In den USA gibt es in beinahe jedem kleineren Kaff eine sog. Laundry. Ich liebte es, diese Wäschereien zu besuchen, nicht nur aus praktischen Gründen: sie verraten viel über das Land und seine Mentalitäten. Dort setzte ich mich jeweils für die Dauer des gesamten Programms vor die Waschmaschine, las ein Buch oder kam mit anderen ins Gespräch. Heute bin ich in meiner privaten Laundry angekommen: der Waschraum als heimlicher Ort der Meditation. Vielleicht müsste ich wieder einmal eine Kirche besuchen.
Sonntag, 19. Juni 2011
Wäsche waschen
Heute Abend erledige ich meine Ferienwäsche. Dabei habe ich die Angewohnheit (oder soll ich von Marotte sprechen?), dem beginnenden Waschprogramm gebannt zuzuschauen, was durchaus mehrere Minuten dauern kann, ehe ich wieder in die Wohnung gehe. Gedankenversunken stehe ich jeweils vor der Maschine und lass mich von den Drehungen meditativ forttragen. Oftmals fällt mir dazu nichts ein, ich sitze einfach da und schaue zu. Oder ich denke an die sog. Waschfrauen von damals, die mit Mühsal stundenlang die Wäsche unten am Fluss waschen mussten. Die leisen Drehungen der Waschmaschine beruhigen mich auf eine eigentümliche Weise, ich sehe die letzte Woche getragenen Kleidungsstücke, wie sie im Wasser schwimmen und Zug um Zug gereinigt werden. 40 Grad, das muss genügen, sog. Sparprogramm, da sich als "Biowaschgang" anpreist. Ein Weichspüler kommt nie zum Einsatz, aus ganz grundsätzlichen Überlegungen.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Haha, das mit dem zuschauen kenne ich ebenfalls. Die Faszination Waschmaschine ist diesbezüglich einfach ungebrochen :)
AntwortenLöschen