tagen zu verkriechen.
Deckel zu.

Stille Nacht, heilige Nacht, ja natürlich.
Und dann auch noch die obligate Weihnachtsgans
die ich, abgesehen von allem, wirklich lecker finde.

Und am 31. Dezember ist bestellte Fröhlichkeit angesagt.
Richtig erlöst bin ich dann, wenn die Kirchenglocken
unmittelbar nach Mitternacht
das neue Jahr einläuten.
Dann atme ich tief durch und denke mir: geschafft.
Und dann beginnt alles wieder von vorne.

Heute ist nicht mein Tag.
Wenigstens regnet es. Endlich.