Wochenende – ohne Tochter. Das gibt mir die Möglichkeit, zu lesen und zu schreiben. Eine Kaltfront hat mich erreicht, nicht nur in meteorologischer Hinsicht. Auf Entzug zu sein ist nicht angenehm. Der wolkenverhangene Himmel (bald wird es Regnen, so habe ich eine billige Ausrede, nicht joggen zu gehen) stört mich nicht, im Gegenteil. So ist der Kontrast zwischen innen und aussen besser auszuhalten.
Gestern Nacht weckt mich eine sms. B, so will ich sie nennen, will mich heute Abend sehen. Will mit mir kochen. Ich bin für Ablenkung dankbar. Ich habe alles Notwendige eingekauft, dem gemeinsamen Kochen steht nichts im Weg. B. mag mich. Sie ist jünger als ich, doch nicht so jung, als dass sie meine Tochter sein könnte (darauf kann ich gut verzichten). B. ist geschieden (sie hatte, so sagte sie mir neulich beiläufig, mit ihrem, nach eigenem Bekunden autoritären Mann, nur schlechten Sex, ich fragte nicht nach, was sie darunter verstehe) und kinderlos (ihr Mann hätte keine Kinder gewollt). Ich ahne, dass sie heute bei mir übernachten will, weshalb ich prophylaktisch das Sonntagsfrühstück auch eingekauft habe. Im Keller habe ich schweren Burgunder, den ich zum Kalbsfilet auftischen werde.
Ich lenke mich ab.
Und sonst? Ich lese kreuz und quer in diversen Büchern (A. Nin, M. Frisch, S. Sontag) und in meinen Tageszeitungen, erledige gleichzeitig die Wäsche, lasse mich von Bach berieseln (Mozart wäre aktuell nicht auszuhalten), höre mir am Radio Wortbeiträge an. In einem gewissen Sinne geniesse ich diesen Samstag, geniesse die Ruhe und die grauen Wolken. Vielleicht werde ich mich gleich aufraffen und im nahe gelegenen Wald joggen gehen, aus reinen Vernunftgründen.
Ich spiele niemandem etwas vor.
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Nachtrag (1400 Uhr)
Das Joggen hat gut getan, ich fühle mich einigermassen gut.
Ich gebe zu: ich vermisse die Zeilen von Emmi.
Nachtrag (1600 Uhr)
Dieses Lied wird mich verfolgen, wenn ich heute Abend (mit)kochen werde. Ich kann nicht anders (aus den Augen, aus dem Sinn - so schnell funktioniert das nicht)
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