Dienstag, 25. Oktober 2011

Hände, die sich berühren (II)

So oder ähnlich könnte die Geschichte weitergehen:

Seit ihrer ersten Begegnung haben sie sich nicht wiedergesehen. Umso haben sie sich schriftlich ausgetauscht (Mails) und dabei augenzwinkernd aus ihrem Leben erzählt. Niemand wagt eine Offensive, alles bleibt im diffusen Bereich, spielerisch durchaus, und mit einer Prise Erotik (subtile Andeutungen, die man aber ggf. auch anders interpretieren könnte). Sie macht Vorschläge für den Besuch eines Konzerts (Schubert, Brahms), er für eine Ausstellung (Dadaismus). Dabei stellt sich heraus, dass beide ihr Leben schon auf Wochen hinaus verplant haben. Nein, dieses Wochenende geht ihr nicht, übernächstes ihm nicht. Sie will ihre langjährige Freundin nicht sitzenlassen, er nicht seine Musikfreunde. Ob es wenigstens für ein baldiges gemeinsames Mittagessen reicht? Wie sähe es wohl übernächsten Mittwochabend aus, sie könnten sich in der Mitte ihres Weges treffen. 20 Uhr beim Italiener um die Ecke?

Er wird nachdenklich und stellt fest, dass ihre Leben, vorläufig zumindest, kaum kompatibel sind. Sie kommt zu ähnlichen Schlüssen und weiss, dass man das Leben nicht von heute auf morgen auf den Kopf stellen kann, vor allem nicht in ihrem Alter, wo jeder seine Rituale hat und sich damit ganz wohlig eingerichtet hat.

Derweil verstreichen Tage, Wochen. Sie schreiben sich täglich mit einer Prise Humor und erzählen weiter aus ihrem Leben. Sie beschreiben ihr Leben und malen sich aus, wie es wohl wäre, wenn sie zusammen wären.

Und wieder sind drei Wochen verstrichen.

4 Kommentare:

  1. Es ist schon besser, man findet in jungen Jahren die Frau / den Mann fürs Leben. Da ist alles noch so herrlich unkompliziert.

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  2. Ich bin gespannt auf Teil (III) :-)

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  3. @Castorp: ja, stimmt - und wieder auch nicht. Es kann auch sehr spannend sein, in reiferen Jahren d e m Menschen zu begegnen, auf den man (insgeheim) wartete.
    @anonym: ich auch :-)

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  4. Ähhhhh und dann wollte ich Herrn Castorp noch fragen, was ihn zu dem - für mein Empfinden - unsensiblen Kommentar oben bewegt hat ?

    Herr Castorp ich finde es aber schön, wenn es Ihnen gut geht und Sie ihre Liebe so richtig doll geniessen können!

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