Montag, 30. August 2010

Emmi

süsses Leben, saures Leben
Paradieschen wirds nie geben,
Höllen gibts schon eher....
also hau ich rein und mache weiter
weine, fluche, lache
unser Lebenslied: Ewig machen, ewig scheitern!

Wolf Biermann, süsses Leben, saures Leben, 1996
***
B. war über das Wochenende hier. Wir hatten es gut, ich kann auch sagen: nett, zeitweise gar lustig. Gestern hat es gar für eine kleine Bergwanderung gereicht.

Nachts kriegte ich Schweissausbrüche, weil ich die Nähe nicht ertrug, ihre Nähe. Ich dachte an Emmi (der ich in früheren Beiträgen den Namen A. gab, aber Emmi passt besser), verspürte den naiven Wunsch, sie zu berühren. Wie kindisch von mir, aber ich kann die Sehnsucht, meine Sehnsucht, nicht einfach unterdrücken mittels Knopfdruck im Kopf. Ich ahne, dass sie es besser hat, sie, der Kopfmensch, der mich mit ihrem letzten Mail aus ihrer Gedankenwelt gelöscht hat. Sie wird diesen Blog auch nicht mehr lesen, denn was vorbei ist, ist vorbei. Ich verstehe ihr Verhalten, sie ist schliesslich v.e.r.h.e.i.r.a.t.e.t, und dies bedeutet letztlich: entweder-oder, weil die Menschen darauf konditioniert werden.

Nachts erschrak ich ob der Feststellung, dass ihre mentalen Küsse mein Herz höher schlagen liessen als die realen von B, Mit Emmi war es ein Flirt mit der verbotenen Frucht, aber dadurch erfuhr ich, wie es sein könnte. Ich kann diese Erfahrung nicht rückgängig machen, und ich möchte sie auch nicht rückgängig machen. Der Referenzpunkt ist gesetzt, hinter den ich nicht zurück kann.

Der graue Punkt hinter ihrem Namen in meinem Google-Mailaccount bleibt grau wie das aktuelle Wetter. Dabei wäre grün die Farbe der Hoffnung.

Mein Bett war dieses Wochenende nicht leer.
Und dennoch war es in einer gewissen Weise leer, leerer als sonst.
Ich bin einsamer denn je.
Bin ich deswegen traurig, niedergeschlagen?
Ich bin vor allem müde, betrachte den wolkenverhangenen Himmel und höre dem Regen zu. Der Morgen erwacht.

Nächste Woche hätte ich Emmi gesehen. Da ich den Flug nicht mehr stornieren kann, werde ich vielleicht die Maschine dennoch nehmen, werde dem Rheinufer entlang laufen und einfach nachspüren.

Ich muss hoffnungslos verrückt sein.

3 Kommentare:

  1. ach, peter, auch du wirst nie eine männliche "femme fatale", die sich einfach so mit sex über ein gebrochenes herz hinwegtrösten kann. ist das gut oder schlecht?

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  2. Eine gute Frage, Anna. Ich weiss es nicht. Vermutlich wäre es einfacher, die Sau rauslassen zu können (Entschuldigung). Aber man kann ja nicht über den eigenen Schatten springen und so tun, als ob.

    Biermann:
    unser Lebenslied: Ewig machen, ewig scheitern!

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